Maudi’s Midlife Crisis
2013-02-18
Die lustigen Jahre auf der European Tour sind vorbei. Dem Mitvierziger Markus Brier drohen nun Stehzeiten, Megadruck und die golferische Kreisliga.
Auf bis zu 15 European Tour-Stars hoffte Markus Brier noch vor Weihnachten, als er 2013 voll durchstarten wollte in Richtung neuer Tourkarte. Knapp zwei Monate später ist Ernüchterung eingetreten, was Position 147 in Kategorie 12 tatsächlich wert ist – bislang einen einzigen Start (Joburg Open mit aufgeblasenem 256er-Feld), der nach halbherzigem Vorbereitungsprogramm der Marke „Indoor Training“ in einem Missed Cut endete.
Die erhoffte Einladung fürs Qatar Masters erhielt statt Brier Deutschlands Wunderknabe Dominic Foos und in Südafrika ließ man den 44-jährigen Wiener Vorqualifikation für ein 1 Million-Euro Mini-Turnier (Africa Open) spielen, die ebenfalls zu nichts führte. Den Rest des Südafrika-Tripps spart sich Brier jetzt überhaupt: „Ich bin für die Tshwane Open zu weit hinten auf der Nennliste. Deshalb macht auch der Start zwischenzeitlich auf der Sunshine Tour beim Dimension Data ProAm keinen Sinn,“ brach Brier vorzeitig seine Zelte ab und flog unverrichteter Dinge heim.
Das Turnierdilemma ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Die wenigen Starts in der 1. Liga gilt es nun unbedingt zu nutzen, das erzeugt Megadruck. Seit Brier selbstironisch „zu viele bewegliche Teile“ in seinem Golfschwung ortete, ist auch seine alte Stärke, das konstante Spiel, Geschichte.
Wen kratzts, sollte man meinen. Maudi hat mit 4 Millionen Euro Preisgeld genug verdient. Den sparsamen Magister der Betriebswirtschaft treiben aber keine Geldsorgen hinaus auf den Golfplatz. 6 Jahre vor dem möglichen Wechsel auf die Seniors Tour will es der 44-jährige noch einmal wissen, landete aber plötzlich im golferischen Niemandsland.
Brier braucht unbedingt Turniereinsätze. Einerseits für die Turnierpraxis, die ihm zur Zeit am meisten fehlt. Andererseits ist der Absturz im World Ranking jenseits der Top 600 alarmierend, nur noch als viertbester Österreicher. Das schmerzt bei Sponsorterminen.
Was bleibt sind Starts in unteren Ligen, die nach 13 Jahren European Tour gewaltig aufs Ego drücken. Challenge Tour, dazu vielleicht Gösser Open und die weiteren Heim-Events der EPD-Tour (Adamstal und Haugschlag), werden wohl Briers Hauptbühne 2013 werden.
Zu Briers größtem Problem werden aber die fehlenden Ergebnisse. Wie er selbst einmal treffend bemerkte, nützt selbst die beste Kategorie auf der Tour nichts, wenn man keine Cuts schafft. Nur zwei Wege führen zurück auf die European Tour – Siege auf der Challenge Tour, Topergebnis bei der Tourschool – doch dazu muss Brier deutlich besser Golfspielen als in den Jahren 2009 bis 2012.
Daher bedarf es einer kolossalen Kraftanstrengung, die nur mit vollem Feuer für den Sport zu erbringen sein wird. Wie heiß dieses Feuer noch tatsächlich lodert, werden die Ergebnisse 2013 zeigen.
von Joachim Widl
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