Kategorie: Tigerline

Plan B – Tourschool?

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Müssen alle außer Bernd zur Tourschool – schon wieder? Weil Plan A (gut spielen, Geld verdienen, aufsteigen) über die Saison betrachtet nicht aufging. Wird Plan B (Tourschool) jetzt die Karriere retten?

Nur Top 10-Ergebnisse machen auf der Profitour das Kraut fett – bringen ausreichend Preisgeld um davon leben zu können, verteidigen das Spielrecht fürs nächste Jahr oder (noch besser) führen in die nächsthöhere Liga. Die Latte dazu liegt aber verdammt hoch: 9 unter Par reicht im Schnitt für die Top 10 auf der European Tour. Noch ein wenig tiefer (-9,25) muss man statistisch gesehen auf der Challenge Tour schiessen.

Sind Österreichs Playing Pros mit Ausnahme von Bernd Wiesberger nicht gut genug? So ist es, sagt knallhart das World Ranking, wo sonst keiner mehr unter den Top 800 zu finden ist. Aber schaun wir uns die Jungs mal genauer an. Hier ihre durchschnittlichen Rundenscores heuer und wo sie damit auf ihrer angestammten Tour im Ranking gelandet sind (Stichtag 12.9.2013:)

Spieler
Score-Schnitt
Ranking Tour
Bernd Wiesberger
70,61
36. ET
Martin Wiegele
73,09
197. ET
Markus Brier
72,40
216. ET / 108. CT
H.P. Bacher
72,39
118. CT
Roland Steiner
69,67
78. CT
Manuel Trappel
70,43
97. CT
Florian Prägant
72,50
153. CT
Jürgen Maurer
72,77
169. CT
Uli Weinhandl
70,36
8. ALPS
Lukas Nemecz
70,65
7. ALPS
Leo Astl
72,65
8. PGT
Philipp Fendt
72,48
42. PGT
Berni Reiter
73,14
27. PGT
Bernard Neumayer
72,82
38. PGT
Joe Steiner
73,20
46. PGT
Christoph Pfau
73,68
53. PGT
Wolfgang Rieder
72,81
69. PGT

Bei den Herrschaften mit schwarzem Scoredurchschnitt, also über Par, gibt es nur zu sagen: das Jahr 2013 ist bislang ein „Satz mit x“, das war wohl „nix“. Einzige Ausnahme Leo Astl, der aber zu unbeständig spielte. In der Preisgeldarithmetik der Pro Golf Tour sind selbst zwei Siege alleine zu wenig.

Interessanter sind die „5 Roten“. Roland Steiner ist mit 69,67 Schlägen Durchschnitt bei 38 Runden der Neuntbeste auf der Challenge Tour – aber nur 78. im Ranking! Jose-Filipe Lima, aktuell die Nummer 1 auf Europas Nachwuchstour, spielt mit 69,87 Schnitt sogar schlechter als Steiner. Auch Manuel Trappel (70,43) spielt eine Supersaison, ist im Ranking aber noch hinter Steiner. Wie gibts das? Beide durften nur 9 Turniere spielen und haben ihre besten Runden zum falschen Zeitpunkt abgefeuert.

Die geforderten tiefen Runden schüttelten auch Luki Nemecz (70,65) und Uli Weinhandl (70,36) auf der Alps Tour aus dem Ärmel. Da sie dort volle Saisonen spielen und mit tiefen Runden zum rechten Zeitpunkt punkteten, sind sie im Ranking entsprechend weit vorne. Wie gnadenlos konkurrenzfähig die Alps Tour geworden ist, beweist, dass dennoch beide sicherheitshalber bei der Stage 1 der Tourschool antreten mussten, weil das Challenge Tour-Ticket noch unsicher war.

Dabei sein und brav im Mittelfeld mitspielen, das reicht nicht mehr für ein verdienstvolles Leben auf der Tour. Der professionelle Golfzirkus will Siegertypen sehen. So wie den Amerikaner Brooks Koepka, der ein paar Einladungen für die Challenge Tour bekam, drei Siege abstaubte und kurze Zeit später auf der European Tour und bei der British Open spielte.

Der Preisgeld-Breakdown ist daher so zugeschnitten, dass nur Siege den großen Wurf bringen und Top 5-Ergebnisse wirklich im Ranking weiterhelfen. Nur wer knallhart zuschlägt, wenn es um die Wurst geht, kommt weiter. Und das geht so:

1. Schritt: ein golferisches Komplett-Paket zusammenbringen um einen Rundenschnitt von ca. 70 Schlägen oder besser zu stemmen.

2. Schritt: geduldig auf die „guten Wochen“ warten, wo es läuft und man am Sonntag auf den letzten 9 Löchern um den Sieg mitspielt.

3. Schritt: spätestens im dritten oder vierten Anlauf voll zuschlagen mit Sieg oder zumindest Top 3.

4. Schritt: Wiederholung bitte, mit dem Selbstvertrauen eines Siegers.

So schafften Bernd Wiesberger oder Thorbjorn Olesen und Nicolas Colsaerts den großen Karrieresprung, Brooks Koepka, Peter Uihlein und Tommy Fleetwood folgten.

Ob das alles mit Plan A oder B gelingt, ist letztlich Nebensache. Die Tourschool wird viel zu wichtig genommen, sie bringt maximal eine Tourkarte, aber noch keinen Erfolg. Vor allem für junge Spieler eine Bürde, wie man bei H.P. Bacher und Marina Stütz gesehen hat. Tourkarte heißt: hohe Reisekosten, die nur teilweise durch Sponsoren abgedeckt sind, verbunden mit dem Druck, in einer höheren Liga Topergebnisse abliefern zu müssen. Mehr als zwei Drittel der Tourschool-Qualifikanten scheitern daran.

Der Erfolg verlangt zuerst „Knochenarbeit“ (Schritt 1) und dann „Kopfarbeit“ für Schritt 2 bis 4. Und zuletzt die gute Nachricht: solange die Gesundheit mitspielt, steht dem Golftalent ein Zeitfenster von 15 bis 20 Jahren zur Verfügung, wo mit jeder neuen Turnierwoche die nächste Chance kommt.

Das Beste: Golf kennt keine Preisrichter, keine Haltungsnoten, nur die nackte Score-Wahrheit, die man weder schönrechnen noch schönreden kann. Alle beginnen bei Even Par, haben 14 Schläger im Bag und die Übung heisst: möglichst effizient 72 Mal einlochen. Das ist Plan A.


von Joachim Widl

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Tigers Major-Angst

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Wer sich bei den Turnieren nur die Rosinen herauspickt, dem schmecken die hantigen Major-Kurse besonders bitter. 5 Gründe, warum für Tiger Woods die Trauben bei Majors immer höher hängen.

16. Juni 2008: Österreichs Kicker unter Teamchef Josef Hickersberger verlieren bei der Heim-EM im Ernst Happel-Stadion mit 0:1 gegen die Deutschen. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer muss den SPÖ-Vorsitz abgeben und US-Präsident Georg W. Bush ist zu Besuch bei Angela Merkel in Deutschland.

Ach ja, und noch etwas: Tiger Woods gewinnt seinen 14. und bislang letzten Major-Titel bei der US Open, nicht gerade zufällig auf der Hauswiese von Torrey Pines.

Seit exakt 1.882 Tagen wartet Tiger Woods auf Majortitel Nummer 15 um dem Allzeitrekord von Jack Nicklaus mit 18 Erfolgen näherzurücken. Nach der neuerlichen Pleite von Oak Hill heißt es weitere 245 Tage bis zur nächsten Chance warten – und die biologische Uhr tickt für den dann 38-jährigen immer schneller. Wahrscheinlich bereut es Tiger mittlerweile, dass er selbst die Anzahl der Majortitel als Messlatte dafür gewählt hat, wer der Größte aller Zeiten ist…

Dabei ist aus Sicht der Tiger-Fans eh wieder alles paletti. 5 Saisonsiege und klare Nummer 1 im World Ranking, nachdem sich der logische Nachfolger Rory McIlroy für einige Zeit von der Liebe und dem Millionärsleben konsumieren lässt. Wieso klappt es aber bei den Majors für Tiger nicht? Mir fallen zumindest 5 Gründe ein.

1. Major-Setups zu schwer: 15 Jahre lang hat Tiger die Turnierveranstalter in Amerika dazu erzogen, sein Lieblings-Setup bezüglich Rough (wenig) und Grüns (schnell) aufzulegen – oder er startet nicht. Logische Folge: er gewinnt im Wesentlichen immer die gleichen Lieblingsturniere mittlerweile zum 7., 8. Mal. Tigers Pech sind die Majors: Weder die sturen Herren von Augusta, noch die USGA, R&A oder US PGA braten für Herrn Woods eine Extrawurst.

2. Defensiv erzeugt Defensive: der für sein geniales Course-Management und das „Denken über den Golfplatz wie ein Schachweltmeister“ gepriesene Woods ging rückblickend betrachtet bei den Majors zu defensiv zu Werke. Beispiel British Open: Wer sich nur lange Schläge auf knochenharte Links-Grüns überlässt, kommt nicht nah genug zu den Fahnen. Eine defensive Grundhaltung killt im Unterbewusstsein die geforderte Siegermentalität. Ein Gewinnertyp attackiert, hat es nicht nötig zu verteidigen.

3. Nicht seine Grüns: Besonders lautstark war das Jammern über wechselnde Green-Speeds zu vernehmen. Ist aber nichts Neues bei Majors, hat Tiger früher nicht am Siegen gehindert. Da spielt schon eher eine Rolle, dass bei längeren Annäherungen oder Attacken aus dem Rough die Birdieputts automatisch länger wurden.

4. Angst vor dem Scheitern: die neue Tour-Generation hat keine Angst mehr vor Tiger am Sonntag auf den letzten 9 Löchern, jetzt ist es eher umgekehrt. Beim heurigen Masters und der British Open war eines sehr auffällig: bei beiden Turnieren war Tiger solange gut unterwegs, bis er die Führung übernahm. Ab diesem Zeitpunkt zerfiel bei beiden Turnieren sein Spiel, weil Woods den Sieg „auf der letzten Rille spielend“ erzwingen wollte.

5. Wehwechen zwicken: Das Alter geht auch nicht spurlos an Tiger vorbei. Die öffentlich bekannten Wehwechen zwingen den 37-jährigen zu Pausen und verhindern ein Antreten in gefühlter Bestform. Schon Nicklaus und Palmer mussten feststellen, dass die Präzision beim Putten (Tigers mit Abstand wichtigste Waffe) mit dem Alter langsam verloren geht. Zudem halten sich hartnäckige Gerüchte über weitere gesundheitliche Probleme.

Ein Tiger wie wir ihn früher kannten, hätte 2013 das Masters und die British Open gewonnen, indem er am Samstag die Führung ausgebaut und am Sonntag den Triumph im roten Shirt nach Hause gespielt hätte. Der Tiger von heute dagegen verkrampfte sobald er die Siegchance hatte und zitterte sich weg wie früher reihenweise seine Kontrahenten.

Die beste Diagnose, ob Tiger noch Nicklaus‘ Major-Rekord knacken kann, stellte Arnold Palmer: „möglich, aber zunehmend fraglich.“ Exakt mit jedem verstrichenen Major noch ein Stück fraglicher.

Die endgültige Anwort könnte 2014 gegeben werden: auf drei der anstehenden vier Major-Schauplätze hat Woods bereits gewonnen und der Vierte – Pinehurst, Schauplatz der US Open – wird kein fettes Rough auftischen. In Pinehurst erreichte er bereits zweite und dritte Plätze. Also „tigerfreundlicher“ als 2014 können Majors in seiner Ära nicht mehr werden.

von Joachim Widl

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Und Tschüss …

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Wer kann, kehrt Europa den Rücken. Die European Tour wird zur zweiten Liga und hat das Match gegen die US PGA Tour längst verloren. Die Geldgier spielt dabei nicht einmal die Hauptrolle.

Die Rede ist von Europas Ausnahmetalenten wie Matteo Manassero, Thorbjorn Olesen oder Nicolas Colsaerts – die auf den Spuren von Rory McIlroy unterwegs sind. Nur noch für absolute Topevents fliegen sie zurück nach Europa und haben als ihre Hauptbühne längst die US PGA Tour gewählt.

In den Top 50 der Weltrangliste gibt es keinen einzigen Spieler, der nicht zumindest fallweise um US Dollar statt um Euros kämpft. Selbst Leute wie Lee Westwood, die aus ihrer Abneigung gegen die amerikanischen Golfwiesen kein Hehl machen, haben mittlerweile klein beigegeben.

Und der Nächste wird wohl ein gewisser Bernd Wiesberger sein, vielleicht 2014?

Der 23-jährige Däne Olesen ist das Paradebeispiel dafür, warum die European Tour bereits heute nur die 2. Liga ist. Im Vorjahr kämpfte Olesen noch in Atzenbrugg mit Wiesberger um den Siegerscheck, verlor zwar dieses Duell, rutschte aber mit einer Serie von Topergebnissen unter die Top 50 im World Ranking.

Danach klopfte Nike bei ihm an – mit einem Angebot, zu dem man nicht nein sagen kann. Einzige Bedingung: Thorbjorn muss zum Rauchen aufhören. Ein Lebenswandel wie Tiger Woods ist kein Problem, aber blauer Dunst? Das geht in Amerika gar nicht!

Der Sprung unter die Top 50 der Welt bescherte Olesen ein Ticket für das US Masters, wie es Wiesberger knapp verfehlte. Ein 6. Platz in Augusta ließ Dänemarks Jungstar genug Preisgeld scheffeln um von der US PGA Tour als „Special Temporary Member“ aufgenommen zu werden, wie übrigens auch Gonzalo Fernandez-Castano.

Willkommen im Golferparadies! Mit einer US Tourkarte verbunden sind automatische Sponsorverträge im Wert von ca. 300.000 US Dollar, das deckt mehr als nur die Grundkosten für eine Saison ab. Die Preisgelder pro Woche betragen das Doppelte bis Dreifache gegenüber Europa. Der 50. in der US Order of Merit wäre zur Zeit im Race to Dubai an 3. Stelle, so schauts aus.

„$$$$$“ mögen ein Hauptmotiv sein, vor allem für das Management der Spieler, das prozentuell verdient, aber noch entscheidender ist die sportliche Komponente. Ein Vollblutgolfer will sich mit den Allerbesten messen – und die trifft er nur in Amerika oder bei der British Open. Turniersiege bringen am neuen Kontinent 36 bis 100 Weltranglistenpunkte, in Europa sind es üblicherweise 24 Punkte. Wer es also in den Eliteclub der Top 50 der Welt geschafft hat, muss fast zwangsläufig nach Amerika um die WGC-Events, die Majors, die FedExCup-Finali und die Players zu spielen – schon alleine um seine Position zu verteidigen.

Nur zwei, drei Ausnahmetalente aus Europa schaffen es pro Jahr an die goldenen Preisgeldtöpfe in Amerika, meistens über die Top 50 der Welt – die heißeste Aktie in Europa für das nächste US-Ticket – ist zur Zeit Bernd Wiesberger.

von Joachim Widl

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Pfeif auf die Trainer!

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Golf ist wie Radfahren. Wennst es einmal kannst, bleib den Trainern fern und lass Dir nicht den Schwung ruinieren. So lautet das Rezept von Altmeistern wie Markus Brier oder Steve Stricker – im Ernst?

Das Todesurteil vieler erfolgreicher Golfkarrieren wird mit dem Wort „Schwungumstellung“ unterschrieben. Oder mit „Krafttraining“, sehr beliebt auch „Mentaltraining“ – oder ganz beliebt seit Ernie Els: „Augentraining“!

Ich meine dagegen: Bälle klopfen wie ein Duracell-Bunny unter den strengen Augen des Trainers, das brauchen Newcomer und verwöhnte Papasöhnchen. Für bereits Jahrzehnte geschundene Gelenke und Bandscheiben ist die Roßkur vielleicht nicht ganz so gut.

Rückblick in das Jahr 2007: Markus Brier erklimmt nach der China Open den Zenith seiner Karriere, wird 32. der Euro-Jahreswertung und knackt als erster Österreicher die Top 100 im World Ranking. Zeit um sich neue Ziele zu stecken: die Top 50 im World Ranking und damit automatische Majorteilnahme samt aller fürstlicher Annehmlichkeiten im Golferleben.

Einige Einflüsterer meinen: ja, aber nicht mit diesem Golfschwung: Markus hält den Kopf nicht ruhig und ist einfach zu kurz vom Tee. Kraftkammer und Schwungumstellung sollen es richten, zerstören statt dessen die Grundsicherheit in seinem Spiel und läuten eine bittere Karriere-Talfahrt ein, bis jenseits der Top 700 im World Ranking samt Verlust der Tourkarte. Nur wenige sehen rechtzeitig die Gefahr. Ich erinnere mich wie Caddie Max Zechmann, der immer loyal zu Markus stand, mir gegenüber 2008 in Fontana sehr kryptisch andeutete: „Ich glaube, wir waren extrem glücklich bedient mit den Ergebnissen 2006 und 2007. Jetzt sind wirs halt nicht mehr.“

Am Tiefpunkt angelangt, im Herbst 2012, konstatierte Markus entwaffnend offen: „Zu viele bewegliche Teile an meinem Körper.“ Im Winter gibt er den Kampf mit der Schwungtechnik auf und postuliert als neue Parole: „Back to the Roots!“ Das Vertrauen auf das eigene Können, das Abrufen alter, guter Schwunggefühle und Gedanken, komplett die Technik ausblenden und einfach frei schwingen.

Erstmals klappt dies heuer bei der China Open und selbst bei Mörderkälte und Wind auf Madeira. Brier spielt insgesamt 8 solide Golfrunden am Stück zwischen 68 und 73 Schlägen und findet langsam wieder Vertrauen in seine alten Tugenden. So wie Goosen, Els oder Stricker bekommt das Familienleben Vorrang: weil man sieht die eigenen Kinder nur einmal heranwachsen. Statt mit der European Tour nach Marokko gehts mit der Familie in den Osterurlaub.

Sich rar zu machen, weniger zu trainieren und der eigenen Klasse vertrauen, das zeigt Steve Stricker erfolgreich wie kein Anderer aus der Ü40-Generation vor. Als Teilzeit-Pro ist der Evergreen so stark wie noch nie.

Das andere Extrem ist Padraig Harrington, der nach drei Major-Titeln ein noch besserer Golfer werden wollte und sich auf der Suche nach dem goldenen Golfschwung arg verirrte. Von den Spielern als unerschöpfliche Wissensquelle über Technikgedanken verehrt, hat er jedoch selbst das Siegen verlernt.

Dabei geben doch neue Schlägertechnologien auch den alten Herren 20, 30 Extrameter. Trainingshilfen a la Trackman, unterstützen den Erfolgstrend: wenns läuft, pfeif auf die Trainer. Wenns nicht läuft, dann erst recht!

von Joachim Widl

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Get in the Hole!

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Erklärungsversuche für den dümmsten Spruch am Golfplatz! Wer tut es? Warum tut er es? Was tun wir ihm am besten an?

Er begleitet Tiger Woods seit 15 Jahren auf jedem Golfloch. Ganz gleich, ob Par 3 oder Par 5, nach jedem Schlag hört man ihn: „GET IN THE HOLE“! Er ist Amerikaner, männlich, Mitte 40, trägt Bart und Bermuda-Shorts, hält einen X-Large Bierbecher in der Hand und ist weltweit bekannt als der „Get in the Hole-Guy“ – oder weil man in Amerika alles abkürzt als GITH-Guy.

Alle Versuche, ihn auszurotten oder zumindest von den Golfplätzen Amerikas fernzuhalten sind gescheitert. Sein Hauptrevier sind die PGA-Turniere im Großraum New York. Was soll man nach 6 Stunden in der prallen Sonne auf der Tribüne und nach 10 Bechern Bier noch anderes artikulieren können als „G.I.T.H“?

Der GITH-Guy hat bewiesen: auch von Budweiser Light kann man betrunken werden, was mir selbst noch nie gelungen ist. Zuletzt verbreitete er sich gefährlich weiter. Nick Faldo äußerste sich entsetzt, als man ihn sogar beim Masters hörte – „Bitte nicht hier in Augusta“. Die European Tour bekämpft seine fallweisen Auftritte am alten Kontinent mit Humor: „Mir scheint, ein Dorf hat seinen Idioten verloren,“ kommentierte mal der Platzsprecher bei einem Turnier. Das schallende Gelächter ließ den GITH-Guy echt verstummen.

Historisch wird GITH in der Umgebung von John Daly angesiedelt. In den 90ern wurde aus „YOU DA MAN“ irgendwann mal GITH. Seit jedes Turnier auf der US PGA Tour die Provisionen aus dem Bierverkauf braucht, wurde GITH lauter, häufiger und penetranter. Dann begannen Leute herumzuprahlen, zB. bei der US Open 2006, Finaltag, 6. Loch, Schlussflight, der im weltweiten TV unüberhörbare GITH-Guy gewesen und damit unsterblich in die Golfgeschichte eingegangen zu sein. Mangel an Nachahmungstätern gibt es keinen.

Ernsthaft gemeinte Anregungen, den GITH-Guy durch Polizisten zu tasern, wurden bislang nicht aufgegriffen. Auch Alternativen zu rufen wie „Mashed Potatos“, „Filet Mignon“ oder „5 hour energy“ (bei Jim Furyk seit dessen Kappensponsor) haben GITH nicht verstummen lassen. Mittlerweile gibt es GITH-Clubs in Amerika, Facebook-Seiten, die Likers und Haters sammeln.

Tiger hat sich an den GITH-Guy gewöhnt, es gibt sogar Gerüchte, er hätte ihn in seinen Anfangsjahren sogar ermutigt. Nur wenn heutzutage jemand nach seinen Drives „FORE“ schreit, können er und Joe LaCava ungemütlich werden.

Dabei wäre die Replik so einfach: Georg Danzer, hat sein Golfer-Lied „HIGUSAW“ (hupf in gatsch und schlog a wön „) schon 1976 für den GITH-Guy geschrieben. Wenn mir einer am Golfplatz mit GITH kommen würde – ich würde ihm eine Schaufel in die Hand drücken: „Du zuerst…“


von Joachim Widl

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Ohne Worte

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Kein Zitat von Deinem Idol in der Story gefunden? Hmmm, dann haben wir wohl für sein SMS nicht bezahlt oder wieder mal zu böse geschrieben? Manchmal fehlen uns einfach die Worte!

Also im Vergleich zu den Primadonnen am Fussballplatz, mit denen sich Kollege Andreas Trippolt bei Sky oder ich mich früher in der Formel 1 und im Eiskunstlauf herumschlagen durfen, da sind unsere Golfer einfach nur goldig! Die Allermeisten zumindest.

Wann immer wir in euren Diensten etwas von Maudi, Martin, Steffi, Luki (Nemecz) Rolando oder Trapps wissen wollen, kommt prompt und umfassend die Antwort. Das sind Profis, die verstanden haben, dass Sponsoren und Fans über Medien kommen. Andere Spieler sind abseits des Golfplatzes komplette Amateure geblieben.

Ein (nicht mehr aktiver) Spieler weigerte sich beharrlich, SMS an Golf-Live zu schicken, weil wir dafür nicht zahlen wollten, dabei mit Werbung Geld verdienen? Ich habe ihn mit seinem Begehren an den ORF und die Krone verwiesen, die können ihm sicherlich noch mehr zahlen… Über den Namen sei gnädig der Mantel des Schweigens gebreitet, seine eigenen Rundenscores haben ihn genug bestraft.

Für einen Anderen schreiben wir einfach zu böse, das hat er auch schon beim ÖGV deponiert (warum eigentlich?) „Wisst ihr wie schwierig es ist einen 50. Platz zu erreichen?“ Ja, glaube ich ihm gerne, aber die Leser interessiert so ein Ergebnis in der 3. Liga absolut Nullo. Ich schreibe lieber über den Sieger, punkt! Also werden wir in Sachen Wortspenden boykottiert – ist allerdings niemandem aufgefallen, bis heute kam dazu keine einzige Leserbeschwerde.

Die dritte Gruppe, lässt Papa oder Mama für sich sprechen – wie schon in Amateurzeiten. Zitate wie „Der Papa sagte, er war heute sooooo stolz“ wirst Du aber garantiert nie auf Golf-Live lesen. Interessante Erfahrung: Die Bodenhaftung geht bei Spielern entweder lange VOR den ersten Erfolgen verloren oder gar nicht.

Ich habe mal für ÖGV-Kaderspieler und Jungpros ein Medientraining abgehalten, nachdem sich einige beklagten, dass sie für Sponsoren und Medien uninteressant seien. Meine Botschaft: jeder Spieler muss sich einen Namen machen, sich als „Marke“ wie Tiger Woods oder Coca Cola verstehen und sein Image aktiv aufbauen.

Um im ersten Schritt von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen zu werden, ist „Information eine Bringschuld“. Wer auf den Anruf des Journalisten wartet – oder diesen gar ignoriert – hat schon verloren, weil er mit Tausenden anderen Athleten um das Scheinwerferlicht buhlt. Zweiter Schritt: das Angebotene muss interessant, bunt, ungewöhnlich, persönlich sein, sonst verlierst Du die Öffentlichkeit schnarchend.

Drittens müssen die Ergebnisse stimmen. Alles unterhalb von European- und US PGA Tour (bzw. LET und LPGA) interessiert keinen potenten Sponsor und medial nur Hardcore-Fans.

Also liebe Pros und Proetten, schickt uns SMS, Mails, zwitschert auf Twitter, postet auf Facebook, wir nehmen alles! Wir haben keine Redaktions-Darlings, was zählt sind Ergebnisse. Wir sind nur in einer Richtung „bestechlich“. Mit coolen Sprüchen, intelligenten Analysen, mit Begeisterung und vor allem ungeschminkter Ehrlichkeit. Das macht uns wortgewaltig.


von Joachim Widl

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Gesunder Dämpfer

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Die Aufnahme in den Eliteclub der Top 50 muss warten. Mit schwächeren Ergebnissen schmeisst sich Bernd Wiesberger die Türe zum Eintritt ins Golf-Schlaraffenland mit Majors und Millionen vorerst selbst vor der Nase zu.

Das Spiel „Was wäre wenn“ ist auch im Golf gemein. Und das geht so: Hätte Bernd Wiesberger am 72. Loch in Dubai ein Par statt Triplebogey gespielt (was er normalerweise in 99 von 100 Fällen mit links zustande bringt), wäre er beim Accenture Match Play in Runde 1 auf Rory McIlroy getroffen. Ein Score von 2 über Par hätte gereicht um an Stelle von Shane Lowry die Nummer 1 der Golfwelt zu schlagen. Weiter wäre er zur Cadillac Championship, zum US Masters und zur US Open gedüst – die Top 50 der Welt als logische Draufgabe.

Schneeball statt Golfball hieß es statt dessen für Bernd Wiesberger in dem >> Youtube-Klassiker, wo er sich beim Accenture Match Play mit Rickie Fowler duellieren durfte. Der amerikanische Paradiesvogel kassierte kurz darauf für seine Erstrundenniederlage gegen Carl Pettersson schlanke 46.000 US Dollar, zwei Punkte für die Weltrangliste und darf trotz mäßiger Form bei allen heurigen Majors und World Golf Championships weitermachen – so wie alle aus dem Eliteclub der Top 50 im World Ranking. Soweit zur Realität.

Bernd scheint nach der Supersaison 2012 mit zwei European Tour-Siegen und drei Top 10-Ergebnissen eine Verschnaufpause einzulegen. Das sei ihm vergönnt. Sportliche Weltkarrieren verlaufen immer in Stufen und nie linear. Ähnlich in der Wirtschaft: dort wird man bei Erfolgen solange befördert, bis man die „eigene Stufe der Unfähigkeit“ erreicht hat („Peter Prinzip“), also am persönlichen Leistungsplafond angelangt ist.

War der 64. Platz im World Ranking bereits das Karriere-Limit von Österreichs Nummer 1 – oder gehts noch ein paar Stufen höher? Auffällig ist, dass er bei seinen bisherigen Auftritten im Kreis der Weltelite – Major-Debüt bei US PGA Championship, zwei Turniere der World Golf Championships – weit unter Wert geschlagen wurde.

Das erinnert an seine erste European Tour-Saison 2009, als er jeden zweiten Cut verpasste, abstieg, dazulernte und drei Jahre später zwei Titel gewann. Jetzt heißt es dazulernen auf amerikanischen Golfwiesen, wo leider drei Viertel der Majors stattfinden, plus fette World Golf Championships.

Dämpfer, wie sie Bernd jetzt erlebte, sind gesund. So wie Rory McIlroy nach Tigers letzten Erfolgen wieder hart trainiert, wird auch Bernd alles dransetzen, die Schallmauer der Top 50 zu knacken. Sein golferisches „Package“ ist gut genug dafür, vergleichbar mit Thorbjorn Olesen, der es zuletzt geschafft hat – als erstem Österreicher winkt Bernd das golferische Schlaraffenland.

von Joachim Widl

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Maudi’s Midlife Crisis

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Die lustigen Jahre auf der European Tour sind vorbei. Dem Mitvierziger Markus Brier drohen nun Stehzeiten, Megadruck und die golferische Kreisliga.

Auf bis zu 15 European Tour-Stars hoffte Markus Brier noch vor Weihnachten, als er 2013 voll durchstarten wollte in Richtung neuer Tourkarte. Knapp zwei Monate später ist Ernüchterung eingetreten, was Position 147 in Kategorie 12 tatsächlich wert ist – bislang einen einzigen Start (Joburg Open mit aufgeblasenem 256er-Feld), der nach halbherzigem Vorbereitungsprogramm der Marke „Indoor Training“ in einem Missed Cut endete.

Die erhoffte Einladung fürs Qatar Masters erhielt statt Brier Deutschlands Wunderknabe Dominic Foos und in Südafrika ließ man den 44-jährigen Wiener Vorqualifikation für ein 1 Million-Euro Mini-Turnier (Africa Open) spielen, die ebenfalls zu nichts führte. Den Rest des Südafrika-Tripps spart sich Brier jetzt überhaupt: „Ich bin für die Tshwane Open zu weit hinten auf der Nennliste. Deshalb macht auch der Start zwischenzeitlich auf der Sunshine Tour beim Dimension Data ProAm keinen Sinn,“ brach Brier vorzeitig seine Zelte ab und flog unverrichteter Dinge heim.

Das Turnierdilemma ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Die wenigen Starts in der 1. Liga gilt es nun unbedingt zu nutzen, das erzeugt Megadruck. Seit Brier selbstironisch „zu viele bewegliche Teile“ in seinem Golfschwung ortete, ist auch seine alte Stärke, das konstante Spiel, Geschichte.

Wen kratzts, sollte man meinen. Maudi hat mit 4 Millionen Euro Preisgeld genug verdient. Den sparsamen Magister der Betriebswirtschaft treiben aber keine Geldsorgen hinaus auf den Golfplatz. 6 Jahre vor dem möglichen Wechsel auf die Seniors Tour will es der 44-jährige noch einmal wissen, landete aber plötzlich im golferischen Niemandsland.

Brier braucht unbedingt Turniereinsätze. Einerseits für die Turnierpraxis, die ihm zur Zeit am meisten fehlt. Andererseits ist der Absturz im World Ranking jenseits der Top 600 alarmierend, nur noch als viertbester Österreicher. Das schmerzt bei Sponsorterminen.

Was bleibt sind Starts in unteren Ligen, die nach 13 Jahren European Tour gewaltig aufs Ego drücken. Challenge Tour, dazu vielleicht Gösser Open und die weiteren Heim-Events der EPD-Tour (Adamstal und Haugschlag), werden wohl Briers Hauptbühne 2013 werden.

Zu Briers größtem Problem werden aber die fehlenden Ergebnisse. Wie er selbst einmal treffend bemerkte, nützt selbst die beste Kategorie auf der Tour nichts, wenn man keine Cuts schafft. Nur zwei Wege führen zurück auf die European Tour – Siege auf der Challenge Tour, Topergebnis bei der Tourschool – doch dazu muss Brier deutlich besser Golfspielen als in den Jahren 2009 bis 2012.

Daher bedarf es einer kolossalen Kraftanstrengung, die nur mit vollem Feuer für den Sport zu erbringen sein wird. Wie heiß dieses Feuer noch tatsächlich lodert, werden die Ergebnisse 2013 zeigen.

von Joachim Widl

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Die Gentleman-Pros

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Besser mit Golfschlägern durch die Welt tingeln als mit Tupperware oder Herbalife – auch wenn die finanzielle Bilanz tiefrot ausfällt!

Gerne schau ich mir die Rennen der ergrauten Herren mit noch älteren Ferraris oder Porsches im Fernsehen an. Die Gentleman-Driver verlieren zwar reichlich Öl, Sekunden und Tausende Euro pro Rennen. Macht nichts! Die Stimmung ist dennoch prächtig. Man erzählt unaufgefordert seine Heldentaten und ist samt 20-jähriger Freundin sicher beim nächsten Rennen wieder dabei.

Aber: Golf als Luxus-Hobby statt als Broterwerb? Die Gentleman-Pros sind zahlreicher auf den Profitours vertreten als man vielleicht vermutet. So wie Sportprominenz aus der Filzballliga, Yevgeny Kafelnikov, der gerne als PR-Zugpferd eingeladen wird. Von der EPD- über die Challenge Tour, bis zur Lyoness Open. Oder süsse Überraschungen wie der Holländer Hayo Bensdorp auf der Challenge Tour in den 90er-Jahren.

Auch in der Austrian Order of Merit finden sich einige End-Dreissiger, die in den letzten 10 Jahren gut und gern 300.000 Euro an Reisespesen verbrannt haben, mit tiefroter Ergebnisbilanz. Warum tut man sich das an? Mit 20-jährigen auf Satellite Tours zu konkurrieren, wo der eigene Karrierezug schon längst abgefahren scheint?

Bei einigen ist es das „Peter Pan-Syndrom“ – Erwachsen werden und sich einem Zivilberuf zu stellen – eine wenig reizvolle Option. Und wenn man aufhört, müsste beinhart Karrierebilanz gezogen werden, die wenig rosig ausfällt. Weitermachen beinhaltet dagegen Woche für Woche die theoretische Option, den sportlichen Turnaround zu schaffen. Da gab es schon Stories wie jene von Phil Golding, der mit 41 Jahren den ersten Titel gewann, mit der Open de France gleich einen Riesengroßen. Beispiele wie diese halten das Fünkchen Hoffnung am glosen.

Und wenn man den familiären Background hat, es sich „leisten zu können“, glüht man halt mit Titleist-Eisen statt mit Oldtimern durch die Welt. Medienresonanz, Fanpost oder Preisgeld treten in den Hintergrund. Was bleibt ist der Erlebniswert einer permanenten Weltreise, wo man dem eigenen weissen Ball rund um den Globus nachmarschiert.

Vor allem bei älteren Spielern, wo der Erfolg schon länger ausbleibt, haben wir in der Berichterstattung einen entsprechend anderen Fokus gewählt. Es muss nicht immer um Siege, Tourkarten und Millionen gehen. Was ist so schlimm daran, wenn manche weitermachen zum eigenen Gaudium bis die Seniorentour lockt? Lassen wir ihnen die Freude und nehmen den Leistungsanspruch ein wenig zurück.

von Joachim Widl

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Nichts für Weicheier

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Bullenabsamer, Alaskafischer, Bohrturmarbeiter – diese Jobs sind ein Klacks im Vergleich zum „Locher des weissen Balls“, behaupte ich mal. Golf-Pro der härteste Job der Welt? Ja, sofern man damit Geld verdienen will!

Seit dem Jahr 2005 präsentiert Discovery Channel die härtesten und schmutzigsten Jobs, die keiner machen will. Neben einem starken Magen entscheiden Härte, Willensstärke und Disziplin, ob man die grauslichsten Jobs der Welt durchsteht.

Was das mit der Glamourwelt von Tiger, Rors und Co. zu tun hat, wo fette Antrittsgelder kassiert und für ein Hole in One der Schlüssel zum 6er Gran Coupe in die Hand gedrückt wird? Des Golf-Pros härtester Job besteht darin, dort hinzukommen.

Alles beginnt in Kindertagen, wo Papa den talentierten Junior von einem gewonnenen Monatsbecher zum nächsten chauviert. Golf macht so richtig Spass, wenn man alle Gleichaltrigen dank des überlegenen Talents bügelt. Bis dann eines Tages ÖGV-Sportdirektor Niki Zitny formatfüllend vor dem eigenen Gesicht auftaucht und kurz skizziert, was nun ansteht: „Kadertraining“! Das heisst tagtägliches Schuften im Dreieck Schule-Golfplatz-Zuhause. Matthias Schwab hat diesen 16 Stunden-Tag seit Kinderschuhen vom Papa minutiös aufgetischt bekommen. Party, Strandurlaub, Wochenende, Freundin? Fehlanzeige!

So richtig unlustig wird das Leben, sobald man sich vom ÖGV abnabelt. Dann heisst es alles selber organisieren und bezahlen. Berni Reiter und Hamza Amin können lustige Geschichten erzählen, wie eine Asian Tourschool oder Golfturniere in Kambodscha ablaufen. Abenteurliche Anreise, Schlafen am Boden, dazu die Affenhitze und die ungustiösen Themen „Hygiene“ und „Essen“. Im besten Fall verdient man am Ende einen Reisekostenbeitrag. Hochdienen von den billigen Golfbühnen, diesem Ziel wird alles untergeordnet.

Man braucht schon eine sehr breite Brust um im Kreis von 156 hungrigen Supertalenten aus aller Welt auf der Asian Development Tour oder auf der Alps Tour sein Glück zu versuchen. Immer im Hinterkopf: die finanziellen Reserven der Familie reichen vielleicht für drei Jahre. Bis dahin muss man „trockenes Land“, zumindest auf der Challenge Tour erreichen. Die besten 25 verdienen dort jene rund 60.000 Euro im Jahr, die man zum Überleben – und zum Weitermachen braucht in Richtung European- oder US Tour.

Jede Startchance wahrnehmen heisst: 20 bis 30 Wochen im Jahr auf Achse sein, im Schnitt 6 Stunden Training täglich und immer das finanzielle Damoklesschwert im Hinterkopf. Und das Schönste kommt noch: bitte jetzt nur nicht am Golfplatz verkrampfen. Nicht daran denken, was ein verschobener Putt am Sonntag gekostet hat. Und dass es eine ergebnisorientierte, weltweite Auslese gibt: von Zehntausenden schafft es eine Handvoll ans große Ziel. Spinnen züchten oder Schafe kastrieren, das kann jeder machen, der dazu Lust hat. Aber als Playing Pro überleben? Nur ein paar Hundert in der Welt.

von Joachim Widl

PS: Von jenen, die es nie schaffen, höre ich immer die gleiche Leier: „Anreise zum Turnier zu beschwerlich“, „Putts sind ausgelippt“, „Schnupfen, Husten, Golferellbogen, steifer Nacken….“

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