Die Gentleman-Pros

Tigerline_Golf_Live_at

Besser mit Golfschlägern durch die Welt tingeln als mit Tupperware oder Herbalife – auch wenn die finanzielle Bilanz tiefrot ausfällt!

Gerne schau ich mir die Rennen der ergrauten Herren mit noch älteren Ferraris oder Porsches im Fernsehen an. Die Gentleman-Driver verlieren zwar reichlich Öl, Sekunden und Tausende Euro pro Rennen. Macht nichts! Die Stimmung ist dennoch prächtig. Man erzählt unaufgefordert seine Heldentaten und ist samt 20-jähriger Freundin sicher beim nächsten Rennen wieder dabei.

Aber: Golf als Luxus-Hobby statt als Broterwerb? Die Gentleman-Pros sind zahlreicher auf den Profitours vertreten als man vielleicht vermutet. So wie Sportprominenz aus der Filzballliga, Yevgeny Kafelnikov, der gerne als PR-Zugpferd eingeladen wird. Von der EPD- über die Challenge Tour, bis zur Lyoness Open. Oder süsse Überraschungen wie der Holländer Hayo Bensdorp auf der Challenge Tour in den 90er-Jahren.

Auch in der Austrian Order of Merit finden sich einige End-Dreissiger, die in den letzten 10 Jahren gut und gern 300.000 Euro an Reisespesen verbrannt haben, mit tiefroter Ergebnisbilanz. Warum tut man sich das an? Mit 20-jährigen auf Satellite Tours zu konkurrieren, wo der eigene Karrierezug schon längst abgefahren scheint?

Bei einigen ist es das „Peter Pan-Syndrom“ – Erwachsen werden und sich einem Zivilberuf zu stellen – eine wenig reizvolle Option. Und wenn man aufhört, müsste beinhart Karrierebilanz gezogen werden, die wenig rosig ausfällt. Weitermachen beinhaltet dagegen Woche für Woche die theoretische Option, den sportlichen Turnaround zu schaffen. Da gab es schon Stories wie jene von Phil Golding, der mit 41 Jahren den ersten Titel gewann, mit der Open de France gleich einen Riesengroßen. Beispiele wie diese halten das Fünkchen Hoffnung am glosen.

Und wenn man den familiären Background hat, es sich „leisten zu können“, glüht man halt mit Titleist-Eisen statt mit Oldtimern durch die Welt. Medienresonanz, Fanpost oder Preisgeld treten in den Hintergrund. Was bleibt ist der Erlebniswert einer permanenten Weltreise, wo man dem eigenen weissen Ball rund um den Globus nachmarschiert.

Vor allem bei älteren Spielern, wo der Erfolg schon länger ausbleibt, haben wir in der Berichterstattung einen entsprechend anderen Fokus gewählt. Es muss nicht immer um Siege, Tourkarten und Millionen gehen. Was ist so schlimm daran, wenn manche weitermachen zum eigenen Gaudium bis die Seniorentour lockt? Lassen wir ihnen die Freude und nehmen den Leistungsanspruch ein wenig zurück.

von Joachim Widl

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