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Tigerline: European Tor-tour

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Keine Topspieler, wegsterbende Turniere, keine Chance gegen die US Tour. Die European Tour in der Existenzkrise. Hier der Weg zurück von der Tor-tour zur Erfolgstour.

Europas Topspieler kehren der European Tour endgültig den Rücken, wie zuletzt Rory McIlroy, und stürzen ihre Home-Tour in eine existenzielle Krise. 2019, in einem Jahr ohne Ryder Cup, funktioniert selbst die Keule mit den „minimalen Starts“ zur Qualifikation fürs Euro-Team nicht und wird auch 2020 nicht mehr wirken. Denn Rory McIlroy, Jon Rahm oder Justin Rose sitzen am längeren Ast. Ein Ryder Cup-Team ohne sie wäre einfach nicht denkbar.

Die ersten Turniere des neuen Jahres waren bezeichnend: nach dem Abkassieren fetter Startgelder in Abu Dhabi, Saudi Arabien und Dubai verabschiedeten sich Rory & Co. in Richtung Amerika und werden wohl frühestens beim ersten Rolex Series-Event Anfang Juli wieder in ihrer Heimat samt Golfschlägern gesichtet werden. Die Turnierveranstalter in Europa müssen jetzt ausnahmslos mit zweitklassigen Starterfeldern leben, ohne Top 50-Spieler, was zu Desinteresse bei Sponsoren, Fans und TV-Stationen führt. Erste Turniere wie leider auch das Shot Clock Masters sind weggestorben. Weitere werden folgen.

Europas Golf lebt von einer Handvoll Zugpferden, die es mit ihren Leistungen (Majorsiegen) und ihrem Charisma zurecht in den Olymp geschafft haben.

Um sie beim Namen zu nennen:
Rory McIlroy,
Jon Rahm,
Sergio Garcia,
Justin Rose,
Henrik Stenson,
Ian Poulter,
Tommy Fleetwood,
Francesco Molinari,
Paul Casey.

Nur diese Creme de la Creme ist jedes Geld wert, einzig und allein in der Lage gemeinsam mit den Local Heros als Magnet zu wirken. So und nur so erreicht man die kritische Masse für ein erfolgreiches Profiturnier.

Geld ist leider das einzige Argument, das im Profisport zählt. Nur Bares ist Wahres! Schmerzhaft erlebt wird dieses Phänomen aktuell nicht nur im Golf, sondern in allen Weltsportarten, wo es zu ruinösem Wettbewerb in vollkommen kranken finanziellen Größenordnungen kommt.

Aus diesem Grund erfand die European Tour mit ihrem auf Kommerz getrimmten Boss Keith Pelley die Rolex Series: 7 Millionen Dollar-Turniere sollten die gleiche monetäre Zugkraft und vergleichbare Weltranglistenpunkte anbieten wie die wöchentlichen Golfveranstaltungen in Amerika. So konnten sich Rory & Co. auch in Europa ausschließlich auf Topniveau mit 7 bis 10 Millionen Dollar pro Turnier bewegen.

Aber auch diesen Deal torpedierten die Spieler: zur Turkish Airlines Open kamen nur Justin Rose und Tommy Fleetwood, zur Nedbank Challenge reisten wiederum einzig und allein Rory und Sergio an. Soviel zur illustren Rolex Series. Zum letzten Strohhalm sollten halblustige Formate wie das Super 6, das Belgian Knockout oder die Shot Clock werden, die sich aber auch nicht als Quotenbringer entpuppten.

Dabei wäre die Kriegskassa der European Tour aus den Lizenzgebühren für den Ryder Cup prall gefüllt. Turniere, die nicht mehr über Sponsoren zu finanzieren waren, wie die Open de France oder auch im kleineren Rahmen das Shot Clock Masters 2018, konnten so am Leben erhalten werden. Die Tour brachte zwar so einen vollen Kalender zustande, aber wieder nur ohne attraktive Spielerfelder. Auch diese Strategie erwies sich somit als Rohrkrepierer und ist bereits gescheitert.

Startgelder als Weg aus der Krise

Man kann es drehen und wenden wie man will, es bleibt eigentlich nur ein Ausweg aus der Krise: Startgelder für die Topstars, zuletzt vorexerziert im politisch und golferisch alles andere als populären Saudi Arabien, wo um sechsstellige Dollarbeträge pro Kopf und Nase Spieler wie DJ, Koepka, Garcia, Rose, DeChambeau, Poulter, Reed oder Stenson eingekauft wurden. Also geht doch auf der European Tour!

Dieses ausgetestete Erfolgsrezept, eigentlich die einzige funktionierende Überlebensstrategie, fürchtet die European Tour jedoch wie der Teufel das Weihwasser. Die in Wentworth dominierende britische PGA fühlt sich verpflichtet, alle ihre Schäfchen (= Mitglieder) gleich zu behandeln. Jeder Cent sei ausschließlich in Preisgeld zu investieren, das leistungsgerecht verteilt wird, so die absolute Doktrin. Startgelder würden nach dieser Philosophie vom Preisgeld abgezweigt werden und diese reduzieren. Absolut undenkbar und ein Verrat an der Masse der PGA-Mitglieder.

Gleiches denkt man auch auf der US PGA Tour, wo Startgelder für ihre Spieler bei US-Events explizit verboten sind. Doch die Spieler-Manager fanden eine kreative Lösung: Charities! Die älteste davon heißt TGR, die 1996 gegründete Tiger Woods-Foundation. Diese versuchte sich unter anderem als Turnierveranstalter für das AT&T / Quicken Loans National, das Tiger von 2007 bis 2018 veranstaltete, die Hero World Challenge und seit neuestem die Genesis Open. Auch so kann man sich einen Tiger für das Starterfeld sichern, indem man nicht den Spieler direkt sondern seine Charity verpflichtet …

Startgelder bringen die Stars zurück

Statt der Rolex Series müsste die European Tour ihre Ryder Cup-Millionen nur direkt in Startgelder für die 15 bis 20 Europäer aus den Top 50 der Weltrangliste investieren. Für rund 1 Million Zuschuss pro Turnierwoche ließen sich je drei europäische Topspieler von Seiten der European Tour für die Entry List verpflichten. Würden diese Topspieler vertraglich für je 4 Starts in Europa pro Jahr verpflichtet werden, könnten 25 bis 30 European Tour-Events mit Preisgeldern zwischen 1 und 3 Millionen Euro zusätzlich mit je 3 Zugpferden aufgewertet werden. Das Geld dafür wäre in Wentworth vorhanden.

Das Starterfeld für eine Austrian Open neu könnte so seitens der Tour beispielsweise mit Garcia, Cabrera-Bello und Hatton „gepimpt“ werden, die BMW International mit Rose, Pepperell und Stenson oder die Open de Espana mit Rahm, Fitzpatrick und Poulter. Alles sorgsam im Vorfeld für die Saison mit Spielern, Veranstaltern, Managern und der Tour geplant und vertraglich abgesichert. Eine transparente und glasklare finanzielle Lösung, die den Spielern auch zumutbar wäre, weil sie für drei, vier Europa-Termine im Jahr zusätzlich für ihren guten Namen bezahlt werden.

Bei diesem Modell müsste die Tour zwar über ihren eigenen Schatten springen, es wäre jedoch leistbar, es würde wie man am Beispiel des Desert Swing sieht auch funktionieren und es würde Turnierveranstaltern die fehlenden Argumente in Gesprächen mit Sponsoren und TV-Stationen geben um wieder einen attraktiven Kalender für die Fans anzubieten.

von Joachim Widl

 

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Österreichs Abstieg im Golf

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Kein Österreicher bei Majors / WGCs seit dem Masters 2018 und die European Tour aus Atzenbrugg verabschiedet. Wann wird Golfösterreich wieder erstklassig sein?

Bernd Wiesberger hat uns jahrelang verwöhnt mit durchgehenden Majorteilnahmen, Starts bei World Golf Championships und dem fast monatlichem Kräftemessen mit den allerbesten Künstlern des weißen Gummiballs. Seit 2006 durften wir auch einmal im Jahr nach Fontana oder Atzenbrugg pilgern um zwar keinen Rory oder Tiger, aber immerhin einen guten Querschnitt von Europas Golfelite zu bestaunen.

Mit der Krise des Bernd Wiesberger und den leeren Taschen potentieller Golfsponsoren hat sich Golfösterreich aus der ersten Liga sozusagen vorerst abgemeldet. Diese bittere Pille müssen wir alle nach so vielen Jahren selbstverständlichen Mitfieberns bei Großevents erst einmal verdauen.

Der kollektive Golfschmerz wurde ein wenig durch die feinen Leistungen eines Matthias Schwab oder Sepp Straka übertüncht. Da kommt was nach in der sportverrückten Alpenrepublik, aber noch sind die Young Guns nicht im Elitekreis angekommen. Auch Bernd hat weiterhin das Potential in seinen 10 Golffingern um wieder oben anzudocken.

Aber ganz konkret: was muss passieren um Österreich wieder ins Erstligageschäft zu bringen und wie lange wird es dauern? Unsere Hoffnungen ruhen auf der Zukunft, namens Schwab und Straka, und die benötigt vor allem eines – Zeit! Im Alter von 24 bzw. 25 Jahren haben sie ihren Zenit noch nicht erreicht, die Erfolgskurven der letzen zwei Jahre zeigen steil nach oben. Also gilt das gleiche für Sepp und Hias wie auch für uns – Geduld bewahren, ihre größte Zeit wird noch kommen.

Aber auch Bernd Wiesberger sollten die Fans noch lange nicht abschreiben. Selbst wenn das letzte Topergebnis bereits eineinhalb Jahre zurückliegt, so gibt es genug Anzeichen (immer wieder Spitzenwerte von Tee bis Grün) dass er jederzeit für eine positive Überraschung gut ist. Sein Kernproblem ist weniger die Verletzung als vielmehr die Stagnation in seiner Entwicklung insgesamt. Bernd ist offensichtlich nicht bereit oder nicht in der Lage, sich selbst neu zu erfinden, eine Variante 2.0 aufzulegen, die vor allem auf den Grüns mit der Spitze mithalten kann.

Als 261. von 263 Spielern in der Puttstatistik verliert er über zwei Schläge auf den Grüns pro Runde – und zwar auf den Durchschnitt des Feldes!

Neue Impulse, wie ein anderer Caddie, haben bislang nicht den Turnaround gebracht. Die frustrierenden Leistungen auf den Grüns erinnern fatal an die bittere Weisheit: „The lesson is repeated until learned!“ Ob und wann der Groschen fallen wird?

Etwas Pessimistischer ist mein Ausblick bezüglich der Rückkehr Österreichs auf die Bühne der European Tour. Das müssen nicht nur Sponsoren stemmen, sondern vor allem die Fans auch wieder brennend wünschen. Ein Feuer, wie es Fontana 2006 entfachte, mit Weltstars wie Monty, McGinley, und Jimenez, gekrönt durch den Sieg von Markus Brier, das wäre die Grundvoraussetzung. Der Fansupport in Atzenbrugg der letzten Jahre war dagegen erschreckend, was auch Christian Guzy verständlicherweise extrem genervt hatte. Wer kein Fest feiern will, der hat sich auch keines verdient.

Die European Tour ist aber auch in einer erschreckenden Verfassung, die abgesehen von der Open und dem einen oder anderen Rolex Series-Event keine attraktiven Felder mehr zustande bringt. Hier geht es nicht um eine Schuldzuweisung zwischen Spielern und Tour, sondern um eine nüchterne Bestandaufnahme. Wenn Rory & Co. sogar bei 7 Millionen Dollar-Turnieren die Nase rümpfen (obwohl sie gerade das für ein Aufteen in Europa gefordert hatten), dann braucht Golfösterreich nicht einmal darüber nachdenken, die European Tour in die Alpenrepublik zurückzuholen. Umso lächerlicher erweisen sich nachträglich die ÖGV-Träumereien bezüglich des Ryder Cups 2022, wenn nicht einmal das kleinste European Tour-Turnier am Kalender zu stemmen ist.

Es wird früher oder später zu einer Neuordnung der weltweiten Profi-Tours kommen – mit einer Weltliga namens PGA Tour, die nur eine Handvoll Turniere in Europa abhalten wird – und zweiten Ligen in Europa, Asien und Amerika. Diese neue „europäische Mittelklasse an Turnieren“ wäre auch wieder in Österreich machbar – aber das ist eine andere Geschichte! Die wollen wir in der nächsten Tigerline erzählen.

von Joachim Widl

Demnächst in der Tigerline:

 

European Tor-tour

Keine Topspieler, wegsterbende Turniere, keine Chance gegen die US Tour, die European Tour in der Existenzkrise. Der Weg von der Tor-tour zur Erfolgstour.

 

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Wer ist Österreichs Nummer 1?

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Am 2. August 2018 um 10:05 MESZ überholt Matthias Schwab im World Ranking Bernd Wiesberger – sofern sich der Trend bei gewonnenen und verlorenen Positionen unvermindert fortsetzt.

Seit seinen ersten Punkten im World Ranking als Profi (Platz 14 in St. Omer im Juni 2017) hat sich Matthias Schwab von Position 1512 bis auf Rang 362 in der Weltrangliste vorgespielt. In der gleichen Zeit ist ihm Bernd Wiesberger vom 30. bis zum 68. Rang entgegengekommen. Zieht man zwei Linien über die Positionsveränderungen der letzten 47 Wochen, dann treffen sich diese exakt am 2. August 2018 um 10:05 MEZ – was heißen würde, dass Matthias Schwab zu Österreichs neuer Nummer 1 aufsteigen würde!

Diese Rechenspielerei ist sportlich natürlich ein „Vollholler“, zeigt aber die bemerkenswerte Tendenz des steilen Aufstiegs von Matthias Schwab und des etwas flacheren Abstiegs von Österreichs aktueller Nummer 1 im Weltgolf auf. Sollte der Schladminger weiter so zulegen und Bernd durch Verletzung und ausbleibende Topergebnisse weiter schwächeln, könnte tatsächlich gegen Jahresende ein Kampf um die Vormachtstellung im Golfland Österreich entbrennen – viel früher als eigentlich angenommen.

Nummer1_330Vom Preisgeld und den Weltranglistenpunkten sieht die Bilanz der letzten 12 Monate noch klar zugunsten von Wiesberger aus – aber auch nur durch die Teilnahme an allen Majors und WGCs, was für die Zukunft aber noch nicht gesichert ist. Die gewonnenen Punkte seit Schwabs Einstieg ins Profigeschäft sind überraschend nah beieinander: Bernd holte seit St. Omer 2017 mit 27 Punkten nicht einmal doppelt so viel wie Schwab auf der Challenge Tour heraus. 2018 ist der Abstand weiter geschrumpft: 18 Punkte von Bernd gegenüber 10 von Matthias. Die fettesten Punkte des Jahres holte aber schon der junge Herausforderer: 5,94 Punkte für Platz 4 in Indien, während Bernd in Augusta nur 5,3 Punkte für seinen 24. Platz erhielt.

Rein statisch gesehen fehlen Schwab noch satte 86 Weltranglistenpunkte (106 gegenüber 20 Zählern) und das wären in etwa zwei Siege bei mittleren Events auf der European Tour oder ein Dutzend 5. Plätze bei kleinen Turnieren wie Sizilien oder Österreich – also eine Menge Holz! Dynamisch betrachtet sieht es aber auch schon deutlich umkämpfter aus. In einer Differentialrechnung ginge es um die tangentiale Steigerung, also wie sehr Schwabs Karriere weiter Fahrt aufnehmen wird und sich Bernds Krise verschärfen könnte. Die Weltrangliste hat diese Dynamik bewusst eingebaut, indem frische Ergebnisse voll zählen und vergangene Erfolge einer raschen Inflation unterliegen.

Genau so ein Szenario hatten wir schon einmal: im Jahre 2009 dachte niemand im entferntesten daran, dass irgendjemand Österreichs Golfikone Markus Brier in absehbarer Zeit überflügeln könnte. Nach Platz 2 von Bernd beim schwedischen Challenger und seinem Sieg die Woche darauf in Lyon war Wiesberger urplötzlich Mitte 2010 Österreichs Nummer 1, da Maudi zeitgleich in Paris und Loch Lomond einen Cut nach dem anderen verpasste. Wachablöse, Generationenwechsel oder nur Wind of Change? Im Spitzensport geht das oft schneller als gedacht…

von Joachim Widl

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