Der Größte aller Zeiten

Tigerline_Golf_Live_at

Je näher Tigers Karriereende rückt, desto hitziger die Debatte: ist er „The GOAT„, „Greatest Of All Times“? Unmöglich zu sagen. Weil per Definition ist diese Frage nicht vor dem Ende aller Zeiten zu beantworten. Warten wir besser noch eine Ewigkeit.

Nein, es geht nicht um den Ziegenbock, wenn Amerikas Golffans debattieren, wer „THE GOAT“ sei. Likers und Haters zerstreiten sich an der Frage, ob Tiger Woods der Größte Golfer aller Zeiten ist – oder vielleicht eher Jack Nicklaus dank seiner 18 Majorsiege?

Eine echte Glaubensfrage für jeden Golffan – ist Tiger Woods wirklich die ultimative Lichtgestalt der Fairways und Grüns, angesichts derer selbst ein Ben Hogan oder Jack Nicklaus verblassen?

Ich glaube eher, diese Diskussion ist blanker Unsinn – das brauchen nur wir Golfjournalisten, um Dir tagtäglich neue Superlative auftischen zu dürfen. Das verkauft bunt bedrucktes Papier am Kiosk genauso wie Werbebanner in der Onlinewelt und sichert schreibende Arbeitsplätze.

Auch ein Niki Lauda als zu seiner Zeit Allergrößter der Formel 1 wurde medial bald von Ayrton Senna in den Schatten gestellt. Danach avancierte Michael Schumacher zum „GOAT“, ehe jetzt seine Rekorde von Sebastian Vettel Stück für Stück ausgelöscht werden. Die Halbwertszeit für den Superlativ „für alle Zeiten“ wird kürzer und kürzer.

Genauso vergänglich rollt die Kugel im Golfsport. Eine Karriere von Ben Hogan ist mit jener von Jack Nicklaus nicht vergleichbar, schon allein da Hogan ein paar Jährchen durch den Zweiten Weltkrieg verlor. Die 18 Majortitel von Jack Nicklaus wiederum wurden in einer Zeit erspielt, als die Weltspitze bei weitem nicht so eng beinander war wie zu Tigers Zeiten.

Meine Lösung: Machen wir aus „The Greatest of ALL Times“ (GOAT) doch besser den „Greatest of THEIR Time„, abgekürzt GOTT. Das löst alle Probleme und passt viel besser.

Sam Snead, der Golf-Gott der 40er-Jahre, gefolgt von Ben Hogan, dem Göttlichen der 50er. Jeweils ein Jahrzehnt später waren Arnold Palmer, Jack Nicklaus und Seve Ballesteros die Godfathers des Golfsports. Heute pilgern die Fans halt zum Schrein des Tiger Woods.

Woods oder auch Nicklaus als den „Größten aller Zeiten“ zu betiteln wäre respektlos gegenüber den Leistungen von Hogan oder Snead, die genauso eine ganze Ära prägten.

Der Golfgott möge uns verzeihen, wenn wie ein Vielgöttertum betreiben. Wie es Rory McIlroy unlängst treffend formulierte: der Golfsport braucht eine dominante Figur als Zugpferd für die Medien. Wer wird der grüne GOTT nach der Ära Tiger sein?

von Joachim Widl

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