Wer ist Österreichs Nummer 1?
2018-05-18
T.I.G.E.R.L.I.N.E. –
Am 2. August 2018 um 10:05 MESZ überholt Matthias Schwab im World Ranking Bernd Wiesberger – sofern sich der Trend bei gewonnenen und verlorenen Positionen unvermindert fortsetzt.
Seit seinen ersten Punkten im World Ranking als Profi (Platz 14 in St. Omer im Juni 2017) hat sich Matthias Schwab von Position 1512 bis auf Rang 362 in der Weltrangliste vorgespielt. In der gleichen Zeit ist ihm Bernd Wiesberger vom 30. bis zum 68. Rang entgegengekommen. Zieht man zwei Linien über die Positionsveränderungen der letzten 47 Wochen, dann treffen sich diese exakt am 2. August 2018 um 10:05 MEZ – was heißen würde, dass Matthias Schwab zu Österreichs neuer Nummer 1 aufsteigen würde!
Diese Rechenspielerei ist sportlich natürlich ein „Vollholler“, zeigt aber die bemerkenswerte Tendenz des steilen Aufstiegs von Matthias Schwab und des etwas flacheren Abstiegs von Österreichs aktueller Nummer 1 im Weltgolf auf. Sollte der Schladminger weiter so zulegen und Bernd durch Verletzung und ausbleibende Topergebnisse weiter schwächeln, könnte tatsächlich gegen Jahresende ein Kampf um die Vormachtstellung im Golfland Österreich entbrennen – viel früher als eigentlich angenommen.
Vom Preisgeld und den Weltranglistenpunkten sieht die Bilanz der letzten 12 Monate noch klar zugunsten von Wiesberger aus – aber auch nur durch die Teilnahme an allen Majors und WGCs, was für die Zukunft aber noch nicht gesichert ist. Die gewonnenen Punkte seit Schwabs Einstieg ins Profigeschäft sind überraschend nah beieinander: Bernd holte seit St. Omer 2017 mit 27 Punkten nicht einmal doppelt so viel wie Schwab auf der Challenge Tour heraus. 2018 ist der Abstand weiter geschrumpft: 18 Punkte von Bernd gegenüber 10 von Matthias. Die fettesten Punkte des Jahres holte aber schon der junge Herausforderer: 5,94 Punkte für Platz 4 in Indien, während Bernd in Augusta nur 5,3 Punkte für seinen 24. Platz erhielt.
Rein statisch gesehen fehlen Schwab noch satte 86 Weltranglistenpunkte (106 gegenüber 20 Zählern) und das wären in etwa zwei Siege bei mittleren Events auf der European Tour oder ein Dutzend 5. Plätze bei kleinen Turnieren wie Sizilien oder Österreich – also eine Menge Holz! Dynamisch betrachtet sieht es aber auch schon deutlich umkämpfter aus. In einer Differentialrechnung ginge es um die tangentiale Steigerung, also wie sehr Schwabs Karriere weiter Fahrt aufnehmen wird und sich Bernds Krise verschärfen könnte. Die Weltrangliste hat diese Dynamik bewusst eingebaut, indem frische Ergebnisse voll zählen und vergangene Erfolge einer raschen Inflation unterliegen.
Genau so ein Szenario hatten wir schon einmal: im Jahre 2009 dachte niemand im entferntesten daran, dass irgendjemand Österreichs Golfikone Markus Brier in absehbarer Zeit überflügeln könnte. Nach Platz 2 von Bernd beim schwedischen Challenger und seinem Sieg die Woche darauf in Lyon war Wiesberger urplötzlich Mitte 2010 Österreichs Nummer 1, da Maudi zeitgleich in Paris und Loch Lomond einen Cut nach dem anderen verpasste. Wachablöse, Generationenwechsel oder nur Wind of Change? Im Spitzensport geht das oft schneller als gedacht…
von Joachim Widl
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