Das Turnier-Sterben

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Es war einmal und ist nicht mehr: Geplante Turniere in Madrid und Mallorca vertschüssen sich still und heimlich vom European Tour-Kalender, Valderrama und Portugal im Oktober wackeln. Die Finanzkrise schlägt nun voll auf die European Tour durch und beschert den Erstliga-Pros wohl zunehmend freie Wochen.

Banken und Tourismusverbände aus Spanien und Portugal, die so gerne mal ein Milliönchen oder zwei aus der Portokasse abzweigten und in ein Golfturnier der European Tour steckten, haben nun andere Sorgen – und mit ihnen auch die Tour-Pros, denen immer öfter Spielpausen drohen.

Im Oktober könnte sogar das europäische Saisonfinale mit den Turnieren in Valderrama und Vilamoura kippen, das wäre besonders bitter für Spieler wie Markus Brier, die dringend Starts brauchen um ihre Tourkarten zu sichern.

Nur 1 Turnier in Kaymer-Country

Dort wo Sponsoren noch kaufmännisch rechnen, ist bereits seit Jahren die düstere Realität eingekehrt: das reiche Deutschland mit Weltstar Kaymer kann nur noch ein Turnier finanzieren, die Zeiten einer Mercedes Benz Championship oder einer Linde German Masters sind lange vorbei. Ein Sponsor Value im Sinne von „X-Euro Investment für ein Mehr als X an Ertrag“ ist bei den geforderten Preisgeldsummen von zumindest eine Million, samt Nebengeräuschen für die Organisation, einfach nicht darstellbar.

Der Ladies European Tour, die noch weit weniger mit dem Argument einer großflächigen TV-Coverage punkten kann, sterben bereits die ganz großen Brocken weg: 2013 soll sogar der dickste Fisch für Michl und Co, die Swiss Ladies Open (525.000 Euro) nicht mehr stattfinden. Italien und Portugal gibts im Damengolf bereits heuer nicht mehr.

Streicheln statt Rechnen

… so lautet nun die neue Devise der Turnier-Promoter: Ohne die eitlen Mäzene, denen das Scheinwerferlicht der TV-Kameras jedes Sümmchen wert ist, würde der European Tour-Kalender wie ein Schweizer Emmentaler aussehen – und wäre garantiert ohne österreichischen Eintrag.

Mit Neid muss man wieder nach Amerika schielen. Dort leistet sich der Abfallverband von Phoenix, Arizona, ein Turnier am US PGA Tour-Kalender. 6,1 Millionen US Dollar zahlen dort die Haushalte ungefragt zuviel an Müllgebühren, damit der Generaldirektor mit Phil Mickelson eine Pro-Am-Runde drehen darf und am Sonntag live im Studio von Golf Channel über seine Müllvisionen philosphiert.

Wer am Moving Day ein grünes Polo-Shirt trug, motivierte Phoenix Waste Management dazu einen weiteren Dollar für ein Umweltprojekt zu spenden. So kamen 50.000 Dollar zustande. Hurra, lauter Grüne in Amerika, die Umwelt in Arizona ist gerettet!

Aber mal im Ernst. Im homogenen US-Markt von 310 Millionen Konsumenten mit einer Sprache und einer Währung sind selbst 6 Millionen US Dollar relativ einfach für ein Golfturnier locker zu machen, Profit für Auto- und Finanzkonzerne garantiert.

Angesichts des asiatischen Golf-Booms, der immer mehr „Spots“ am European Tour-Kalender aufsaugt, bleibt Europa sowieso nur eine Devise: Gesund schrumpfen, auch beim Golfsport. Weniger Golfturniere bedeutet zugleich mehr Aufmerksamkeit für das, was noch funktioniert.

Das österreichische Wunder

Als einziges kleines Land in Europa bitten wir alljährlich European-, Challenge- und Ladies European Tour zu Gast – und das durchgehend seit 2006! Das österreichische Golfwunder schlechthin. Ich will gar nicht wissen, wie sich das finanziell ausgeht – denke gerade an Josef Martinz bei der Klagenfurter Preisverleihung – nein, Stopp! Genießen wirs einfach!


von Joachim Widl

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