Nichts für Weicheier

Tigerline_Golf_Live_atBullenabsamer, Alaskafischer, Bohrturmarbeiter – diese Jobs sind ein Klacks im Vergleich zum „Locher des weissen Balls“, behaupte ich mal. Golf-Pro der härteste Job der Welt? Ja, sofern man damit Geld verdienen will!

Seit dem Jahr 2005 präsentiert Discovery Channel die härtesten und schmutzigsten Jobs, die keiner machen will. Neben einem starken Magen entscheiden Härte, Willensstärke und Disziplin, ob man die grauslichsten Jobs der Welt durchsteht.

Was das mit der Glamourwelt von Tiger, Rors und Co. zu tun hat, wo fette Antrittsgelder kassiert und für ein Hole in One der Schlüssel zum 6er Gran Coupe in die Hand gedrückt wird? Des Golf-Pros härtester Job besteht darin, dort hinzukommen.

Alles beginnt in Kindertagen, wo Papa den talentierten Junior von einem gewonnenen Monatsbecher zum nächsten chauviert. Golf macht so richtig Spass, wenn man alle Gleichaltrigen dank des überlegenen Talents bügelt. Bis dann eines Tages ÖGV-Sportdirektor Niki Zitny formatfüllend vor dem eigenen Gesicht auftaucht und kurz skizziert, was nun ansteht: „Kadertraining“! Das heisst tagtägliches Schuften im Dreieck Schule-Golfplatz-Zuhause. Matthias Schwab hat diesen 16 Stunden-Tag seit Kinderschuhen vom Papa minutiös aufgetischt bekommen. Party, Strandurlaub, Wochenende, Freundin? Fehlanzeige!

So richtig unlustig wird das Leben, sobald man sich vom ÖGV abnabelt. Dann heisst es alles selber organisieren und bezahlen. Berni Reiter und Hamza Amin können lustige Geschichten erzählen, wie eine Asian Tourschool oder Golfturniere in Kambodscha ablaufen. Abenteurliche Anreise, Schlafen am Boden, dazu die Affenhitze und die ungustiösen Themen „Hygiene“ und „Essen“. Im besten Fall verdient man am Ende einen Reisekostenbeitrag. Hochdienen von den billigen Golfbühnen, diesem Ziel wird alles untergeordnet.

Man braucht schon eine sehr breite Brust um im Kreis von 156 hungrigen Supertalenten aus aller Welt auf der Asian Development Tour oder auf der Alps Tour sein Glück zu versuchen. Immer im Hinterkopf: die finanziellen Reserven der Familie reichen vielleicht für drei Jahre. Bis dahin muss man „trockenes Land“, zumindest auf der Challenge Tour erreichen. Die besten 25 verdienen dort jene rund 60.000 Euro im Jahr, die man zum Überleben – und zum Weitermachen braucht in Richtung European- oder US Tour.

Jede Startchance wahrnehmen heisst: 20 bis 30 Wochen im Jahr auf Achse sein, im Schnitt 6 Stunden Training täglich und immer das finanzielle Damoklesschwert im Hinterkopf. Und das Schönste kommt noch: bitte jetzt nur nicht am Golfplatz verkrampfen. Nicht daran denken, was ein verschobener Putt am Sonntag gekostet hat. Und dass es eine ergebnisorientierte, weltweite Auslese gibt: von Zehntausenden schafft es eine Handvoll ans große Ziel. Spinnen züchten oder Schafe kastrieren, das kann jeder machen, der dazu Lust hat. Aber als Playing Pro überleben? Nur ein paar Hundert in der Welt.

von Joachim Widl

PS: Von jenen, die es nie schaffen, höre ich immer die gleiche Leier: „Anreise zum Turnier zu beschwerlich“, „Putts sind ausgelippt“, „Schnupfen, Husten, Golferellbogen, steifer Nacken….“

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