Schlagwort: kommentar

Pfeif auf die Trainer!

Tigerline_Golf_Live_at

Golf ist wie Radfahren. Wennst es einmal kannst, bleib den Trainern fern und lass Dir nicht den Schwung ruinieren. So lautet das Rezept von Altmeistern wie Markus Brier oder Steve Stricker – im Ernst?

Das Todesurteil vieler erfolgreicher Golfkarrieren wird mit dem Wort „Schwungumstellung“ unterschrieben. Oder mit „Krafttraining“, sehr beliebt auch „Mentaltraining“ – oder ganz beliebt seit Ernie Els: „Augentraining“!

Ich meine dagegen: Bälle klopfen wie ein Duracell-Bunny unter den strengen Augen des Trainers, das brauchen Newcomer und verwöhnte Papasöhnchen. Für bereits Jahrzehnte geschundene Gelenke und Bandscheiben ist die Roßkur vielleicht nicht ganz so gut.

Rückblick in das Jahr 2007: Markus Brier erklimmt nach der China Open den Zenith seiner Karriere, wird 32. der Euro-Jahreswertung und knackt als erster Österreicher die Top 100 im World Ranking. Zeit um sich neue Ziele zu stecken: die Top 50 im World Ranking und damit automatische Majorteilnahme samt aller fürstlicher Annehmlichkeiten im Golferleben.

Einige Einflüsterer meinen: ja, aber nicht mit diesem Golfschwung: Markus hält den Kopf nicht ruhig und ist einfach zu kurz vom Tee. Kraftkammer und Schwungumstellung sollen es richten, zerstören statt dessen die Grundsicherheit in seinem Spiel und läuten eine bittere Karriere-Talfahrt ein, bis jenseits der Top 700 im World Ranking samt Verlust der Tourkarte. Nur wenige sehen rechtzeitig die Gefahr. Ich erinnere mich wie Caddie Max Zechmann, der immer loyal zu Markus stand, mir gegenüber 2008 in Fontana sehr kryptisch andeutete: „Ich glaube, wir waren extrem glücklich bedient mit den Ergebnissen 2006 und 2007. Jetzt sind wirs halt nicht mehr.“

Am Tiefpunkt angelangt, im Herbst 2012, konstatierte Markus entwaffnend offen: „Zu viele bewegliche Teile an meinem Körper.“ Im Winter gibt er den Kampf mit der Schwungtechnik auf und postuliert als neue Parole: „Back to the Roots!“ Das Vertrauen auf das eigene Können, das Abrufen alter, guter Schwunggefühle und Gedanken, komplett die Technik ausblenden und einfach frei schwingen.

Erstmals klappt dies heuer bei der China Open und selbst bei Mörderkälte und Wind auf Madeira. Brier spielt insgesamt 8 solide Golfrunden am Stück zwischen 68 und 73 Schlägen und findet langsam wieder Vertrauen in seine alten Tugenden. So wie Goosen, Els oder Stricker bekommt das Familienleben Vorrang: weil man sieht die eigenen Kinder nur einmal heranwachsen. Statt mit der European Tour nach Marokko gehts mit der Familie in den Osterurlaub.

Sich rar zu machen, weniger zu trainieren und der eigenen Klasse vertrauen, das zeigt Steve Stricker erfolgreich wie kein Anderer aus der Ü40-Generation vor. Als Teilzeit-Pro ist der Evergreen so stark wie noch nie.

Das andere Extrem ist Padraig Harrington, der nach drei Major-Titeln ein noch besserer Golfer werden wollte und sich auf der Suche nach dem goldenen Golfschwung arg verirrte. Von den Spielern als unerschöpfliche Wissensquelle über Technikgedanken verehrt, hat er jedoch selbst das Siegen verlernt.

Dabei geben doch neue Schlägertechnologien auch den alten Herren 20, 30 Extrameter. Trainingshilfen a la Trackman, unterstützen den Erfolgstrend: wenns läuft, pfeif auf die Trainer. Wenns nicht läuft, dann erst recht!

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Get in the Hole!

Tigerline_Golf_Live_at

Erklärungsversuche für den dümmsten Spruch am Golfplatz! Wer tut es? Warum tut er es? Was tun wir ihm am besten an?

Er begleitet Tiger Woods seit 15 Jahren auf jedem Golfloch. Ganz gleich, ob Par 3 oder Par 5, nach jedem Schlag hört man ihn: „GET IN THE HOLE“! Er ist Amerikaner, männlich, Mitte 40, trägt Bart und Bermuda-Shorts, hält einen X-Large Bierbecher in der Hand und ist weltweit bekannt als der „Get in the Hole-Guy“ – oder weil man in Amerika alles abkürzt als GITH-Guy.

Alle Versuche, ihn auszurotten oder zumindest von den Golfplätzen Amerikas fernzuhalten sind gescheitert. Sein Hauptrevier sind die PGA-Turniere im Großraum New York. Was soll man nach 6 Stunden in der prallen Sonne auf der Tribüne und nach 10 Bechern Bier noch anderes artikulieren können als „G.I.T.H“?

Der GITH-Guy hat bewiesen: auch von Budweiser Light kann man betrunken werden, was mir selbst noch nie gelungen ist. Zuletzt verbreitete er sich gefährlich weiter. Nick Faldo äußerste sich entsetzt, als man ihn sogar beim Masters hörte – „Bitte nicht hier in Augusta“. Die European Tour bekämpft seine fallweisen Auftritte am alten Kontinent mit Humor: „Mir scheint, ein Dorf hat seinen Idioten verloren,“ kommentierte mal der Platzsprecher bei einem Turnier. Das schallende Gelächter ließ den GITH-Guy echt verstummen.

Historisch wird GITH in der Umgebung von John Daly angesiedelt. In den 90ern wurde aus „YOU DA MAN“ irgendwann mal GITH. Seit jedes Turnier auf der US PGA Tour die Provisionen aus dem Bierverkauf braucht, wurde GITH lauter, häufiger und penetranter. Dann begannen Leute herumzuprahlen, zB. bei der US Open 2006, Finaltag, 6. Loch, Schlussflight, der im weltweiten TV unüberhörbare GITH-Guy gewesen und damit unsterblich in die Golfgeschichte eingegangen zu sein. Mangel an Nachahmungstätern gibt es keinen.

Ernsthaft gemeinte Anregungen, den GITH-Guy durch Polizisten zu tasern, wurden bislang nicht aufgegriffen. Auch Alternativen zu rufen wie „Mashed Potatos“, „Filet Mignon“ oder „5 hour energy“ (bei Jim Furyk seit dessen Kappensponsor) haben GITH nicht verstummen lassen. Mittlerweile gibt es GITH-Clubs in Amerika, Facebook-Seiten, die Likers und Haters sammeln.

Tiger hat sich an den GITH-Guy gewöhnt, es gibt sogar Gerüchte, er hätte ihn in seinen Anfangsjahren sogar ermutigt. Nur wenn heutzutage jemand nach seinen Drives „FORE“ schreit, können er und Joe LaCava ungemütlich werden.

Dabei wäre die Replik so einfach: Georg Danzer, hat sein Golfer-Lied „HIGUSAW“ (hupf in gatsch und schlog a wön „) schon 1976 für den GITH-Guy geschrieben. Wenn mir einer am Golfplatz mit GITH kommen würde – ich würde ihm eine Schaufel in die Hand drücken: „Du zuerst…“


von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Ohne Worte

Tigerline_Golf_Live_at

Kein Zitat von Deinem Idol in der Story gefunden? Hmmm, dann haben wir wohl für sein SMS nicht bezahlt oder wieder mal zu böse geschrieben? Manchmal fehlen uns einfach die Worte!

Also im Vergleich zu den Primadonnen am Fussballplatz, mit denen sich Kollege Andreas Trippolt bei Sky oder ich mich früher in der Formel 1 und im Eiskunstlauf herumschlagen durfen, da sind unsere Golfer einfach nur goldig! Die Allermeisten zumindest.

Wann immer wir in euren Diensten etwas von Maudi, Martin, Steffi, Luki (Nemecz) Rolando oder Trapps wissen wollen, kommt prompt und umfassend die Antwort. Das sind Profis, die verstanden haben, dass Sponsoren und Fans über Medien kommen. Andere Spieler sind abseits des Golfplatzes komplette Amateure geblieben.

Ein (nicht mehr aktiver) Spieler weigerte sich beharrlich, SMS an Golf-Live zu schicken, weil wir dafür nicht zahlen wollten, dabei mit Werbung Geld verdienen? Ich habe ihn mit seinem Begehren an den ORF und die Krone verwiesen, die können ihm sicherlich noch mehr zahlen… Über den Namen sei gnädig der Mantel des Schweigens gebreitet, seine eigenen Rundenscores haben ihn genug bestraft.

Für einen Anderen schreiben wir einfach zu böse, das hat er auch schon beim ÖGV deponiert (warum eigentlich?) „Wisst ihr wie schwierig es ist einen 50. Platz zu erreichen?“ Ja, glaube ich ihm gerne, aber die Leser interessiert so ein Ergebnis in der 3. Liga absolut Nullo. Ich schreibe lieber über den Sieger, punkt! Also werden wir in Sachen Wortspenden boykottiert – ist allerdings niemandem aufgefallen, bis heute kam dazu keine einzige Leserbeschwerde.

Die dritte Gruppe, lässt Papa oder Mama für sich sprechen – wie schon in Amateurzeiten. Zitate wie „Der Papa sagte, er war heute sooooo stolz“ wirst Du aber garantiert nie auf Golf-Live lesen. Interessante Erfahrung: Die Bodenhaftung geht bei Spielern entweder lange VOR den ersten Erfolgen verloren oder gar nicht.

Ich habe mal für ÖGV-Kaderspieler und Jungpros ein Medientraining abgehalten, nachdem sich einige beklagten, dass sie für Sponsoren und Medien uninteressant seien. Meine Botschaft: jeder Spieler muss sich einen Namen machen, sich als „Marke“ wie Tiger Woods oder Coca Cola verstehen und sein Image aktiv aufbauen.

Um im ersten Schritt von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen zu werden, ist „Information eine Bringschuld“. Wer auf den Anruf des Journalisten wartet – oder diesen gar ignoriert – hat schon verloren, weil er mit Tausenden anderen Athleten um das Scheinwerferlicht buhlt. Zweiter Schritt: das Angebotene muss interessant, bunt, ungewöhnlich, persönlich sein, sonst verlierst Du die Öffentlichkeit schnarchend.

Drittens müssen die Ergebnisse stimmen. Alles unterhalb von European- und US PGA Tour (bzw. LET und LPGA) interessiert keinen potenten Sponsor und medial nur Hardcore-Fans.

Also liebe Pros und Proetten, schickt uns SMS, Mails, zwitschert auf Twitter, postet auf Facebook, wir nehmen alles! Wir haben keine Redaktions-Darlings, was zählt sind Ergebnisse. Wir sind nur in einer Richtung „bestechlich“. Mit coolen Sprüchen, intelligenten Analysen, mit Begeisterung und vor allem ungeschminkter Ehrlichkeit. Das macht uns wortgewaltig.


von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Gesunder Dämpfer

Tigerline_Golf_Live_at

Die Aufnahme in den Eliteclub der Top 50 muss warten. Mit schwächeren Ergebnissen schmeisst sich Bernd Wiesberger die Türe zum Eintritt ins Golf-Schlaraffenland mit Majors und Millionen vorerst selbst vor der Nase zu.

Das Spiel „Was wäre wenn“ ist auch im Golf gemein. Und das geht so: Hätte Bernd Wiesberger am 72. Loch in Dubai ein Par statt Triplebogey gespielt (was er normalerweise in 99 von 100 Fällen mit links zustande bringt), wäre er beim Accenture Match Play in Runde 1 auf Rory McIlroy getroffen. Ein Score von 2 über Par hätte gereicht um an Stelle von Shane Lowry die Nummer 1 der Golfwelt zu schlagen. Weiter wäre er zur Cadillac Championship, zum US Masters und zur US Open gedüst – die Top 50 der Welt als logische Draufgabe.

Schneeball statt Golfball hieß es statt dessen für Bernd Wiesberger in dem >> Youtube-Klassiker, wo er sich beim Accenture Match Play mit Rickie Fowler duellieren durfte. Der amerikanische Paradiesvogel kassierte kurz darauf für seine Erstrundenniederlage gegen Carl Pettersson schlanke 46.000 US Dollar, zwei Punkte für die Weltrangliste und darf trotz mäßiger Form bei allen heurigen Majors und World Golf Championships weitermachen – so wie alle aus dem Eliteclub der Top 50 im World Ranking. Soweit zur Realität.

Bernd scheint nach der Supersaison 2012 mit zwei European Tour-Siegen und drei Top 10-Ergebnissen eine Verschnaufpause einzulegen. Das sei ihm vergönnt. Sportliche Weltkarrieren verlaufen immer in Stufen und nie linear. Ähnlich in der Wirtschaft: dort wird man bei Erfolgen solange befördert, bis man die „eigene Stufe der Unfähigkeit“ erreicht hat („Peter Prinzip“), also am persönlichen Leistungsplafond angelangt ist.

War der 64. Platz im World Ranking bereits das Karriere-Limit von Österreichs Nummer 1 – oder gehts noch ein paar Stufen höher? Auffällig ist, dass er bei seinen bisherigen Auftritten im Kreis der Weltelite – Major-Debüt bei US PGA Championship, zwei Turniere der World Golf Championships – weit unter Wert geschlagen wurde.

Das erinnert an seine erste European Tour-Saison 2009, als er jeden zweiten Cut verpasste, abstieg, dazulernte und drei Jahre später zwei Titel gewann. Jetzt heißt es dazulernen auf amerikanischen Golfwiesen, wo leider drei Viertel der Majors stattfinden, plus fette World Golf Championships.

Dämpfer, wie sie Bernd jetzt erlebte, sind gesund. So wie Rory McIlroy nach Tigers letzten Erfolgen wieder hart trainiert, wird auch Bernd alles dransetzen, die Schallmauer der Top 50 zu knacken. Sein golferisches „Package“ ist gut genug dafür, vergleichbar mit Thorbjorn Olesen, der es zuletzt geschafft hat – als erstem Österreicher winkt Bernd das golferische Schlaraffenland.

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Maudi’s Midlife Crisis

Tigerline_Golf_Live_at

Die lustigen Jahre auf der European Tour sind vorbei. Dem Mitvierziger Markus Brier drohen nun Stehzeiten, Megadruck und die golferische Kreisliga.

Auf bis zu 15 European Tour-Stars hoffte Markus Brier noch vor Weihnachten, als er 2013 voll durchstarten wollte in Richtung neuer Tourkarte. Knapp zwei Monate später ist Ernüchterung eingetreten, was Position 147 in Kategorie 12 tatsächlich wert ist – bislang einen einzigen Start (Joburg Open mit aufgeblasenem 256er-Feld), der nach halbherzigem Vorbereitungsprogramm der Marke „Indoor Training“ in einem Missed Cut endete.

Die erhoffte Einladung fürs Qatar Masters erhielt statt Brier Deutschlands Wunderknabe Dominic Foos und in Südafrika ließ man den 44-jährigen Wiener Vorqualifikation für ein 1 Million-Euro Mini-Turnier (Africa Open) spielen, die ebenfalls zu nichts führte. Den Rest des Südafrika-Tripps spart sich Brier jetzt überhaupt: „Ich bin für die Tshwane Open zu weit hinten auf der Nennliste. Deshalb macht auch der Start zwischenzeitlich auf der Sunshine Tour beim Dimension Data ProAm keinen Sinn,“ brach Brier vorzeitig seine Zelte ab und flog unverrichteter Dinge heim.

Das Turnierdilemma ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Die wenigen Starts in der 1. Liga gilt es nun unbedingt zu nutzen, das erzeugt Megadruck. Seit Brier selbstironisch „zu viele bewegliche Teile“ in seinem Golfschwung ortete, ist auch seine alte Stärke, das konstante Spiel, Geschichte.

Wen kratzts, sollte man meinen. Maudi hat mit 4 Millionen Euro Preisgeld genug verdient. Den sparsamen Magister der Betriebswirtschaft treiben aber keine Geldsorgen hinaus auf den Golfplatz. 6 Jahre vor dem möglichen Wechsel auf die Seniors Tour will es der 44-jährige noch einmal wissen, landete aber plötzlich im golferischen Niemandsland.

Brier braucht unbedingt Turniereinsätze. Einerseits für die Turnierpraxis, die ihm zur Zeit am meisten fehlt. Andererseits ist der Absturz im World Ranking jenseits der Top 600 alarmierend, nur noch als viertbester Österreicher. Das schmerzt bei Sponsorterminen.

Was bleibt sind Starts in unteren Ligen, die nach 13 Jahren European Tour gewaltig aufs Ego drücken. Challenge Tour, dazu vielleicht Gösser Open und die weiteren Heim-Events der EPD-Tour (Adamstal und Haugschlag), werden wohl Briers Hauptbühne 2013 werden.

Zu Briers größtem Problem werden aber die fehlenden Ergebnisse. Wie er selbst einmal treffend bemerkte, nützt selbst die beste Kategorie auf der Tour nichts, wenn man keine Cuts schafft. Nur zwei Wege führen zurück auf die European Tour – Siege auf der Challenge Tour, Topergebnis bei der Tourschool – doch dazu muss Brier deutlich besser Golfspielen als in den Jahren 2009 bis 2012.

Daher bedarf es einer kolossalen Kraftanstrengung, die nur mit vollem Feuer für den Sport zu erbringen sein wird. Wie heiß dieses Feuer noch tatsächlich lodert, werden die Ergebnisse 2013 zeigen.

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Die Gentleman-Pros

Tigerline_Golf_Live_at

Besser mit Golfschlägern durch die Welt tingeln als mit Tupperware oder Herbalife – auch wenn die finanzielle Bilanz tiefrot ausfällt!

Gerne schau ich mir die Rennen der ergrauten Herren mit noch älteren Ferraris oder Porsches im Fernsehen an. Die Gentleman-Driver verlieren zwar reichlich Öl, Sekunden und Tausende Euro pro Rennen. Macht nichts! Die Stimmung ist dennoch prächtig. Man erzählt unaufgefordert seine Heldentaten und ist samt 20-jähriger Freundin sicher beim nächsten Rennen wieder dabei.

Aber: Golf als Luxus-Hobby statt als Broterwerb? Die Gentleman-Pros sind zahlreicher auf den Profitours vertreten als man vielleicht vermutet. So wie Sportprominenz aus der Filzballliga, Yevgeny Kafelnikov, der gerne als PR-Zugpferd eingeladen wird. Von der EPD- über die Challenge Tour, bis zur Lyoness Open. Oder süsse Überraschungen wie der Holländer Hayo Bensdorp auf der Challenge Tour in den 90er-Jahren.

Auch in der Austrian Order of Merit finden sich einige End-Dreissiger, die in den letzten 10 Jahren gut und gern 300.000 Euro an Reisespesen verbrannt haben, mit tiefroter Ergebnisbilanz. Warum tut man sich das an? Mit 20-jährigen auf Satellite Tours zu konkurrieren, wo der eigene Karrierezug schon längst abgefahren scheint?

Bei einigen ist es das „Peter Pan-Syndrom“ – Erwachsen werden und sich einem Zivilberuf zu stellen – eine wenig reizvolle Option. Und wenn man aufhört, müsste beinhart Karrierebilanz gezogen werden, die wenig rosig ausfällt. Weitermachen beinhaltet dagegen Woche für Woche die theoretische Option, den sportlichen Turnaround zu schaffen. Da gab es schon Stories wie jene von Phil Golding, der mit 41 Jahren den ersten Titel gewann, mit der Open de France gleich einen Riesengroßen. Beispiele wie diese halten das Fünkchen Hoffnung am glosen.

Und wenn man den familiären Background hat, es sich „leisten zu können“, glüht man halt mit Titleist-Eisen statt mit Oldtimern durch die Welt. Medienresonanz, Fanpost oder Preisgeld treten in den Hintergrund. Was bleibt ist der Erlebniswert einer permanenten Weltreise, wo man dem eigenen weissen Ball rund um den Globus nachmarschiert.

Vor allem bei älteren Spielern, wo der Erfolg schon länger ausbleibt, haben wir in der Berichterstattung einen entsprechend anderen Fokus gewählt. Es muss nicht immer um Siege, Tourkarten und Millionen gehen. Was ist so schlimm daran, wenn manche weitermachen zum eigenen Gaudium bis die Seniorentour lockt? Lassen wir ihnen die Freude und nehmen den Leistungsanspruch ein wenig zurück.

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Nichts für Weicheier

Tigerline_Golf_Live_at

Bullenabsamer, Alaskafischer, Bohrturmarbeiter – diese Jobs sind ein Klacks im Vergleich zum „Locher des weissen Balls“, behaupte ich mal. Golf-Pro der härteste Job der Welt? Ja, sofern man damit Geld verdienen will!

Seit dem Jahr 2005 präsentiert Discovery Channel die härtesten und schmutzigsten Jobs, die keiner machen will. Neben einem starken Magen entscheiden Härte, Willensstärke und Disziplin, ob man die grauslichsten Jobs der Welt durchsteht.

Was das mit der Glamourwelt von Tiger, Rors und Co. zu tun hat, wo fette Antrittsgelder kassiert und für ein Hole in One der Schlüssel zum 6er Gran Coupe in die Hand gedrückt wird? Des Golf-Pros härtester Job besteht darin, dort hinzukommen.

Alles beginnt in Kindertagen, wo Papa den talentierten Junior von einem gewonnenen Monatsbecher zum nächsten chauviert. Golf macht so richtig Spass, wenn man alle Gleichaltrigen dank des überlegenen Talents bügelt. Bis dann eines Tages ÖGV-Sportdirektor Niki Zitny formatfüllend vor dem eigenen Gesicht auftaucht und kurz skizziert, was nun ansteht: „Kadertraining“! Das heisst tagtägliches Schuften im Dreieck Schule-Golfplatz-Zuhause. Matthias Schwab hat diesen 16 Stunden-Tag seit Kinderschuhen vom Papa minutiös aufgetischt bekommen. Party, Strandurlaub, Wochenende, Freundin? Fehlanzeige!

So richtig unlustig wird das Leben, sobald man sich vom ÖGV abnabelt. Dann heisst es alles selber organisieren und bezahlen. Berni Reiter und Hamza Amin können lustige Geschichten erzählen, wie eine Asian Tourschool oder Golfturniere in Kambodscha ablaufen. Abenteurliche Anreise, Schlafen am Boden, dazu die Affenhitze und die ungustiösen Themen „Hygiene“ und „Essen“. Im besten Fall verdient man am Ende einen Reisekostenbeitrag. Hochdienen von den billigen Golfbühnen, diesem Ziel wird alles untergeordnet.

Man braucht schon eine sehr breite Brust um im Kreis von 156 hungrigen Supertalenten aus aller Welt auf der Asian Development Tour oder auf der Alps Tour sein Glück zu versuchen. Immer im Hinterkopf: die finanziellen Reserven der Familie reichen vielleicht für drei Jahre. Bis dahin muss man „trockenes Land“, zumindest auf der Challenge Tour erreichen. Die besten 25 verdienen dort jene rund 60.000 Euro im Jahr, die man zum Überleben – und zum Weitermachen braucht in Richtung European- oder US Tour.

Jede Startchance wahrnehmen heisst: 20 bis 30 Wochen im Jahr auf Achse sein, im Schnitt 6 Stunden Training täglich und immer das finanzielle Damoklesschwert im Hinterkopf. Und das Schönste kommt noch: bitte jetzt nur nicht am Golfplatz verkrampfen. Nicht daran denken, was ein verschobener Putt am Sonntag gekostet hat. Und dass es eine ergebnisorientierte, weltweite Auslese gibt: von Zehntausenden schafft es eine Handvoll ans große Ziel. Spinnen züchten oder Schafe kastrieren, das kann jeder machen, der dazu Lust hat. Aber als Playing Pro überleben? Nur ein paar Hundert in der Welt.

von Joachim Widl

PS: Von jenen, die es nie schaffen, höre ich immer die gleiche Leier: „Anreise zum Turnier zu beschwerlich“, „Putts sind ausgelippt“, „Schnupfen, Husten, Golferellbogen, steifer Nacken….“

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Das Wildcard-Disaster

Tigerline_Golf_Live_at

Nur 6 von 32 Wildcards bei Challengern wurden von den Österreichern genutzt um Geld zu verdienen. Zwei Drittel gingen an über 30-jährige Pros. Jetzt, wo sie sinnvoll helfen könnten – sind keine mehr da!

Nein, an der missglückten Wildcard-Vergabe ist nicht der ÖGV schuld. Einladungen werden praktisch immer direkt von Turnierveranstaltern vergeben, aus geschäftlichem Interesse. Das heißt: an den Meistbietenden verkauft, auf Sponsorwunsch vergeben, mit anderen Turnierveranstaltern getauscht, alles zumeist sehr undurchsichtig und streng vertraulich. Ein Körberlgeld für den Veranstalter oder zumindest ein kleiner Finanzierungsbeitrag zum Turnier.

Kuriose Beispiele gibts genug. Teilzeit-Pro Karl Ableidinger wurde von Geschäftspartner Jose-Maria Olazabal zu seiner Mallorca Open 2004 und 2005 eingeladen und bedankte sich artig mit zwei Missed Cuts bei 11 und 12 über Par. Man will ja den anderen nichts wegnehmen.

Michi Moser kam 2005 auf kreativ geebneten Wegen seines Hobby-Managers Thomas Pompernigg (damals Marketing-Mann im ÖGV) zu European Tour-Ehren bei der KLM Open: auch hier die Devise, ausser Spesen nichts gewesen nach Platz 148 bei 16 über Par.

Die desaströse Wildcard-Bilanz 2012

Wildcard-Vergabe hat nichts mit Nachwuchsförderung zu tun. 69% der Freikarten zu Challenge Turnieren gingen heuer an über 30-jährige! Von den Jungpros kam praktisch nur Philipp Fendt (23 Jahre) mit 7 Wildcards zum Zug.

Nur 6 Mal verdiente der Wildcard-Empfänger Geld, mit Abstand am Tüchtigsten dabei: Jürgen Maurer mit 4.216 Euro. Genutzt hats ihm nichts, weil man bräuchte auf der Challenge Tour mindestens 20.000 Euro Jahrespreisgeld um die kleinste, brauchbare Kategorie 8 zu erwerben.

Uli Weinhandl nutzte seine 7 Wildcards um exakt 0 Euro für 7 Missed Cuts anzuschreiben. Thomas Feyrsinger bekam nach Verletzungspause immerhin 5 Wildcards, machte damit aber auch nur Kleingeld (1.376 Euro). Jung-Pro Philipp Fendt muss nach 1.688 Euro Verdienst so wie die anderen sein Glück bei der Tourschool versuchen.

Steiner fällt durch den Rost

Ja, einem hätten die Wildcards helfen können: Roland Steiner verputtete seine 14 Challenger im heurigen Jahr konsequent und wird trotz 11 Cuts mit 12.521 Euro Preisgeld nur auf Rang 101 der Jahresrangliste geführt. Jetzt zu Saisonende kommt er nicht mehr in die letzten drei Turniere hinein – trotz guter Kategorie 8. Wildcards gibts für Steiner jedoch keine mehr!

Natürlich könnte man beinhart sagen: selber schuld! Steiner hatte ausreichend Gelegenheit sein Spielrecht abzusichern. Zudem hatte er sich ganz auf seine letzten Challenge Tour-Einsätze konzentriert und so die Stage 1 der Tourschool verpasst. Für die Stage 2 sind allerdings nur die besten 90 der Rangliste qualifiziert – auch hier Pech gehabt.

Wildcards sollten auch ein Auffangnetz für Härtefälle sein – sind sie aber nicht.

Die Reaktion von Roland Steiner hat mich beeindruckt: 6.000 US Dollar für Platz 2 in der darauf folgenden Woche auf der MENA Tour in Abu Dhabi verdient – wo man bloß seine 750 Dollar Einschreibgebühr und 50 Dollar Nenngeld zahlen muss – und schon kann man Geld verdienen, ganz ohne Wildcard-Geschiebe.

von Joachim Widl

8.656 Euro Preisgeldausbeute für 32 Wildcards …

Spieler Turnier Resultat Euro
Uli Weinhandl Colombia Classic
MC
0
Uli Weinhandl Telenet Trophy
MC
0
Jürgen Maurer Telenet Trophy
10.
3160
Philipp Fendt Challenge Espana
62.
440
Uli Weinhandl Kärnten Open
MC
0
Hamza Amin Kärnten Open
MC
0
Philipp Fendt Kärnten Open
MC
0
Jürgen Maurer Kärnten Open
35.
1056
Berni Reiter Kärnten Open
MC
0
Florian Ruprecht Kärnten Open
MC
0
Leo Astl Kärnten Open
25.
1376
Michi Moser Kärnten Open
MC
0
Chris Bausek Kärnten Open
MC
0
Rene Gruber Kärnten Open
MC
0
Jürgen Maurer Varese Challenge
MC
0
Uli Weinhandl Varese Challenge
MC
0
Thomas Feyrsinger Varese Challenge
MC
0
Uli Weinhandl Suisse Challenge
MC
0
Jürgen Maurer Suisse Challenge
MC
0
Philipp Fendt Suisse Challenge
MC
0
Jürgen Maurer Acaya Open
MC
0
Philipp Fendt Acaya Open
31.
1248
Thomas Feyrsinger Acaya Open
MC
0
Philipp Fendt English Challenge
MC
0
Thomas Feyrsinger Finnish Challenge
MC
0
Philipp Fendt Finnish Challenge
MC
0
Uli Weinhandl Norwegian Challenge
MC
0
Thomas Feyrsinger Norwegian Challenge
MC
0
Jürgen Maurer Russian Challenge
MC
0
Uli Weinhandl Catalunya Challenge
MC
0
Thomas Feyrsinger Catalunya Challenge
25.
1376
Philipp Fendt Lyon Open
MC
0

* MC = Missed Cut / Alle Starts auf der Challenge Tour 2012, die in Kategorie 4 (Invitations / National Field) auf der Entry List geführt wurden. Uli Weinhandls „MC“ in St. Omer nicht berücksichtigt, da nicht auf Basis einer Wild Card sondern nach Gewinn in der Qualifikation.

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Das Turnier-Sterben

Tigerline_Golf_Live_at

Es war einmal und ist nicht mehr: Geplante Turniere in Madrid und Mallorca vertschüssen sich still und heimlich vom European Tour-Kalender, Valderrama und Portugal im Oktober wackeln. Die Finanzkrise schlägt nun voll auf die European Tour durch und beschert den Erstliga-Pros wohl zunehmend freie Wochen.

Banken und Tourismusverbände aus Spanien und Portugal, die so gerne mal ein Milliönchen oder zwei aus der Portokasse abzweigten und in ein Golfturnier der European Tour steckten, haben nun andere Sorgen – und mit ihnen auch die Tour-Pros, denen immer öfter Spielpausen drohen.

Im Oktober könnte sogar das europäische Saisonfinale mit den Turnieren in Valderrama und Vilamoura kippen, das wäre besonders bitter für Spieler wie Markus Brier, die dringend Starts brauchen um ihre Tourkarten zu sichern.

Nur 1 Turnier in Kaymer-Country

Dort wo Sponsoren noch kaufmännisch rechnen, ist bereits seit Jahren die düstere Realität eingekehrt: das reiche Deutschland mit Weltstar Kaymer kann nur noch ein Turnier finanzieren, die Zeiten einer Mercedes Benz Championship oder einer Linde German Masters sind lange vorbei. Ein Sponsor Value im Sinne von „X-Euro Investment für ein Mehr als X an Ertrag“ ist bei den geforderten Preisgeldsummen von zumindest eine Million, samt Nebengeräuschen für die Organisation, einfach nicht darstellbar.

Der Ladies European Tour, die noch weit weniger mit dem Argument einer großflächigen TV-Coverage punkten kann, sterben bereits die ganz großen Brocken weg: 2013 soll sogar der dickste Fisch für Michl und Co, die Swiss Ladies Open (525.000 Euro) nicht mehr stattfinden. Italien und Portugal gibts im Damengolf bereits heuer nicht mehr.

Streicheln statt Rechnen

… so lautet nun die neue Devise der Turnier-Promoter: Ohne die eitlen Mäzene, denen das Scheinwerferlicht der TV-Kameras jedes Sümmchen wert ist, würde der European Tour-Kalender wie ein Schweizer Emmentaler aussehen – und wäre garantiert ohne österreichischen Eintrag.

Mit Neid muss man wieder nach Amerika schielen. Dort leistet sich der Abfallverband von Phoenix, Arizona, ein Turnier am US PGA Tour-Kalender. 6,1 Millionen US Dollar zahlen dort die Haushalte ungefragt zuviel an Müllgebühren, damit der Generaldirektor mit Phil Mickelson eine Pro-Am-Runde drehen darf und am Sonntag live im Studio von Golf Channel über seine Müllvisionen philosphiert.

Wer am Moving Day ein grünes Polo-Shirt trug, motivierte Phoenix Waste Management dazu einen weiteren Dollar für ein Umweltprojekt zu spenden. So kamen 50.000 Dollar zustande. Hurra, lauter Grüne in Amerika, die Umwelt in Arizona ist gerettet!

Aber mal im Ernst. Im homogenen US-Markt von 310 Millionen Konsumenten mit einer Sprache und einer Währung sind selbst 6 Millionen US Dollar relativ einfach für ein Golfturnier locker zu machen, Profit für Auto- und Finanzkonzerne garantiert.

Angesichts des asiatischen Golf-Booms, der immer mehr „Spots“ am European Tour-Kalender aufsaugt, bleibt Europa sowieso nur eine Devise: Gesund schrumpfen, auch beim Golfsport. Weniger Golfturniere bedeutet zugleich mehr Aufmerksamkeit für das, was noch funktioniert.

Das österreichische Wunder

Als einziges kleines Land in Europa bitten wir alljährlich European-, Challenge- und Ladies European Tour zu Gast – und das durchgehend seit 2006! Das österreichische Golfwunder schlechthin. Ich will gar nicht wissen, wie sich das finanziell ausgeht – denke gerade an Josef Martinz bei der Klagenfurter Preisverleihung – nein, Stopp! Genießen wirs einfach!


von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Antrittsgelder – „Part of the Game“

Tigerline_Golf_Live_at

Zu seinen 4 Millionen Dollar Preisgeld in guten Jahren packt Tiger Woods noch einmal 96 Millionen Körberlgeld u.a. für Antrittsgelder drauf. „Appearance Fees“ sind „Part of the Game“ und klingen genauso grauslich im Golf wie in der Kärntner Politik.

Tim Finchem, mächtiger Zampano der US PGA Tour war stinksauer, als Tiger Woods seine Saison für 2 Millionen Dollar Antrittsgeld lieber in der Ölwüste Abu Dhabis als auf der Blumeninsel Hawaii eröffnete. Die European- und die Asian Tour wirbt den Amerikanern zusehends die Topstars mit fetten Antrittsgeldern ab.

Auch hier ist Tiger in einer eigenen Liga, der als Einziger Millionen zugesteckt bekommt. Bei Mickelson, Westwood, McIlroy sind es „nur“ sechsstellige Beträge. Seit Seve Ballesteros in den 80er-Jahren erfolgreich aufbegehrte, dürfen European Tour-Turniere ihren eigenen Spielern ebenfalls Startgelder zahlen. Jimenez kann sich für seine Österreich-Starts Havannas um rund 100.000 Euro kaufen.

Auf der US PGA Tour und der LPGA sind Appearance Fees dagegen verboten – also läuft die Geldmasche halt verlogener. Topspieler „planen“ ihre Turniere nach Sponsorverträgen, so kommt das eher uninteressante AT&T National halt zu einem Tiger Woods. Anderer Schmäh: das Startgeld fliesst in die Charity-Organisation der Spieler, das ist erlaubt.

Besonders beliebt wurden zuletzt die Sponsor-Parties im Vorfeld der US Turniere. Wer dort von den Topspielern auftaucht, kassiert legale 30.000 bis 50.000 Dollar – und wenn man schon anreist, nimmt man gleich das Turnier mit.

Spieler ausserhalb der Top 50 der Weltrangliste magerlt das gewaltig. Sie baggern Woche für Woche um ihren Anteil am Preisgeldkuchen, mit grossem „MC-Risiko“ (Missed Cut). Jeder Dollar, der in Antrittsgelder fliesst, wird knallhart vom Preisgeldtopf abgezweigt. Die 4 Millionen für Abu Dhabi wurden geteilt in 2 Millionen für Tiger und 2 Millionen für den Rest der Meute.

Die Damen bekommen dagegen rein gar nichts. Frauenministerin Heinisch-Hosek mag vielleicht jetzt über ein Gesetz nachdenken, aber eine Laura Davies oder Sophie Gustafson hilft man höchstens bei Flug-Arrangements und schöner Unterbringung. Für Österreichs Pros und Proetten ist das Antreten daheim übrigens reine Ehrensache, auch wenn die eigenen Sponsoren das hie und da zusätzlich finanziell vergüten, aber nie der Turnierveranstalter direkt.

So. Ist das jetzt alles koscher? Die Startgeld-Kassierer argumentieren damit, dass andere Supersportler wie Fussballer oder Rennfahrer für das reine Auftauchen bezahlt werden, auch wenn sie nicht gewinnen – der Golfer aber nur wenn er den Cut übersteht. Oder: dass es um den fairen Anteil am Extra-Gewinn geht, den ein Turnier dank des Antretens eines Topstars einstreift.

Vielleicht haben auch Politik, Banken und Wall Street zu lange eine Kultur vorgelebt, der sich Sportstars einfach nur … anpassen? Wenn man Dir gibt, dann nimm, wenn man Dir nimmt, dann schrei!

Meine persönliche Erfahrung mit Golf-Pros: denen ist Geld nicht wichtiger oder unwichtiger als Dir und mir. Das trifft leider nicht auf ihre Manager zu… und das Thema Cash ist „Part of the Game“ für einen Chubby Chandler (Westwood-Manager) oder Mark Steinberg (Tiger).

von Joachim Widl

 

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail