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RC 2022: Ausgebootet!

Tigerline_Golf_Live_atItalien leistet sich um 100+ Millionen ein Dreitages-Turnier und sticht damit Sponsorweltmeister Deutschland aus. Auch Österreich wird schmerzhaft auf den Boden monetärer Tatsachen zurückgeholt.

Fontana-Eigentümer Sigi Wolf hatte vor einem Jahr anlässlich Österreichs Ryder Cup-Präsentation erklärt: “ Es ist mir bewusst, dass es gilt an einem sehr großen Rad zu drehen“. Wie groß, das hätte er wohl selbst nicht gedacht. Italien bläst seine eigene Open 2016 von 1,5 auf 3 Millionen und danach für 11 weitere Jahre sogar auf 7 Mio. Euro auf. Zusammen mit der Lizenzgebühr von 18 Millionen, dem Platzumbau im Marco Simone GC sowie Nebengeräuschen blättern Italiens reiche Golffamilien somit einen Betrag jenseits der 100 Millionen Euro hin.

Nicht schlecht für ein Dreitagesturnier für 24 Golfpros, die noch dazu keinen Euro davon abbekommen – oder nur durch die Hintertür. Die European Tour steht im beinharten Match gegen die US PGA Tour mit dem Rücken zur Wand. Der neue Boss Keith Pelley versucht über die Knute „Ryder Cup“ seine Eurostars zu wenigstens 5 Turnieren außerhalb von Majors und WGCs zu verpflichten. Wer so wie Paul Casey nicht spurt, ist für das Ryder Cup-Spektakel nicht startberechtigt. Das funktioniert unter hörbarem Murren von McIlroy und Co. jedoch nur dann, wenn neue Mega-Events von 7 Millionen in Europa entstehen, wie sie Woche für Woche in Amerika aufgetischt werden.

Also bleibt der European Tour nichts anderes übrig als ihr Kronjuwel an den Meistbietenden zu versteigern – Rom bietet genau das mit der 7 Millionen Euro dotierten Italien Open ab 2017 für 11 Jahre an! Mission accomplished aus Sicht der European Tour.

Während in Italien an Rädern in der Dimension von Schiffsschrauben gedreht wurde, bewegte man sich in Österreich eher im Hamsterrad. Ein ungemein engagiertes Team im ÖGV rund um Robert Fiegl, Andreas Holzmüller und Gary Stangl rackerte mit Herzblut über ein Jahr bis zur totalen Erschöpfung und bewegte dabei das absolute Maximum, was im kleinen Alpengolfland darstellbar war.

So wie sich Golfösterreich selbstbewusst und herzerfrischend auf der internationalen Bühne präsentierte, das verdient allergrößten Respekt und hat uns viele neue Sympathien eingebracht. Wir mögen nicht die dickste Brieftasche mitgebracht haben, aber ein rundum stimmiges Konzept, das in vielen Komponenten wie der Infrastruktur oder der Golfentwicklung im Osten Europas das wahrscheinlich sogar Allerbeste war.

Das von vielen erhoffte Millionen-Euro-Comeback von Fontana am ET-Kalender, das unbedingt notwendig gewesen wäre, spielte es dagegen nicht. Während Italien mit ihrer Open klotzt, hat die Lyoness Open mit der Aufwertung von 1 auf 1,5 Mio. wohl den absoluten Plafond erreicht und verbleibt eine Randerscheinung am ET-Kalender.

Bereits im Sommer war Nachdenklichkeit in Österreichs RC-Hauptquartier zu spüren, als bekannt wurde, dass Italiens Bid von der weltweit größten Sportmanagement-Agentur IMG um kolportierte 2 Millionen Euro gepusht wurde, samt entsprechendem Lobbying. In Österreich waren solche Summen einfach für die eigene Bewerbungsmaschinerie nie und nimmer aufzubringen.

Auch von Deutschland nicht. Die Annahme, dass der neue ET-Boss Keith Pelley wenige Tage vor dem entscheidenden 3. Adventwochenende in München bei BMW zum Canossagang antrat, wie die Süddeutsche mutmaßte, war ein kleiner Irrtum. Es ging eher darum, die Münchner in letzter Minute in italienische Sphären hinauf zu lizitieren, was sichtlich scheiterte und das Pendel endgültig in Richtung Süden ausschlagen ließ.

Wie sich das auf BMWs zukünftiges Engagement als mit Abstand wichtigster Geldgeber der European Tour auswirken wird, bleibt abzuwarten. Hinter so mancher Hochglanzfassade bröckelt es. Auch Frankreich hat mit dem Ryder Cup 2018 mehr Probleme als allgemein bekannt. Im Bemühen, die jährlichen Raten für die RC-Lizenz in Millionenhöhe abzustottern, hat der französische Verband sein Engagement für Challenge- und Alps Tour spürbar zusammengestrichen – wohl auch nicht ganz im Sinne des Golfsports.

Für alle, die sich jetzt sagen „… na dann probieren wir es halt in vier Jahren wieder…“, nur soviel. Deutschland ist vor vier Jahren an der nicht gewährten Steuerbefreiung für Ryder Cup-Einnahmen gescheitert. Das wurde diesmal angeboten, allerdings keine 100 Millionen. In  vier Jahren wird Deutschland dazulernen und wieder antreten – mit Steuerbefreiung plus 100 Millionen für Extraturniere. So hoch wird die Latte liegen, wenn der Ryder Cup 2026 wieder an den Meistbietenden gehen wird.

Von Joachim Widl

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Auf die harte Tour

Tigerline_Golf_Live_atÜberleben ohne Tourkarte! Bärli Neumayers unglaubliche Einladung für die European Tour. Prägant scheffelt derweil die Petrodollars.

Während die Weltelite Woche für Woche um Euromillionen spielt, ist für die Jungs ohne Tourkarte der golferische Überlebenskampf angesagt. Den Kopf hochhalten, hart arbeiten und auf sich öffnende Türen warten, das kann erstaunliche Früchte tragen.

Hier die unglaubliche Story des Bärli Neumayer: beim Pro/Am eines Salzburger Golfhotels bekam er den Marketingchef von Porsche Deutschland als Flightpartner zugeteilt. Neumayer sorgt für gute Stimmung und spielt mit einer Runde von 4 unter Par seinen Stiefel herunter. Dem prominenten Hobbygolfer hats gefallen, er fragt ob Bernard noch Zeit für eine weitere Golfrunde am nächsten Tag in Zell am See hätte?

Und dort schüttelt Neumayer, der bereits seit Wochen stark auf der Pro Golf Tour spielt, zum richtigen Zeitpunkt eine Traumrunde aus dem Ärmel: drei Eagles und ein Score von 8 unter Par! Der Porsche-Mann ist von den Socken und ruft unmittelbar nach der Runde den Promotor der Porsche European Open an: „Du, ich brauche eine Einladung!“

Neumayer, der bei der Lyoness Open vom Veranstalter übergangen wurde und beim Omega European Masters nur einen Startplatz fürs Pro/Am erhielt, kommt somit in Bad Griesbach endlich zu seinem European Tour-Debüt.

Fast noch spektakulärer hält sich Flo Prägant ohne Spielrecht für European- oder Challenge Tour über Wasser. Nach Verletzungen und Schwungkrise 2014 („In meinem Schwung hat gar nichts gepasst“) denkt der Kärntner ans Aufhören, will es aber 2015 noch einmal wissen. Die Einladung nach Atzenbrugg nutzt er elegant um 15.000 Euro für Platz 22 abzustauben und holt sich beim Czech Masters noch 3.000 Euro Nachschlag. Das reicht um mit 25.000 Euro Preisgeld Platz 2 in der Austrian Order of Merit zu übernehmen und somit weitere Wild Cards zu rechtfertigen.

Gut spielen ohne Tourkarte – das lohnt sich nirgendwo mehr als in Dubai. Auf der Mena Golftour gibt es mit 50.000 Dollar satte Preisgeldtöpfe bei überschaubar besetztem Starterfeld. Das Flugticket in die Emirate rechtfertigt Prägant gleich beim ersten Einsatz im Dubai Creek Golf & Yachtclub: erst im Stechen schrammt er am Sieg vorbei, sahnt aber auch für Platz 2 stolze 6000 US Dollar ab.

Der Stehsatz seinerseits von Markus Brier – „Eine Tourkarte bringt dir noch gar nichts“ – bewahrheitet sich wieder einmal. Im beinharten Profigeschäft zählt nur das eiskalte Zuschlagen wenn es drauf ankommt. Never give up! Türen öffnen sich für den hungrigen Golfpro zu jeder Zeit.

von Joachim Widl

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US-Tourkarte egal

Tigerline_Golf_Live_atBernd braucht seine Tourkarte in Europa deutlich mehr als ein Spielrecht in Amerika. Die Top 50-Stars können sich alle Turniere aussuchen – bis auf den Ryder Cup.

Ohne ein gewaltiges Finish bei der Bridgestone Invitational und der PGA Championship wird es wohl nichts werden mit Bernds US-Tourkarte für 2016. Und das ist auch besser so, weil es ihn nur in Versuchung führen würde, vielleicht die falschen Entscheidungen zu treffen und den Fokus zu sehr auf die US PGA Tour zu legen.

Zugegeben, die European Tour wird bei den Spielern immer unbeliebter, vor allem seit sie bei US-Turnieren wie Popstars verwöhnt werden und im Schnitt doppeltes Preisgeld winkt. Aber es gibt drei sehr, sehr gewichtige Gründe, warum Europas Topspieler wie Bernd Wiesberger der European Tour besser nicht den Rücken kehren und weiterhin brav ihre 13 bis 15 Turniere pro Jahr als Minimum absolvieren:

1. RYDER CUP: Für Spieler eines Kalibers wie Bernd Wiesberger (Top 50 der Welt, aber nicht unter den Top 10) ist die Qualifikation für den Ryder Cup viel leichter über die Punkte aus dem Race to Dubai zu stemmen. Wäre der Ryder Cup schon heuer und die Qualifikation jetzt fast zu Ende, hätte Bernd Wiesberger gute Chancen mit den Top 4 der Europa-Qualifikation ins Team zu kommen.

Über die Weltrangliste kommen zwar 5 Spieler in Europas Ryder Cup-Team, aber da wäre Wiesberger zur Zeit siebentbester Europäer, aber auf jeden Fall nicht so leicht qualifiziert. Die besten Europäer im World Ranking sind zumeist jene, die auf der US Tour und bei Majors und WGC-Events ihre meisten Punkte holen.

2. BESSER IN EUROPA: Gerade mal 9% seiner Weltranglistenpunkte holte Bernd heuer auf amerikanischem Boden. Ohne den fulminanten Desert Swing, den zweiten Platz in Irland und den Triumph in Paris sähe es düster aus. Beim fast wöchentlichen Puttwettbewerb auf der US PGA Tour zog Bernd bislang den Kürzeren, vor allem auf den Bermudagrüns von Florida und anderen Südstaaten.

Bernd sollte sich Gonzalo Fernandez-Castano als warnendes Beispiel nehmen. Der schaffte es vor zwei Jahren unter die Top 35 der Welt und löste dank eines 3. Platzes beim Arnold Palmer Invitational die US Tourkarte. Obwohl der Spanier dann zum Jahresende in China das BMW Masters (European Tour) gewann, spielte er 2014 und 2015 praktisch ausschließlich auf der US PGA Tour.  Mit Ach und Krach verteidigt Gonzo zwar sein Spielrecht in Amerika, rutschte aber bis auf Rang 298 im World Ranking ab und machte heuer gerade mal 250.000 Dollar Kasse. Für Majors und WGC-Events reicht es nicht mehr.

3. WORLD PLAYER STATT FREMDLING IN AMERIKA: Klüger agieren da Spieler wie Danny Willett, die so wie Bernd heuer als World Player statt als USA-Gäste agieren. So ein Programm 2016 wäre auch ein Traum für jeden Fan: Saisonbeginn mit dem Desert Swing, dann das Frühjahr in Amerika mit ein paar regulären US PGA Tour-Events, den ersten zwei Majors, WGC-Events und der Players Championship. Es folgt ein heißer europäischer Sommer mit den Megaturnieren French Open und Open Championship. Dazu sponsortaktisch elegant Stopps in München (BMW), Österreich (Raiffeisen) und Crans-Montana einlegen und bisserl vor den eigenen Fans aufgeigen. Das könnte 2016 zudem leichter werden, mit einer Austrian Open vielleicht zu einem besseren Termin im August oder September, möglicherweise sogar wieder in Fontana (?). Weiter Punkte fürs Race to Dubai und kommendes Jahr für die Ryder Cup-Quali sammeln und die Finalserie im Race to Dubai bestreiten. Auf keinem anderen Weg wird Bernd Wiesberger so erfolgreich punkten wie mit einem Turnierprogramm als World Player.

Die Tourkarte für Amerika braucht Wiesberger gar nicht: für Turniere wie die Arnold Palmer Championship oder die Players Championship reicht die gute Weltranglistenposition und wo es rund um die US Majors oder WGC-Events hineinpasst, bekommt er die notwendigen Einladungen sowieso.

Das erklärte Ziel, mit den Großen Jungs bei den Big Events mitzuspielen, ist für ihn als Top 50-Spieler automatisch erreicht. Mit dem Schwerpunkt als World Player teet Bernd zudem auf seinen Lieblingswiesen auf und hat dort die besten Chancen sich in den Top 50 zu halten. Und in Europas Ryder Cup- Team 2016 oder 2018 kommt er am ehesten über das Race to Dubai. Den Luxus auf eine US Tourkarte zu pfeifen, den kann sich Bernd ruhig leisten.

von Joachim Widl

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McIlroy : Spieth

Tigerline_Golf_Live_atIst nach Tigers Abgang nun die McIlroy- oder die Spieth-Ära angebrochen? Weder, noch! Es wird die Ära eines Superduells der neuen Golfzeit.

Vor knapp einem Jahr hat Rory McIlroy die Nummer 1-Position der Weltrangliste besetzt und seitdem nicht mehr abgegeben. Die Bedrohung für den Nordiren schien seitdem mehr durch Selbstfaller zu bestehen: Turbulenzen im Liebesleben, Zoff mit dem Management und andere Dinge beschäftigten ihn mehr als die Konkurrenten. Jordan Spieth schien als Einziger das Potential zu haben, McIlroy herauszufordern, aber der Texaner blieb auf zweite und dritte Plätze abonniert und wurde beim Ryder Cup am Finaltag von Graeme McDowell ordentlich entzaubert.

Doch dann kam das Masters 2015 und Augusta National machte aus einem texanischen Milchbubi einen Major-Champion. Aus lauter Ehrfurcht patzte Dustin Johnson am Schlussloch der US Open und gab den Weg frei für Jordans Majortitel Nummer 2 – und plötzlich ist sogar der historische Grand Slam möglich: alle vier Majors im selben Jahr zu gewinnen, was nicht einmal einem Jack Nicklaus oder Tiger Woods jemals vergönnt war.

Das Duell McIlroy gegen Jordan Spieth um die Vorherrschaft im nächsten Golfjahrzehnt hat begonnen – freuen wir uns darauf. Europa gegen Amerika, Bad Boy gegen Musterschüler, Genialität gegen Präzision, Gefühlsausbruch gegen Selbstdisziplin, Spontanität gegen Vorbereitung und vieles mehr.

Die Tiger-Ära lebte auch von Herausforderer Phil Mickelson, bis dieses Duell klar entschieden war. Als sogar Wall Street-Broker Woche für Woche gefahrlos auf Tigers Siege tippten und Kohle machten, wurde das Ganze langsam fad. Was wären Jack Nicklaus-Triumphe ohne die Herausforderer Tom Watson oder Gary Player gewesen? Eine Golfära wird nicht nur geprägt vom glorreichen Champion, sondern gleich wichtig von den „Best of the Rest“, auch wenn diese am Ende die undankbare Rolle übernehmen.

Was McIlroy gebraucht hatte, war das Auftauchen eines echten Herausforderers, der das schlampige Genie wieder bis in die Zehenspitzen motiviert, vom Fussballplatz auf die Range bringt und zu Höchstleistungen antreibt. Rory wirkte in den letzen Monaten fast gelangweilt, lust- und orientierungslos. Jordan Spieth weist ihm jetzt den Weg. Dass McIlroy nach dem Selbstfaller am Fussballplatz nicht einmal den Claret Jug verteidigen kann und damit dem Texaner den 3. Titel am Weg zum Grand Slam am Silbertablett serviert, wird den Nordiren zusätzlich anstacheln.

Das Duell Rory gegen Jordan wird uns aber nicht nur 2015 begeistern, sondern hoffentlich über lange, lange Jahre hinweg, inklusive Ryder Cups, Majors und Jagd nach Rekorden. Erstmals ist das Duell um den Golfthron auch eines Europa gegen USA, was kann es besseres geben?

Die Nielsen Ratings in Amerika geben darauf bereits einen Vorgeschmack: die Entscheidung von Chambers Bay um den US Open-Titel wollten 11,2 Millionen Amerikaner im Fernsehen verfolgen – das sind um 40% mehr als im Jahr davor. Und das ohne einen Tiger Woods. Jordan Spieth und Ricky Fowler und die neue Powergeneration, das ist bei den US-Golffans längst das große Thema. Und das epische Duell Jordan gegen Rory wird diesseits und jenseits des Atlantiks für einen neuen Golfboom sorgen – weil es ein Duell der Gegensätze ist. Das polarisiert und elektrisiert die Fans bis in die Fingerspitzen.

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Putt-Angst geht um

Tigerline_Golf_Live_atAm letzten Meter zum Loch verstolpern Österreichs Tourpros zur Zeit den Erfolg. Die große Putt-Angst geht im heimischen Lager um: wäre intuitives Putten der Schlüssel?

Die Kärnten Golf Open der letzten zwei Jahre war überwiegend ein Putt-Wettbewerb: zu leicht ist der Golfclub Finkenstein für bekannt exzellente Ball-Striker wie Manuel Trappel, die Nemecz-Brüder, Leo Astl oder Jürgen Maurer, die erst bei Kälte und Dauerregen etwas besser ins Bild kamen. Vor allem am Eröffnungstag hatten die internationalen Gäste gnadenlose Birdieorgien hingelegt und mit ultratiefen Scores das Geschehen dominiert. Von 16 Österreichern am Start kam erneut keiner in die Nähe eines Topergebnisses.

Die Puttschwäche von Österreichs Pros sprang nicht nur ins Auge sondern war auch akustisch in Spieler-Statements zu vernehmen – in der Bandbreite von leichtem Ärger bis purer Verzweiflung. Während Nationaltrainer Fred Jendelid Defizite bei der Putt-Technik selbst diagnostiziert, fiel mir die kollektive Unsicherheit am Grün auf: die Angst vor den Big Putts aus ein bis drei Metern, die letzten Umdrehungen des Balls, die zwischen Erfolg und Misserfolg am Leaderboard, Position in der Order of Merit, Weltranglistenpunkten und dem Kontostand des Pros entscheiden – und fast noch wichtiger: über das Selbstbewusstsein beim Putten!

Was nicht zu übersehen war, besonders auf den Schlusslöchern: das übergewissenhafte, endlos wiederholte Lesen der Puttlinie. Sehen sie Break, Strich und Speed nicht auf Anhieb oder wollen sie auf Nummer Übersicher gehen? Letzteres ist der Fall, meinen die Spieler. So wird der anstehende Schicksals-Putt immer und immer wieder gelesen, bis die Verwirrung komplett ist und der Ball auch garantiert vorbei geht.

Intuitive, schnelle Entscheidungen, das propagieren Sportwissenschafter als Rezept: Professor Sian Beilock hat dazu bereits vor Jahren an der University of Chicago eines von mehreren bahnbrechenden Experimenten in dieser Richtung durchgeführt: sie lud Golfanfänger und gute Spieler zum Putten ein, jeweils mit beliebig langer Puttvorbereitung und in der zweiten Versuchsanordnung mit extrem strengem Zeitlimit von 3 Sekunden. Ungeübte Spieler profitierten von längerer Nachdenkfrist, die ihnen Gelegenheit gab, alle Faktoren zu berücksichtigen, während geübte Spieler besseren Erfolg mit kurzer Vorbereitungszeit hatten. „Gute Spieler waren am treffsichersten unter Zeitdruck. Hatten sie viel Zeit zum Nachdenken, versagten sie,“ so Professor Beilock.

Den größeren Kontext dazu liefert der Deutsche Intuitionspapst Dr. Gerd Gigerenzer. Jeder Golfpro schöpft nach Zehntausenden Putts aus einem gigantischen Erfahrungsschatz, der das perfekte Einschätzen jeder Puttsitiuation innerhalb kürzester Zeit erlaubt: „Experten, die in einem Gebiet viel Wissen und Erfahrung angesammelt haben, können dem Ergebnis ihrer Intuition vertrauen,“ lautet Gigerenzers Credo. Noch interessanter der Umkehrschluss: Misstrauen sie ihrer Intuition, indem sie das Bauchgefühl durch wiederholtes Überprüfen der Entscheidung in Frage stellen, versagen sie.

Besonders trifft dies laut Gigerenzer auf motorische Fähigkeiten zu, also im Spitzensport. Intuitives Putten bedeutet, dem Unterbewusstsein zu erlauben, aus dem eigenen unermesslichen Datenpool zu schöpfen und in Sekundenbruchteilen Entscheidungen zu treffen. Dann kann die eigentliche Putt-Routine beginnen und volle Konzentration darauf gelegt werden, den Putt-Stroke technisch sauber zu exekutieren.

Im Kern geht es am Grün darum, den Ball zu markieren, Pitchmarke ausbessern und die Situation selbst einmal zu ignorieren. Wenn Andere zuerst putten, kann die Zeit genutzt werden sich einfach nur zu sammeln und positiv auf die kommende Aufgabe einzustimmen. Erst wenn man selbst an der Reihe ist, kommt es zum Lesen der Puttsituation – genau einmal und sofortiger Entscheidung wie der Putt zu spielen ist. Unmittelbar danach setzt der gewohnte Ablauf der Putt-Routine ein. Verändert wird nur das Lesen und Entscheiden wie der Putt bezüglich Linie und Speed zu spielen ist.

Der Erfolg, den intuitiv und rasch getroffene Puttentscheidungen bringen, stärkt das Selbstvertrauen: Die Angst vor dem Big Putt weicht der Freude, wie sie gute Putter vor jedem Versuch empfinden, den Ball ins Loch zu befördern. Freude am Golfplatz führt zu besseren Ergebnissen, denen unsere Spieler außerhalb der Top 1000 der Weltrangliste bereits viel zu lange nachlaufen.

Von Joachim Widl

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Eltern Bonusmalus

Wer schützt unsere Golftalente vor überehrgeizigen Eltern? Sind sie reif genug um selbst mit Papa-Handicap Karriere zu machen?

Bei der Gösser Open 2015 wurde Österreich auf der Amateurfront ordentlich eingeschenkt. Früher spielten unsere besten Amateure schon mal um den Sieg in Maria Lankowitz mit. Jetzt darf man froh sein, wenn wie im Vorjahr noch drei Amateure cutten – heuer war es kein einziger mehr! Terminkollisionen, die das Antreten reiferer Kaderspieler verhinderten, sollten hier nicht als Ausrede herhalten, die gabs früher auch schon.

Während bei den Girls Emma Spitz, Lea Zeitler, Isabella Holpfer oder Leo Bettel ordentlich Dampf machen, gabs bei den Boys auf internationaler Ebene zuletzt wenig zu feiern.

Bei der Ursachenforschung hört man immer wieder die gleichen Gründe: Spielplan der Marke „Haudrauf“, Mängel im Kurzspiel, wenig Trainingseifer – und überehrgeizige Eltern.

Letzter Punkt ist wirklich erstaunlich. Wenn Papa und Mama dem aufstrebenden Golfstern aus eigenem Haus im Weg stehen, ist das besonders bitter, aber leider häufig der Fall. In den ersten Karriereschritten konnten die Eltern vielleicht noch ein paar Tipps geben. Aber spätestens beim ersten Leistungstraining müssten sie ihre Kids abgeben und vertrauensvoll den Pro(fi)s überlassen. Ich weiss, das ist sehr, sehr viel verlangt, aber ein entscheidender Schritt im golferischen Reifungsprozess.

Das „Loslassen“ erweist sich für die Meisten als allerschwerste Übung. Statt dessen wird von vielen bei jeder Kleinigkeit im ÖGV und bei Trainern interveniert, werden weiter völlig inkompetente „Tipps“ gegeben und nach den Turnierrunden das letzte Pflänzchen an Selbstbewusstsein mit „Manöverkritik“ gekillt. Und wenns mal halbwegs läuft, trägt der Papa am Sonntag als Caddie seinen Teil bei, damit der Junior auch garantiert abstürzt, weil die Schultern des Taschenträgers zu breit sind. Weil man ja selbst alles besser weiß über den Schwung des Juniors als alle Trainer zusammen. In jedem Golfschlag schwingen die Ideen von Trainer und Papa mit – das Ergebnis kann nur Out of Bounds sein.

Ich habe vor Jahren im ÖGV erfolglos angeregt, alle Eltern von Kaderspielern einen „Verhaltenscodex“ unterschreiben zu lassen, wo sie sich zu folgendem verpflichten: alle Interventionen bei ÖGV, Trainern, Journalisten aufgrund von Befangenheit verboten! Abstand halten und aus der Ferne Daumen drücken.

Die Rolle der Eltern sollte sich beschränken auf:
1. Zahlen
2. Chauffieren
3. Vorcaddie (200 Meter weit weg)
4. Erfolge feiern

Hand aufs Herz: wer möchte den eigenen Golfnachwuchs bestmöglichst fördern oder sich in Wahrheit nur über den Umweg der eigenen Kinder wichtig machen?

Die Erkenntnis, wie man als Elternteil am Besten Unterstützung leistet, wäre eigentlich leicht zu bekommen. Man bräuchte nur jeweils den Scoreschnitt der letzten 10 Turnierrunden mit und ohne Anwesenheit der Eltern auszurechnen um zu wissen, ob man vor Ort den Junior beflügelt oder verkrampfen lässt. Der Schluss, den Papa und Mama daraus ziehen müssen, ist in den meisten Fällen sehr schmerzhaft.

Es gibt natürlich auch die Mustereltern, die loslassen können und sich darüber freuen, ihren Kindern das Rüstzeug für eine hoffnungsvolle Karriere mitgegeben zu haben.

Wer die Golfkarriere im eigenen Haus wirklich fördern möchte, der wird zusätzlich zu jeder Menge Zeit und Geld auch noch dieses Opfer bringen müssen, das vielleicht entscheidende überhaupt. Vor diesen Eltern habe ich die allergrößte Hochachtung.

von Joachim Widl

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Lauter Weh’s!

Tigerline_Golf_Live_at

Österreichs Golfsport lebt von Wiesberger, Wolf & Wo. Warum gewinnen unsere Weh’s nicht mehr – so wie Woods oder WcIlroy?

Bernd WIESBERGER schafft es bis auf Rang 36 im World Ranking vor – ganz ohne Punkte für Siege auf der European- oder US PGA Tour in den letzten beiden Jahren (*)! Durch drei Zweite, drei Dritte und sieben weitere Top 10-Platzierungen. Dieses Kunststück gelang zuletzt 2013 George Coetzee, der ohne große Titel bis auf Rang 41 vorkam.

Aber was ist los mit Österreichs prominentestem Golf-Weh? Warum spielt er dauernd vorne mit, räumt aber wenig Pokale ab? Fehlt ihm das WINNERS-Gen? Ich wills Euch erklären. Da ich selbst als Weh durchs Leben gehe, weiß ich genau was mit uns los ist.

Jedes Weh marschiert mit Buchstaben-Handicap durchs Leben. Alles geht schön nach dem Alphabet, von A bis W. Das beginnt in der Schule, wo die Kinder nach dem Namen aufgerufen werden. Also sitzen die armen Wehs in der letzten Reihe, stehen ganz hinten am jährlichen Klassenfoto und werden als Letzte zur Tafel gerufen (was nicht so schlecht war…)

Wer verlangt da von uns, plötzlich am Leaderboard an 1. Stelle zu stehen? Wo wir bisher immer als Letzte drankamen und diese Tugend so gut gelernt haben? Das ganze Leben sagen wir „Bitte, nach Ihnen“, „Ladies first“ usw. und plötzlich sollen wir im Golf erstmals die Ellbogen ausfahren?

Ja leider! Das verlangen die Fans von uns.

Einst geschah ein Wunder, das die Buchstaben-Hackordnung auf den Kopf stellte. Golfs berühmtestes Weh, Tiger WOODS, begann der Sportwelt seinen Anfangsbuchstaben aufzudrücken. „Nur W’s (WINs) zählen“, so sein Leitspruch, den er 14 Mal bei Majors und 79 Mal auf der US PGA Tour mit Tigergebrüll vorexerzierte.

Und ein Rattenschwanz an Wehs nahm sich das zum Vorbild und muckte ebenfalls auf: WESTWOOD, WALKER, WATSON Tom, WATSON Bubba, WATNEY, WOOSNAM und, und, und…

Auch Tigers Nachfolger als Leithirsch der Golfwelt ist eigentlich ein Weh. Wahrscheinlich war es listige Absicht, dass am Geburtsschein das W zu einem M umpurzelte. Denn wer will schon als Rory WcIlroy durchs Leben gehen!

Kein Wunder, wenn sich das Golfland Österreich daran ein Beispiel nehmen wollte. Uli WEINHANDL oder Ulf WENDLING waren unsere ersten Wehs, die aber mit Buchstaben-Handicap deutlich weniger gewannen als ihrem Talent entsprach.

Erst Martin WIEGELE ebnete den heimischen Wehs den Weg zu großen Ehren, ehe Bernd WIESBERGER in seine Fussstapfen trat. Christine WOLF sucht auch noch das Winners-Gen auf der LET, ihr einziger „W“ war auf Kreta ein Abbruch-Sieg nach nur einer gewerteten Runde.

Aber die Wehs sind nicht mehr aufzuhalten. Niki WIMMER, Benji WEILGUNI drängen nach. Und im ÖGV stand Franz WITTMANN acht Jahre lang eisern an der Spitze.

Und wenn das eigene Golftalent überschaubar bleibt? Dann zieht es halt ein Weh wie mich ins World Wide Web zu wolf-live.at.

von Joachim WIDL

(*) Das World Ranking ist im Wesentlichen eine Wertung aus dem Durchschnitt der gesammelten Punkte in den letzten 24 Monaten. Bernds letzter Sieg beim Indonesian Masters vom Frühjahr 2013 (Asian Tour) steuert nur noch 1,83 Punkte zu insgesamt 147,6 Punkten bei, die ihn am 9.2.2015 auf Rang 36 hievten.

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Jahr der Wahrheit

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Österreichs Ryder Cup-Bewerbung rückt unseren Golfsport voll ins internationale Rampenlicht. Haben wir außer Bernd Wiesberger irgend etwas Nennenswertes zum weltweiten Golfgeschehen beizutragen? Das Jahr 2015 wird zum ultimativen Test.

Als im August 2014 die ersten Gerüchte unter Insidern die Runde machten, dass Ali Khaffaf (Golf Open Event), Robert Fiegl (ÖGV-Generalsekretär) und Siegi Wolf (neuer Fontana-Eigentümer) an einer Ryder Cup-Bewerbung basteln, wurde das Vorhaben von vielen belächelt.

Mehr als eine Schuhnummer zu groß für unser kleines Golfschrebergärtchen! Dieser Meinung schloß auch ich mich zu diesem Zeitpunkt an. Ein halbes Jahr später weicht die Skepsis einer gewissen Neugierde, was Österreich alles ins internationale Schaufenster stellen wird: angeführt von einem tief ins Portmonnait greifenden und auf der gesamten Big Business-Klaviatur zwischen Ontario und Moskau spielenden Siegi Wolf und was in seinem Windschatten sonst noch Überraschendes folgen wird.

Österreich gibt dabei international überhaupt keine Lachnummer ab, wie manche befürchten: bei meinem >> Interview mit Marco Kaussler (Chef von RC Deutschland) war zu spüren, wie man dort mit größter Hochachtung von den Ambitionen der kleinen Nachbarn sprach, nachdem der Business-Background bekannt war.

Nach anfänglichem Zögern wird sich wohl bis zum Frühjahr alles was hierzulande in der Golfszene Rang und Namen hat hinter Österreichs Ryder Cup-Bewerbung versammeln – aus Überzeugung oder aus patriotischer Pflicht. Egal ob wir mit Fontana oder Zillertal ins Rennen gehen.

Ryder Cup Europe verlangt in seinem Pflichtenheft als absolute Grundbedingung einer Bewerbung die geschlossene Unterstützung von der hohen Politik bis zum Stammtisch in jedem Golfclub. Diese Forderung könnte der heimischen Golflandschaft durchaus gut tun, die sich oft in kleinlichen Eifersüchteleien zwischen Boden- und Neusiedlersee verstrickt.

Mittlerweile glaube ich, dass Golfösterreich mit gemeinsamer Kraftanstrengung durchaus in der Lage wäre, eine Bewerbung abzugeben, für die wir uns nicht verstecken müssen.

Ob das für den Zuschlag als Austragungsort für den Ryder Cup 2022 reichen wird, das wird im Headquarter der European Tour hinter verschlossenen Türen entschieden werden, mit vielen Unwägbarkeiten. Im Lobbying-Match hinter den Kulissen werden viele Kräfte unsichtbar mitmischen, wie beispielsweise BMW als wichtigster Sponsor der European Tour. Österreich hat dort als kleiner Erstlingskandidat nicht die allerbesten Karten und wird sich als Außenseiter einiges einfallen lassen müssen um zu punkten.

Die größte Schwachstelle: Österreich kam bislang nie auch nur in die Nähe, einen Spieler für den Ryder Cup zu stellen. Einem Gastgeberland sollte zugetraut werden, mit zumindest einem Heimspieler das lokale Publikum zu begeistern.

Wenn im heurigen Herbst die Würfel fallen, sollte Bernd Wiesberger besser in Bombenform spielen und ein paar weitere Nachwuchshoffnungen wie die Nemecz-Brüder oder Matthias Schwab für weltweite Schlagzeilen sorgen, sozusagen als glaubhaftes Versprechen für die Zukunft.

Bei den weiters geforderten „hochkarätigen Turnieren auf allen Ebenen“ hilft mal ein wenig die Preisgeldaufstockung bei der Lyoness Open. Leider fehlt nun schon jahrelang ein Ladies European Tour-Event und vielleicht ein zweiter, dritter Challenger. In diesen Belangen wird Österreich aber sowieso nie und nimmer auf eine Stufe mit Spanien, Italien oder Deutschland zu stellen sein und wird anderweitig punkten müssen.

Ein mögliches Winning-Szenario könnte so aussehen, dass zwei annähernd gleich starke Bewerbungen etwa von Deutschland und Spanien eine Patt-Stellung bei Abstimmungen ergeben und man sich nur auf einen lachenden Dritten, wie Österreich oder Italien einigen könnte.

Was wäre sonst noch entscheidend? Die politische Unterstützung durch Finanzminister Hans-Jörg Schelling ist zumindest ein Anfang, nachdem sich in der Vergangenheit kein Politiker öffentlich als Golfer zu outen wagte. Mehr, viel mehr muss hier allerdings an Bekenntnissen, in Worten und Taten folgen, etwa eine millionenschwere staatliche Finanzierungsgarantie – in harten wirtschaftlichen Zeiten nicht leicht umsetzbar.

So oder so schlägt für Golfösterreich die Stunde der Wahrheit, ob wir mehr als nur ein paar touristisch erwähnenswerte Golfplätze und einen einzigen Spieler in den Top 1000 der Weltrangliste vorweisen können. Ob aus den vielen ambitionierten Ansätzen, von internationalen Toptrainern im Verband, ausgebauten Förderstrukturen für den Sportnachwuchs im ÖGV, dem beachtlichen Investment von Straka und Weindorfer in ein heimisches European Tour-Event bis zu den touristischen Anstrengungen genug golfkritische Masse zusammenkommt um im Konzert der Golfgrossmächte überhaupt wahrgenommen zu werden.

2015 sollte also besser ein sensationell erfolgreiches Jahr für Österreichs Golfsport werden. Dann und nur dann würden wir glaubhaft das Versprechen abgeben auch eine würdige Bühne für einen Ryder Cup in 7 Jahren zu bieten.

Ob Ryder Cup Europe das am Ende auch so sieht, wäre umso schöner – aber eigentlich nur eine zusätzliche Bestätigung für einen Weg, auf den unsere Golffamilie dann stolz sein könnte.

von Joachim Widl

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Verheizte Talente

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Matthias Schwab verliert nach Ermüdungsbruch im Rückenbereich zumindest ein Golfjahr. Schon zuvor ruinierte das gnadenlose US Collegolf Steffi Endstrasser oder Philipp Fendt die Karriere.

Zahllos sind die Erfolgsbeispiele europäischer Spitzenspieler – wie etwa Luke Donald oder Graeme McDowell – die über das US-Collegegolf zu Weltkarrieren im Profisport gereift sind. Gratis Uni-Ausbildung auf einer Eliteuniversität inbegriffen. Kann man eigentlich nur gewinnen?

In der Realität leider nein! Österreichs wenige Golftalente, die von US-Scouts verpflichtet wurden, entwickelten sich sportlich nicht wie erhofft weiter. Vielmehr wurden die meisten im gnadenlosen Bootcamp-Drill verheizt.

Statt Feinschliff gibt es Schleiferei ohne Ende um zur Ehre der Uni in den nationalen Wettkämpfen zu bestehen. Nicht die sportliche Weiterentwicklung sondern das gnadenlose Auspressen des teuer eingekauften Investments steht für die Colleges in Amerika im Mittelpunkt.

Wer nicht sofort in das System aus Drill & Kill hineinpasst, „gets benched“, wie die Amerikaner sagen, landet also am Reservebankerl. So geschehen mit wahrscheinlich Österreichs größtem weiblichen Talent der letzten 10 Jahre, Stefanie Endstrasser. Die Scouts der „Purdues“ holten Steffi nach Amerika, wo sie nach gutem Einstiegsjahr zu den „Trojans“ in Südkalifornien wechselte. Der dortige Trainer war weniger überzeugt von der Tirolerin und ruinierte 2010 endgültig eine vielversprechende Karriere, die ohne neue Erfolgserlebnisse und Selbstvertrauen ein abruptes Ende fand.

Noch weit brutaler geht es bei den Boys zu. Matthias Schwabs Probleme aus „Übertraining“ in Nashville wuchsen sich zum Ermüdungsbruch im unteren Rücken aus, wie Vanderbilt Head Coach Scott Limbaugh gegenüber der Golfweek USA erklärte. Seine Spielpause wird sich von März 2014 nun zumindest bis zum nächsten Frühjahr hinziehen. Zur Zeit kann „Matt“ in Vanderbilt nur im Zeitlupentempo schwingen, wie mir Vater Andy Schwab in einem Videoclip vorführte.

Wie konnte Österreichs herausragendes Golftalent, das bei der Lyoness Open 2010 bereits als 15-jähriger auf den Spuren eines Matteo Manassero wandelte, so jung in Rückenprobleme schlittern? Eine Mischung aus nicht gerade gesundem Golfschwung und extrem großem Fleiß und Ehrgeiz ist dafür verantwortlich. Der gnadenlose USA-Drill ist dann endgültig zuviel. Schwab, der mit einem Score-Durchschnitt von 72,15 die Nummer 1 bei den „Commodores“ war, fällt zumindest für ein Jahr aus – im besten Fall!

Dabei gab es bereits zuvor Beispiele genug, wie junge heimische Talente ausgebrannt aus Amerika kommend ins Profilager wechseln: Philipp Fendt musste nach einer beeindruckenden Amateurkarriere, die ihn bis auf Rang 26 der Weltrangliste führte, nach nur einem Jahr auf den europäischen Satellite Tours das Handtuch werfen. Auch bei ihm spielte der Rücken im Alter von 23, 24 Jahren nicht mehr mit.

Clemens Prader, Sarah Schober, Caro Pinegger, Nadine Dreher, Lisa Unterganschnigg und, und, und. Die Liste der in Amerika nicht wirklich zu Topspielern gereiften heimischen Talente ist elendslang. Noch interessanter der Umkehrschluss: Maudi, Bernd, Wieschi, Gergely. Alle unsere wenigen Turniersieger auf den Profitours verzichteten komplett auf den Umweg USA und bauten ihre Karriere daheim auf.

Bei manchen Golfvätern und ihren hochtalentierten Kindern ist die Message nun hoffentlich angekommen. Gerold Folk etwa, ein weiteres hoffnungsvolles Golftalent aus der Steiermark, lässt nach anfänglichem Liebäugeln die Finger von Amerikas Collegegolf. Aus eben diesen guten Gründen, wie sein Vater mir unlängst bestätigte.

Dort wo Österreichs Nachwuchs halbwegs gesund aus Amerika zurückkehrte, fand der Karriere-Push jedoch erst so richtig in Europa statt: Christine Wolf oder Nina Mühl machten nicht in Amerika, sondern erst nach dem Sprung ins Profilager auf der Ladies European Tour wieder zuletzt große Fortschritte.

von Joachim Widl

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Tiger-Rummel nervt

Tigerline_Golf_Live_at

Tigers Umfeld und die US-Medien wollen der Welt weißmachen, dass die Ära Woods unverändert weitergehen … könnte, würde, sollte. Dabei leben Fans und ihre jungen Idole längst in einer neuen Wirklichkeit.

Das Schauspiel der letzten Monate um den prominentesten Golfrücken der Welt war an Heuchelei kaum zu überbieten. Aus Rücksicht auf millionenschwere Werbeverträge und Einschaltquoten bei Golfchannel und Co. lief seit Juni ein Comeback ab, das gar keines war. Das hat sich auch Tiger nicht verdient, dessen Denkmal Steinchen für Steinchen demoliert wird.

Wer die gesicherten Facts über Tigers abgearbeiteten Golfkörper mit Rückenspezialisten und Golftrainern diskutiert, kommt unweigerlich zum Schluss, dass es in Zukunft keine reguläre Saison mit entsprechend intensivem Trainung, mit 15 bis 20 Turnierstarts und zumindest 4, 5 Siegen an Ausbeute geben wird um die Uhren im World Ranking zurückzudrehen.

Dennoch musste Tiger viel zu früh beim National sein Comeback geben – weil seine eigene Foundation dieses Turnier veranstaltet und ein neuer Sponsor mit dem bezeichnenden Namen „MusclePharm“ präsentiert werden wollte. Bei der Open Championship quälte sich der Medienstar vier Tage lang zu einem 69. Platz, wobei er an Tag 3 sogar die letzte Tee-Time an der 10 bekam, damit die US-Fans keinen seiner 73 Golfschläge zu bester TV-Zeit im Amerika versäumen.

Dem PR-bemühten @tigertracker geht auf Twitter langsam der Schmäh aus. Vom „besten Job der Welt“ zwitschert er schon lange nicht mehr und muss spöttische Tweets der „Tiger-Haters“ so gut es geht verbal parieren.

Der Gipfel der Tiger-Nerverei wurde beim PGA Championship erreicht: Mit „Because I can“ zündete Tiger eine weitere Nebelgranate im Pressezelt, wobei spätestens am 2. Tag nach 2 Löchern klar war, „No, he can’t“!

Anstatt den packenden Birdiewettlauf an der Spitze von Roars, Lefty und Rickie ausgiebig zu würdigen, wird die TV-schauende Golfwelt zu anderen Bildern verdonnert: Tiger marschiert vom Grün zum nächsten Tee (humpelt er oder nicht?), flüstert mit Joe LaCava (was haben die zu besprechen?), CloseUp auf seine versteinerte Miene (hat er Schmerzen oder nicht?), 10 Wiederholungen samt Analyse jedes weggehookten Drives…

Endlich verkündet Nick Faldo nach stundenlangem Grübeln: „Man kann wohl sicher sagen, dass die Zeit der Tiger-Dominanz von früher vorbei ist. Jetzt ist er nur noch ein Spieler wie viele andere, die ein Turnier gewinnen können.“ Danke Nick!

Wieder einmal dürfte das Business über den Sport gesiegt haben: 30 Millionen Dollar-schwere Sponsorverträge von Tiger galt es zu erfüllen – wobei Woods 2014 nur in der Lage ist, die geschäftliche, aber nicht die sportliche Seite zu bedienen.

Die Karawane ist jedoch längst weitergezogen: nachdem der Golfchannel noch im Frühjahr nach Tigers Verletzung über 30% Minus bei Einschaltquoten jammerte, zeichnen die Nielsen-Zahlen nach dem Finaltag der PGA Championship ein ganz anderes Bild: über 6 Millionen US-Haushalte verfolgten wie Phil und Rickie den Schlussflight mit Rory und Bernd jagten. Das sind um 30% mehr Zuseher als im Vorjahr, als Tiger am Sonntag noch im Bild war! Die besten Einschaltquoten also seit 5 Jahren, auch schon am tigerlosen Samstag.

von Joachim Widl

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