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Tiger-Rummel nervt

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Tigers Umfeld und die US-Medien wollen der Welt weißmachen, dass die Ära Woods unverändert weitergehen … könnte, würde, sollte. Dabei leben Fans und ihre jungen Idole längst in einer neuen Wirklichkeit.

Das Schauspiel der letzten Monate um den prominentesten Golfrücken der Welt war an Heuchelei kaum zu überbieten. Aus Rücksicht auf millionenschwere Werbeverträge und Einschaltquoten bei Golfchannel und Co. lief seit Juni ein Comeback ab, das gar keines war. Das hat sich auch Tiger nicht verdient, dessen Denkmal Steinchen für Steinchen demoliert wird.

Wer die gesicherten Facts über Tigers abgearbeiteten Golfkörper mit Rückenspezialisten und Golftrainern diskutiert, kommt unweigerlich zum Schluss, dass es in Zukunft keine reguläre Saison mit entsprechend intensivem Trainung, mit 15 bis 20 Turnierstarts und zumindest 4, 5 Siegen an Ausbeute geben wird um die Uhren im World Ranking zurückzudrehen.

Dennoch musste Tiger viel zu früh beim National sein Comeback geben – weil seine eigene Foundation dieses Turnier veranstaltet und ein neuer Sponsor mit dem bezeichnenden Namen „MusclePharm“ präsentiert werden wollte. Bei der Open Championship quälte sich der Medienstar vier Tage lang zu einem 69. Platz, wobei er an Tag 3 sogar die letzte Tee-Time an der 10 bekam, damit die US-Fans keinen seiner 73 Golfschläge zu bester TV-Zeit im Amerika versäumen.

Dem PR-bemühten @tigertracker geht auf Twitter langsam der Schmäh aus. Vom „besten Job der Welt“ zwitschert er schon lange nicht mehr und muss spöttische Tweets der „Tiger-Haters“ so gut es geht verbal parieren.

Der Gipfel der Tiger-Nerverei wurde beim PGA Championship erreicht: Mit „Because I can“ zündete Tiger eine weitere Nebelgranate im Pressezelt, wobei spätestens am 2. Tag nach 2 Löchern klar war, „No, he can’t“!

Anstatt den packenden Birdiewettlauf an der Spitze von Roars, Lefty und Rickie ausgiebig zu würdigen, wird die TV-schauende Golfwelt zu anderen Bildern verdonnert: Tiger marschiert vom Grün zum nächsten Tee (humpelt er oder nicht?), flüstert mit Joe LaCava (was haben die zu besprechen?), CloseUp auf seine versteinerte Miene (hat er Schmerzen oder nicht?), 10 Wiederholungen samt Analyse jedes weggehookten Drives…

Endlich verkündet Nick Faldo nach stundenlangem Grübeln: „Man kann wohl sicher sagen, dass die Zeit der Tiger-Dominanz von früher vorbei ist. Jetzt ist er nur noch ein Spieler wie viele andere, die ein Turnier gewinnen können.“ Danke Nick!

Wieder einmal dürfte das Business über den Sport gesiegt haben: 30 Millionen Dollar-schwere Sponsorverträge von Tiger galt es zu erfüllen – wobei Woods 2014 nur in der Lage ist, die geschäftliche, aber nicht die sportliche Seite zu bedienen.

Die Karawane ist jedoch längst weitergezogen: nachdem der Golfchannel noch im Frühjahr nach Tigers Verletzung über 30% Minus bei Einschaltquoten jammerte, zeichnen die Nielsen-Zahlen nach dem Finaltag der PGA Championship ein ganz anderes Bild: über 6 Millionen US-Haushalte verfolgten wie Phil und Rickie den Schlussflight mit Rory und Bernd jagten. Das sind um 30% mehr Zuseher als im Vorjahr, als Tiger am Sonntag noch im Bild war! Die besten Einschaltquoten also seit 5 Jahren, auch schon am tigerlosen Samstag.

von Joachim Widl

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Zwangspause

TIGER WOODS – ZWANGSPAUSE: Tiger Woods muss erneut eine Zwangspause einlegen und fehlt dem US-Team auch im diesjährigen Ryder Cup.

Tiger Woods (USA) muss wegen seiner überbeanspruchten Rückenmuskulatur erneut eine Zwangspause einlegen und wird dem US-amerikanischen Team auch im Ryder Cup nicht zur Verfügung stehen.

Es hat sich bereits in den letzten Wochen angekündigt. Zunächst musste Woodsbei „seinem“ Turnier, den Bridgestone Invitational in der Finalrunde das Handtuch werfen, nachdem er nach einem Bunkerschlag wieder mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Platz ging.

Auch sein Start beim letzten Major des Jahres, den PGA-Championship, stand lange Zeit in den Sternen, doch durch Massagen und Physiotherapie entschloss er sich schlussendlich doch an den Start zu gehen. Bereits am zweiten Spieltag sah man Tiger die großen Schmerzen an unter denen er sich über die Anlage in Kentucky schleppte. Den Cut verpasste er klar und der zweite Spieltag in Louisville wird der letzte für einige Zeit gewesen sein.

„Meine Ärzte haben mir gesagt, dass ich meine Rückenmuskulatur schonen muss. Das Ganze muss jetzt einmal ausheilen, deshalb darf ich weder spielen noch trainieren.“, gibt der Publikumsliebling in einem Statement der versammelten Presse preis. Mit einer Rückkehr auf die PGA-Tour wird frühestens Anfang Dezember bei der World Challenge in Orlando, Florida gerechnet.

US-Team ohne Woods

Damit fällt Woods auch für den Ryder Cup in Gleneagles aus. „Ich bin Tom Watson sehr dankbar, dass er mich als Captain’s Pick im Hinterkopf hat, aber ich muss ihn bitten mich nicht zu nehmen. Das ist für mich extrem enttäuschend. Ich spiele unwahrscheinlich gerne für die USA und der Ryder Cup bedeutet mir sehr viel, aber wir haben mit Sicherheit eine schlagkräftige Truppe am Start.“, so Woods zur Absage.

US Ryder Cup Captain Tom Watson wünscht Tiger nur das Beste: „Mein oberster Wunsch für Tiger ist, dass er wieder vollkommen gesund wird und ich hoffe, dass er bald zurückkehrt. Natürlich bin ich etwas enttäuscht, dass wir Tiger nicht dabei haben, aber seine Gesundheit geht klar vor.“

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Bitterer Major-Sonntag

PGA CHAMPIONSHIP 2014 – FINAL: Bernd Wiesberger fehlt nach grandiosen Leistungen der Vortage der krönende Abschluss, er fällt auf Rang 15 zurück. McIlroy feiert seinen vierten Majorsieg.

Bernd Wiesberger kann am Finaltag der PGA Championship nicht mehr an die grandiosen Leistungen der letzten Tage anschließen und fällt im Valhalla GC mit birdleloser 74 (+3) auf Rang 15 zurück. Rory McIlroy (NIR) bleibt weiterhin unschlagbar und feiert in Louisville seinen vierten Majorsieg.

Mit einer starken 68 (-3) war Bernd Wiesberger in das letzte Major des Jahres gestartet, setzte am Freitag die zweite 68 (-3) drauf und ging so als geteilter 7. ins Wochenende. Die Sternstunde gelang ihm dann am Samstag. Im Flight der Massen mit Phil Mickelson (USA) behauptete sich Bernd Wiesberger mit der fehlerlosen 65 (-6), der besten Runde im Feld. Bei gesamt 12 unter Par verdiente er es sich als Zweiter, mit Rory McIlroy im Schlussflight auf die letzten 18 Löcher gehen zu dürfen.

Fehlende Präzision

Am Sonntag fehlt dann aber die Präzision, die das Spiel von Bernd an den ersten drei Tagen auszeichnete. Bereits zu Beginn hat er zu kämpfen um die Pars auf die Scorekarte notieren zu können. Des Öfteren verzieht er die Drives leicht, gerade genug um nicht am Fairway zu landen. Das größere Problem ist jedoch die Distanzkontrolle mit den Eisen, sonst seine Paradedisziplin, die bei den meisten Annäherungen um 10 Meter auf oder ab streuen .

Immer wieder gehen die Schläge aufs Grün übers Ziel hinaus und Bernd kann sich kaum zwingende Birdiechancen erarbeiten. Auf der 6, dem schwersten Loch des Platzes, erwischt es ihn dann erstmals. Er bringt sein 3er Holz nur links im Rough unter und hat von dort keine Chance das Grün zu erreichen. Der Chip danach bleibt etwas zu kurz und der Parputt rollt knapp am Loch vorbei.

Danach konsolidiert sich sein Spiel, allein Birdies wollen am Sonntag einfach keine gelingen. Immer wieder findet er zwar das Grün, liegt aber meist um die 10 Meter entfernt, und die Schläge am Kurzgemähten wollen am Finaltag einfach nicht im Loch verschwinden.

Platz für Platz abgerutscht

Auf Loch 12 reicht es dann erneut nicht um das Par zu notieren. Bernd liegt links neben dem Fairway und bringt das Eisen nur rechts vors Grün. Der schwere Chip über den Bunker gerät zu weit, was zwei Putts später das nächste Bogey perfekt macht. Auf der 15 geht’s dann von Bunker zu Bunker und plötzlich liegt der Reiters Hotels Pro bei 3 über Par und außerhalb der Top 10.

Zum Drüberstreuen lippt dann auch noch der Birdieputt auf der 18 aus und Bernd muss mit der birdiefreien 74 (+3) am Finaltag vorlieb nehmen. Mit dem 15. Platz verpasst Bernd auch die Chance eine neue Bestmarke in der Majorhistorie Österreichs aufzustellen. Markus Brier setzte im Jahr 2007 mit einem 12. Platz bei den Open Championship das bisherige Highlight.

An den ersten drei Tagen war Bernd Wiesberger sowohl bei den Fairwaytreffern, als auch bei der Greens in Regulation Statistik ganz vorne im Feld zu finden. Am Sonntag lässt er diese Präzision vermissen, was sich in dem Weltklassefeld unerbittlich rächt.

Werbung für Bernd und Golfland Österreich

Für seinen übers gesamte Turnier betrachtet fantastischen Auftritt, der ihn auch im Weltgolf weiter bekannt macht und unbezahlbare Werbung für das Golfland Österreich bringt, kassiert Wiesberger knapp 100.000 Euro Preisgeld, das ihn im Race to Dubai vom 44. auf den 34. Rang nach vorne bringt.

Weiter unschlagbar

Rory McIlroy bleibt auch in Kentucky unschlagbar. Nach den Open Championship und den Bridgestone Invitational holt sich der Nordire auch den Sieg beim PGA Championship und stemmt die Wanamaker Trophäe in die Höhe.

Dabei startete „Rors“ alles andere als gut in den Sonntag. Auch er hat mit verzogenen Annäherungen zu kämpfen und verliert zu Beginn zwei Schläge. Dann aber gibt er der Runde den Turnaround, notiert auf der 7 ein Birdie und marschiert auf der zweiten Platzhälfte mit einem Eagle und zwei weiteren Birdies der Konkurrenz um einen Schlag davon. „In dieser Art und Weise zu gewinnen, von einem Rückstand zurückzukommen, das bedeutet mir eine Menge. Ich weiß nun, dass ich es mit allen aufnehmen kann und nach so einem harten Kampf am Ende als Sieger hervorgehe.“

Schlussendlich notiert er am Sonntag die 68 (-3), die bei gesamt 16 unter Par zum Sieg reicht. Phil Mickelson locht auf der 18 fast seinen Chip zum Eagle und geht so beinahe noch ins Stechen, der Ball rollt aber Zentimeter am Loch vorbei und „Lefty“ muss sich nach der 66 (-6) mit dem Runner-up Finish zufriedengeben. Rickie Fowler (USA) teilt sich nach der 68 (-3) den 3. Platz mit Henrik Stenson (SWE) (66). Fowler beendet damit alle vier Majorturniere dieses Jahres in den Top 5.

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Unstoppable!

PGA CHAMPIONSHIP 2014 – 3. RUNDE: Bernd Wiesberger spielt am Samstag entfesseltes Golf und geht im Finalflight am Sonntag mit Rory McIlroy auf die letzten 18 Löcher im Valhalla GC.

Bernd Wiesberger setzt am Moving Day bei den PGA Championship im Valhalla GC neue Maßstäbe im österreichischen Golfsport. Der Burgenländer notiert die Tagesbestmarke von 65 Schlägen (-6) und geht bei nur einem Schlag Rückstand auf Rory McIlroy (NIR) mit dem Nordiren im Finalflight auf die letzten 18 Löcher. „So etwas hätte ich vor der Woche nicht erwartet, obwohl ich früh und gut vorbereitet hierherkam. Aber ich weiß, dass ich es auf draufhabe auf einer ganz großen Bühne mithalten zu können.“

„Es geht hier gerade ein absoluter Traum in Erfüllung. Allein, dass ich mit Phil Mickelson in einem Flight spielen kann ist sowas wie ein Kindheitstraum von mir. Er war und ist immer eines meiner größten Vorbilder im Golf,“ meint er nach seiner Wahnsinnsrunde im Interview.

So etwas hat es in Österreichs Golfgeschichte bislang noch nicht gegeben. Bereits an den ersten beiden Tagen dreht Bernd Wiesberger in Kentucky richtig auf und geht als geteilter 7. ins Wochenende. Am Moving Day spielt der Reiters Hotels Pro dann entfesseltes Golf und sorgt dafür, dass nun auch die amerikanischen TV-Kommentatoren seinen Namen unfallfrei aussprechen können.

Im Flight der Massen – Bernd ist am Samstag mit dem US-amerikanischen Publikumsliebling Phil Mickelson unterwegs – fühlt sich der Oberwarter von Beginn an wohl und spielt unwahrscheinlich sicheres Golf. Ein ums andere Mal bringt er präzise Teeshots auf die Fairways und hat auch das Visier in Richtung Grün perfekt eingestellt.

Erste Birdies

So ist es nur eine Frage der Zeit, bis der erste Birdieputt den Weg ins Ziel findet, auf der 4 ist es so weit. Auch danach kommt der Pro aus Bad Tatzmannsdorf nie in die Verlegenheit ein Bogey notieren zu müssen. Noch vor dem Turn gelingt dann das zweite Birdie und Bernd klopft vehement an der absoluten Spitzengruppe an.

Auch auf den Back 9 gibt es keine Wackler, kein Verziehen und keine Unsicherheiten in allen Aspekten seines Spiels. Die Belohnung für die Traumperformance folgt. Die 12 spendiert ihm nach einer messerscharfen Annäherung sein insgesamt drittes Birdie.

Perfektes Finish

Was Österreichs Nummer 1 dann auf den letzten drei Löchern abbrennt, verdient das Prädikat Weltklasse. Auf der 16 passt die Annäherung auf nicht einmal einen Meter, was das nächste Birdie zur Folge hat. Ein Loch später haben die Massen dann schon den Eaglejubel auf den Lippen, die Annäherung am Par 4 bleibt aber doch noch an der Lochkante hängen. Das Birdie notiert er im Vorbeigehen.

Endlich kann er danach auch ein Par 5 in dieser Woche zu einem roten Eintrag überreden. Bernd entscheidet sich zur Attacke, verzieht aber erstmals am Samstag ein Eisen leicht und bleibt am geteilten Fairway auf der rechten Seite vor dem Grün hängen.

Was bleibt, ist ein difiziler Chip über den Grünbunker, den er aber fast zum Eagle locht. Zum dritten Mal auf den letzten drei Löchern ist das Birdie nur Formsache und er macht die 65 (-6) perfekt, die ihm den alleingen 2. Platz bei gesamt 12 unter Par einbringt.

Lange Zeit sieht es so aus, als könne er sich sogar mit Rory McIlroy die Führung teilen, der Nordire locht aber den doch längeren Birdieputt auf der 18 und liegt nach der 67 (-5) so bei insgesamt 13 unter Par alleine in Führung. Bernd wird am Sonntag mit der Nummer 1 der Welt im Finalflight der PGA Championship die letzten 18 Löcher in Angriff nehmen.

Ein neuer Maßstab

Bernd Wiesberger setzt mit der Traumwoche in Louisville neue Maßstäbe im österreichischen Golfsport. Bislang war das beste Ergebnis nach drei Runden ein 20. Platz vonMarkus Brier 2007 bei den Open Championship, mit Tiger Woods (USA) als Spielpartner am Moving Day. Beendet hat Brier das Major schlussendlich auf Rang 12, was nach wie vor das beste Ergebnis eines Österreichers bei einem Majorturnier darstellt.

Rickie Fowler (USA) lauert nach der 67 (-5) nur einen Schlag hinter dem Oberwarter auf Rang 3. Platz 4 teilen sich Phil Mickelson – er bringt ebenfalls die 67 (-5) zum Recording – und Jason Day (AUS), der die 69 (-2) notiert.

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On fire durch Valhalla

PGA CHAMPIONSHIP 2014 – 2. RUNDE: Bernd Wiesberger sorgt mit der zweiten 68 für ein Karrierehighlight und liegt nur drei Schläge hinter dem Führenden Nordiren Rory McIlroy.

Bernd Wiesberger schafft am Freitag bei den PGA Championship ein absolutes Karrierehighlight. Der Burgenländer ringt dem Valhalla GC in Kentucky die zweite 68 (-3) ab und geht von Platz 7 aus in den Moving Day.

Schon nach der ersten Runde deutete es sich an, dass Bernd Wiesberger in dieser Woche alle Aspekte seines Spiels im Griff hat. Der Oberwarter brachte zum Auftakt die 68 (-3) ins Clubhaus und platzierte sich damit nur ganz knapp hinter den Top 10.

Am Freitag scheint es dann in den Morgenstunden in Louisville so, als würden die Regengötter etwas gegen die letzte Ruhestätte der Wikinger haben. „It’s raining cats and dogs here!“, war die erste Twittermeldung die aus Kentucky hereinflatterte. Und die Katzen und Hunde machten bereits nach nur 15 Minuten Spielzeit ein Weiterspielen unmöglich.

Heftigster Regen sorgte für eine knapp 50 minütige Unterbrechung, da sich mittlerweile schon das Wasser auf den Grüns und den Fairways staute. Danach flaute der Regen aber zumindestens teilweise ab, weswegen dann planmäßig Wasserball gespielt werden konnte.

Bernd Wiesberger betrifft die Verzögerung nur peripher – der Reiters Hotels Pro ist erst mit später Tee-Time unterwegs – diese verschiebt sich jedoch nochmals nach hinten, weshalb er er erst um 21:15 MEZ seine zweite Runde in Angriff nehmen kann.

Bogey zum Auftakt

Der Start misslingt dann gleich einmal. Zwar agiert Bernd wie schon am Tag zuvor grundsouverän vom Tee, die Annäherung bleibt aber etwas zu kurz, was gleich einmal den ersten Schlagverlust zur Folge hat. Doch der scheint Österreichs Nummer 1 nur noch weiter anzuspornen, denn was danach folgt ist aus rotweißroter Sicht so noch nicht dagewesen.

Ein ums andere Mal zimmert der Pro aus Bad Tatzmannsdorf zunächst seine Abschläge auf die Fairways und danach die Annäherungen auf die Grüns. Zum Drüberstreuen müssen sie in Louisville teilweise schon das Kurzgemähte mit Teflon überziehen, damit der Putter von Bernd nicht kleben bleibt.

Auf der 4 und der 5 wird er dann erstmals für sein starkes Golf belohnt. Zunächst fällt der Birdieputt nach lasergenauem Eisen, am Loch danach geht es sich auch aus knapp 7 Metern aus. Auch die 6, „The Bear“ wie das weltberühmte Dogleg über den Creek genannt wird, absolviert er mit Bravour, obwohl der Abschlag diesmal links im Rough landet.

Noch vor dem Turn klingelt es dann ein weiteres Mal in der Birdiekassa. Der dritte rote Eintrag glückt mit dem dritten Singleputt auf der 9 und Bernd pirscht sich immer weiter an die Spitze heran.

Zielgenau

Auch nach dem Turn hat er sein Spiel perfekt im Griff. Einziges Manko sind auch am Freitag die Par 5 Bahnen, worin er nach eigener Aussage das größte Verbesserungspotenzial sieht. Allerdings muss man am zweiten Spieltag die äußeren Verhältnisse berücksichtigen. Durch die Wassermassen spielt sich der ohnehin lange Platz immer länger, weswegen er keine Chance sieht die Grüns mit dem zweiten Schlag zu attackieren.

Das nächste Birdie gelingt aber auch ohne Par 5, denn die selbst aufgelegte Chance auf der 12 (Par 4) lässt er sich nicht nehmen und macht wieder einen Schritt näher an die Spitze heran. Zum ersten Mal auf den Backnine geht sich dann nach einem leicht links verzogenen Drive das Par nicht aus, da er einen Ast trifft und der Ball von dort im Wasser landet.

Die Antwort lässt aber nicht lange auf sich warten, denn Bernd zirkelt auf der 16 – dem drittschwersten Loch des Tages – den Ball perfekt aufs Grün und holt sich den verlorengegangenen Schlag postwendend wieder zurück.

Auf der 18, dem dritten Par 5 der Runde, passt dann der Abschlag erneut und Bernd entscheidet sich zu attackieren. Die Annäherung gerät aber etwas zu lang. Mit Chip und Zweiputt notiert er zum Abschluss aber das Par und macht die zweite 68 (-3) perfekt.

Damit stemmt Bernd Wiesberger nicht nur den ersten Cut bei einem Majorturnier auf US-amerikanischem Boden, der Oberwarter geht sogar vom ausgezeichneten 7. Platz aus in den Moving Day und liegt nur drei Schläge hinter dem Führenden Rory McIlroy (NIR).

In bestechender Form

Der Nordire agiert nach seinem Sieg bei den Open Championship und dem Sieg beim WGC im Firestone CC weiterhin in bestechender Form. Die alte und neue Nummer 1 der Welt packt am Freitag auf seine 66er (-5) Auftaktrunde, die 67 (-4) drauf und liegt bei gesamt 9 unter Par in alleiniger Führung. Erste Verfolger sind Jason Day (AUS) und Jim Furyk (USA) bei -8. Phil Mickelson (USA) teilt sich den 7. Platz mitBernd Wiesberger.

Tiger Woods (USA) schleppt sich einmal mehr unter starken Schmerzen 18 Löcher lang über den Platz, der Cut ist nach der zweiten 74 (+3) aber in weiter Ferne. Der Publikumsliebling verpasst den Finaleinzug als 117. klar. Auch US Open ChampionMartin Kaymer (GER) kann das Wochenende nur noch im TV verfolgen. Er verpasst nach der 74 (+3) als 75. den Cut um einen einzigen Schlag.

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Major-Birdies

PGA CHAMPIONSHIP 2014 – 1. RUNDE: Bernd Wiesberger legt mit der 68 einen vielversprechenden Start ins letzte Major des Jahres hin.

Beim vierten Major des Jahres scheint sich Bernd Wiesberger ganz offensichtlich wohl zu fühlen. Bereits seit Samstag ist Österreichs Nummer 1 in Louisville , um sich dementsprechend auf das Millionen Event einzustellen und sich eine Strategie zurecht zulegen. Die akribische Vorarbeit macht sich am Donnerstag auf alle Fälle bezahlt. Wiesberger schlägt solide Drives und Eisen und mischt nach der 68 auf dem Par 71 Kurs ziemlich weit vorne mit.

Der Österreicher ging auf der 10 des Valhalla GC auf Birdiejagd und legt sich bereits auf dem Par 3 der 11 die Chance auf in die roten Zahlen abzutauchen. Aus gut sieben Metern verwertet Bernd den Birdieputt und erarbeitet sich doch einige weitere Möglichkeiten, die aber vorerst allesamt nicht mehr fallen sollten. Insgesamt bringt der Burgenländer die Bälle nicht nah genug an die Fahne heran, schreibt aber sichere und solide Pars in seine Scorekarte.

Vor dem Turn wird es auf der 18 kurz stressig. Auf dem Par 5 landet der zweite Schlag im Bunker. Auf die kurz gesteckte Fahne wird auch der Bunkerschlag zu kurz, Wiesberger rettet sich aber durch Chip und Putt zum Par.

Auf der 1 leistet der Oberwarter mit einem fast 300 Meter langen Drive Power-Vorarbeit. Das Eisen ins Grün rund sechs Meter an die Fahne bedeutet das zweite Birdie des Tages. Das Par 4 der 5 hält aus zwei Metern das nächste Birdie bereit. Das einzige Bogey sollte dann ausgerechnet auf dem Par 5 der 7 passieren. Ein Dreiputt ist Schuld am ersten Schlagverlust. Der 28-Jährige kann sofort reagieren und bringt das Eisen auf dem Par 3 der 8 auf Kurs.

Am Schlussloch kann sich Wiesberger noch einmal retten und ein Bogey aus dem Bunker erfolgreich abwehren. Mit der 68 (-3) mischt der Österreicher in der absoluten Elite des Majors mit. Am Ende platziert er sich damit auf Rang 11 und liegt nur knapp hinter den Top 10.

Tiger Woods kommt nicht über die 74 hinaus. Woods brachte sich zu häufig in Probleme und lädt sich durch zuviele schwache Schläge den Rückstand auf und geht nur als 109. auf die zweite Runde. Im Vorfeld des Majors war lange Zeit nicht klar, ob die ehemalige Nummer 1 aufgrund eines eingeklemmten Nervs im Rücken überhaupt starten kann. Der Parkplatz im Valhalla GC ist allerdings nicht lange frei geblieben.

Westwood mit Traumstart

Lee Westwood (ENG) beginnt das Unternehmen Majorsieg mit einer starken Performance. Der Engländer, der seit Jahren einem Triumph bei einem der großen vier Turniere nachläuft, startet mit der 65 (-6) und teilt sich damit die Führungsposition mit Kevin Chappell und Ryan Palmer (beide USA). Phil Mickelson (USA) (69) reiht sich nach der ersten Runde auf Rang 20 ein, Martin Kaymer (GER) liegt nach der 70 (-1) auf Platz 35.

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Der Größte aller Zeiten

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Je näher Tigers Karriereende rückt, desto hitziger die Debatte: ist er „The GOAT„, „Greatest Of All Times“? Unmöglich zu sagen. Weil per Definition ist diese Frage nicht vor dem Ende aller Zeiten zu beantworten. Warten wir besser noch eine Ewigkeit.

Nein, es geht nicht um den Ziegenbock, wenn Amerikas Golffans debattieren, wer „THE GOAT“ sei. Likers und Haters zerstreiten sich an der Frage, ob Tiger Woods der Größte Golfer aller Zeiten ist – oder vielleicht eher Jack Nicklaus dank seiner 18 Majorsiege?

Eine echte Glaubensfrage für jeden Golffan – ist Tiger Woods wirklich die ultimative Lichtgestalt der Fairways und Grüns, angesichts derer selbst ein Ben Hogan oder Jack Nicklaus verblassen?

Ich glaube eher, diese Diskussion ist blanker Unsinn – das brauchen nur wir Golfjournalisten, um Dir tagtäglich neue Superlative auftischen zu dürfen. Das verkauft bunt bedrucktes Papier am Kiosk genauso wie Werbebanner in der Onlinewelt und sichert schreibende Arbeitsplätze.

Auch ein Niki Lauda als zu seiner Zeit Allergrößter der Formel 1 wurde medial bald von Ayrton Senna in den Schatten gestellt. Danach avancierte Michael Schumacher zum „GOAT“, ehe jetzt seine Rekorde von Sebastian Vettel Stück für Stück ausgelöscht werden. Die Halbwertszeit für den Superlativ „für alle Zeiten“ wird kürzer und kürzer.

Genauso vergänglich rollt die Kugel im Golfsport. Eine Karriere von Ben Hogan ist mit jener von Jack Nicklaus nicht vergleichbar, schon allein da Hogan ein paar Jährchen durch den Zweiten Weltkrieg verlor. Die 18 Majortitel von Jack Nicklaus wiederum wurden in einer Zeit erspielt, als die Weltspitze bei weitem nicht so eng beinander war wie zu Tigers Zeiten.

Meine Lösung: Machen wir aus „The Greatest of ALL Times“ (GOAT) doch besser den „Greatest of THEIR Time„, abgekürzt GOTT. Das löst alle Probleme und passt viel besser.

Sam Snead, der Golf-Gott der 40er-Jahre, gefolgt von Ben Hogan, dem Göttlichen der 50er. Jeweils ein Jahrzehnt später waren Arnold Palmer, Jack Nicklaus und Seve Ballesteros die Godfathers des Golfsports. Heute pilgern die Fans halt zum Schrein des Tiger Woods.

Woods oder auch Nicklaus als den „Größten aller Zeiten“ zu betiteln wäre respektlos gegenüber den Leistungen von Hogan oder Snead, die genauso eine ganze Ära prägten.

Der Golfgott möge uns verzeihen, wenn wie ein Vielgöttertum betreiben. Wie es Rory McIlroy unlängst treffend formulierte: der Golfsport braucht eine dominante Figur als Zugpferd für die Medien. Wer wird der grüne GOTT nach der Ära Tiger sein?

von Joachim Widl

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Tigers Major-Angst

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Wer sich bei den Turnieren nur die Rosinen herauspickt, dem schmecken die hantigen Major-Kurse besonders bitter. 5 Gründe, warum für Tiger Woods die Trauben bei Majors immer höher hängen.

16. Juni 2008: Österreichs Kicker unter Teamchef Josef Hickersberger verlieren bei der Heim-EM im Ernst Happel-Stadion mit 0:1 gegen die Deutschen. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer muss den SPÖ-Vorsitz abgeben und US-Präsident Georg W. Bush ist zu Besuch bei Angela Merkel in Deutschland.

Ach ja, und noch etwas: Tiger Woods gewinnt seinen 14. und bislang letzten Major-Titel bei der US Open, nicht gerade zufällig auf der Hauswiese von Torrey Pines.

Seit exakt 1.882 Tagen wartet Tiger Woods auf Majortitel Nummer 15 um dem Allzeitrekord von Jack Nicklaus mit 18 Erfolgen näherzurücken. Nach der neuerlichen Pleite von Oak Hill heißt es weitere 245 Tage bis zur nächsten Chance warten – und die biologische Uhr tickt für den dann 38-jährigen immer schneller. Wahrscheinlich bereut es Tiger mittlerweile, dass er selbst die Anzahl der Majortitel als Messlatte dafür gewählt hat, wer der Größte aller Zeiten ist…

Dabei ist aus Sicht der Tiger-Fans eh wieder alles paletti. 5 Saisonsiege und klare Nummer 1 im World Ranking, nachdem sich der logische Nachfolger Rory McIlroy für einige Zeit von der Liebe und dem Millionärsleben konsumieren lässt. Wieso klappt es aber bei den Majors für Tiger nicht? Mir fallen zumindest 5 Gründe ein.

1. Major-Setups zu schwer: 15 Jahre lang hat Tiger die Turnierveranstalter in Amerika dazu erzogen, sein Lieblings-Setup bezüglich Rough (wenig) und Grüns (schnell) aufzulegen – oder er startet nicht. Logische Folge: er gewinnt im Wesentlichen immer die gleichen Lieblingsturniere mittlerweile zum 7., 8. Mal. Tigers Pech sind die Majors: Weder die sturen Herren von Augusta, noch die USGA, R&A oder US PGA braten für Herrn Woods eine Extrawurst.

2. Defensiv erzeugt Defensive: der für sein geniales Course-Management und das „Denken über den Golfplatz wie ein Schachweltmeister“ gepriesene Woods ging rückblickend betrachtet bei den Majors zu defensiv zu Werke. Beispiel British Open: Wer sich nur lange Schläge auf knochenharte Links-Grüns überlässt, kommt nicht nah genug zu den Fahnen. Eine defensive Grundhaltung killt im Unterbewusstsein die geforderte Siegermentalität. Ein Gewinnertyp attackiert, hat es nicht nötig zu verteidigen.

3. Nicht seine Grüns: Besonders lautstark war das Jammern über wechselnde Green-Speeds zu vernehmen. Ist aber nichts Neues bei Majors, hat Tiger früher nicht am Siegen gehindert. Da spielt schon eher eine Rolle, dass bei längeren Annäherungen oder Attacken aus dem Rough die Birdieputts automatisch länger wurden.

4. Angst vor dem Scheitern: die neue Tour-Generation hat keine Angst mehr vor Tiger am Sonntag auf den letzten 9 Löchern, jetzt ist es eher umgekehrt. Beim heurigen Masters und der British Open war eines sehr auffällig: bei beiden Turnieren war Tiger solange gut unterwegs, bis er die Führung übernahm. Ab diesem Zeitpunkt zerfiel bei beiden Turnieren sein Spiel, weil Woods den Sieg „auf der letzten Rille spielend“ erzwingen wollte.

5. Wehwechen zwicken: Das Alter geht auch nicht spurlos an Tiger vorbei. Die öffentlich bekannten Wehwechen zwingen den 37-jährigen zu Pausen und verhindern ein Antreten in gefühlter Bestform. Schon Nicklaus und Palmer mussten feststellen, dass die Präzision beim Putten (Tigers mit Abstand wichtigste Waffe) mit dem Alter langsam verloren geht. Zudem halten sich hartnäckige Gerüchte über weitere gesundheitliche Probleme.

Ein Tiger wie wir ihn früher kannten, hätte 2013 das Masters und die British Open gewonnen, indem er am Samstag die Führung ausgebaut und am Sonntag den Triumph im roten Shirt nach Hause gespielt hätte. Der Tiger von heute dagegen verkrampfte sobald er die Siegchance hatte und zitterte sich weg wie früher reihenweise seine Kontrahenten.

Die beste Diagnose, ob Tiger noch Nicklaus‘ Major-Rekord knacken kann, stellte Arnold Palmer: „möglich, aber zunehmend fraglich.“ Exakt mit jedem verstrichenen Major noch ein Stück fraglicher.

Die endgültige Anwort könnte 2014 gegeben werden: auf drei der anstehenden vier Major-Schauplätze hat Woods bereits gewonnen und der Vierte – Pinehurst, Schauplatz der US Open – wird kein fettes Rough auftischen. In Pinehurst erreichte er bereits zweite und dritte Plätze. Also „tigerfreundlicher“ als 2014 können Majors in seiner Ära nicht mehr werden.

von Joachim Widl

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Tiger nie wieder der Alte

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Tiger Woods räumt zum x-ten Mal den gesundheitlichen, privaten und beruflichen Scherbenhaufen auf. Was ist von seinem Comeback zu erwarten, wie der Ausblick auf seine sportliche Restkarriere?

„Die besten Jahren liegen noch vor mir,“ überraschte Tiger Woods mit seiner Sicht der Golfwelt wenige Tage vor dem Comeback beim Bridgestone Invitational 2011. Der Tiger brüllt wieder – der Unterschied zu früher: McIlroy, Manassero, Fowler und Co. nehmen das achselzuckend zur Kenntnis, keiner fürchtet sich.

Ich schliesse mich jenen an, die Tiger einen Realitäts-Check empfehlen. 35 Jahre alt, seit 4 Jahren in schmerzhafter Dauer-Rehab nach vier Knie-Operationen. Dazu chronische Achilles-Probleme. Familie und viele Freunde haben sich verabschiedet, dazu Trainer, Caddie, 6 Hauptsponsoren fort.

Und nach 14 Majortiteln und jahrelanger Nummer 1 sollen also zumindest 15 weitere folgen? Ich kauf ihm das nicht ab.

Spitzensportler berichten übereinstimmend, wie sich langwierige Verletzungen vor allem im Kopf festsetzen. Das Schlimmste dabei: die permanenten Schmerzen, die Selbstzweifel, die Erfahrungen der gesundheitlichen Niederlage und der eigenen körperlichen Grenzen fressen sich über lange Zeit tief in die sportliche Seele.

Es ist, als würde am Computer der Reset-Button gedrückt und nach dem Neustart tonnenweise negative Programme installiert werden. Das System muss nachher schlechter laufen.

In den 15 Jahren zuvor wusste Tiger vor den letzten 9 Löchern eines Turniers: ich bin der Beste, bin praktisch unbesiegbar und mein körperliches Vehikel läuft geschmiert.

Nach dem Comeback muss er sich sagen: ich bin älter, zerbrechlich und besiegbar – und die anderen wissen das auch! Das ist der Unterschied, den er mit markigen Sprüchen übertünchen möchte.

Tigers Grunddilemma liegt in seinem Werdegang. Papa Woods hat aus seinem Sohn mit eiserner Disziplin einen Modellathleten geformt, der in Kombination mit seinem Supertalent zum unbesiegbaren Megastar wurde. Der militärische Drill verhinderte jedoch, ihn auch charakterlich auf das Leben vorzubereiten. Nach dem tragischen Tod des Vaters fehlte das Korrektiv, das Tiger wenn notwendig den Kopf zurechtrückte. Er selbst konnte das sichtlich nicht.

Der Karriere-Knick begann schon lange, bevor Tiger seinen Cadillac in den Hydranten steuerte. Man kann ihm nur wünschen, dass der freie Fall irgendwie zu stoppen ist. Am Erfolg des Comeback hängt mehr als nur sportlicher Ehrgeiz. Fans und Tiger selbst sollten jedoch am Boden der Realität bleiben, sonst wird es noch schmerzhafter.


von Joachim Widl

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