Grosses Olympia-Kino

OLYMPIA TOKIO 2020 – FINAL: Sepp Straka kommt erst im Finish mit dem Birdiewettlauf um die Medaillen nicht mehr mit, erreicht aber als erster Österreicher die Top 10.

Sepp Straka liefert von der sensationellen Auftaktführung mit der 63 bis zum Mitmischen um die Medaillen bis kurz vor Schluss eine großartige Olympiashow ab, bei der er am Ende nur hauchdünn, um einen einzigen Schlag an einer Bronzemedaille vorbeischrammt. Mit dem 10. Platz bringt er aber nicht nur Österreichs erstes Top 10 bei einem olympischen Golfturnier auf die Habenseite, sondern verbessert auch noch ein klein wenig die rotweissrote Bestmarke von Bernd Wiesberger, der in Rio 11. wurde. Pikantes Detail am Rande: erst durch die Absage von Wiesberger im März rutschte Straka überhaupt als zweiter Österreicher hinter Schwab ins olympische Golfturnier.

„Das war knapp dran vorbei, ich habe heute eigentlich ziemlich gutes Golf gespielt,“ zeigt er sich dennoch zufrieden mit seiner Leistung, „es gibt keine perfekte Runde. Ich habe leider die Birdies nicht gemacht, um das auszubessern.“

An Matthias Schwab, dem bereits dritten Olympioniken in der Familie, läuft das Kräftemessen im Kasumigaseki Country Club doch ein wenig vorbei. Trotz vier Runden unter Par kommt der Steirer nicht ganz beim Birdiewettschießen mit und muss sich am Ende mit Platz 27 begnügen.

Straka auf den Front 9 voll auf Medaillenkurs

Sepp spult auch am Finaltag ganz cool sein Programm ab: wie an den Vortagen beginnt er sicher und schlägt zum dritten Mal mit dem Birdie am 3. Grün zu. Am ersten Par 5 schaut der Wiener alles andere als happy drein, als der Chip nicht näher als vier Meter zur Fahne geht: die Miene heitert sich jedoch auf, als dafür der Birdieputt fällt er erstmals mit Platz 3 auf Medaillenkurs segelt.

Straka puttet weiter hervorragend, der Birdieversuch an der 6 aus 7 Metern kriecht jedoch haarscharf an der Lochkante vorbei. Kein großer Druck dafür auf den Putter am Par 5 der 8 und aus unter zwei Metern das lockere nächste Birdie, Österreich weiter auf Medaillenkurs. Auch das megaschwere 9. Loch kann ihn nicht einbremsen: mit sicherem Zweiputt-Par schließt er seine erste Hälfte fehlerlos in -3 ab.

Kein Puttglück mehr auf den Back 9

Mit einem lasergenauen Eisenschlag über die 10. Fahne eröffnet Österreichs Medaillenhoffnung seine Back 9, der Ball rollt noch brav zurück bis auf 3 Meter zum Loch. Der Birdieputt kriecht jedoch knapp rechts am Loch vorbei. Ein gefühlvoller langer Birdieputt am 11. Grün bleibt erneut unbelohnt, diesmal jedoch aus gut 10 Metern.

Der ehemalige Georgia Bulldog sieht wie rund um ihn herum die Birdielawine über das Leaderboard hinwegrollt, also schießt er an der 12 wieder näher zur Fahne und befördert diesmal den Birdieputt aus 5 Metern eiskalt ins Loch. Kein Glück dafür an der 13 nach perfektem Drive. Dem Pitch fehlen gut 8 Meter Länge und dem Birdieputt ein paar Grad nach links zum Erfolg.

Leichte Probleme vom 14. Tee lassen Straka das Grün am Par 5 erst mit dem dritten Schlag angreifen. Im Rückenwind gerät die Annäherung jedoch etwas zu lang. Nach gutem Chip aus dem dicken Gemüse säbelt er jedoch aus eineinhalb Metern den Par-Putt vorbei und kassiert ausgerechnet auf einem Par 5 sein erstes Bogey des Tages. Nach diesem Wirkungstreffer hat er auch auf der nächsten Bahn ordentlich zu kämpfen, locht aber nervenstark aus vier Metern den Par-Putt. Der Eisenschlag ins 16. Grün ist auch nicht prickelnd und lässt ihm gut 10 Meter für den ersten Putt, dem ein zweiter zum Par folgt.

Am drivebaren Par 4 der 17 lässt sich auch Straka nicht lumpen und parkt den Ball kurz vor dem Grün in perfekter Chip-Lage ein. Mit etwas zuviel Adrenalin rollt der Ball gut vier Meter übers Loch. Der Putt retour zum Birdie fällt auch nicht, womit die letzte kleine Chance auf eine Medaille vorbei ist. Am schweren Schlussloch erreicht Straka ungefährdet das Grün und beendet sein Olympia-Abenteuer mit dem Par zur 68. „Ein bisserl bin ich schon enttäuscht, sicher, wenn man so knapp dran ist. Aber im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit der Leistung in diesem Spitzenfeld,“ fasst Straka seine Gefühlswelt zusammen.

Schwab mit bester Runde zum Abschluss

Matthias Schwab, der zum Abschluss noch einmal alles daran setzen wollte sich mit einer ultratiefen Runde zu verabschieden, agiert schon einmal fehlerlos und profitiert von einem frühen Birdie Doppelschlag an der 2 und 3. Da auch das kurze Par 4 der 6 zum vierten Mal das Birdie herausrückt, erreicht er den Turn in 3 unter Par. Auf seine letzten 9 olympischen Golflöcher schwingt sich der Schladminger ebenfalls stilgerecht mit einem Birdie.

Erst am überlangen Par 4 der 12 gibt Schwab erstmals einen Schlag ab. Der Steirer legt jedoch erneut den Schalter um und kontert mit Birdies an der 15 und 17. Unfreiwillig sucht Schwab am Schlussloch Abkühlung: nur mit beiden Füssen im Wasser stehend kann er den in der Böschung hängenden Ball Richtung Fahne befördern, bekommt aber nicht mehr das Par sondern nur die Zehen in trockene Tücher. Das Bogey zum Abschluss ist bezeichnend für seinen tapferen aber am Ende unbelohnten Kampf beim Olympia-Debüt, das mit 67 Schlägen und 9 unter Par endet.

„Obwohl ich in den ersten drei Turnierrunden nicht das erreichte, was ich mir vorgestellt habe, kam es am Sonntag mit 4 Schlägen unter Par zu einem positiven Abschluss des Turniers,“ freut sich Schwab über seine Sonntagsleistung, „insgesamt spielte ich genug Birdies, mit denen durchaus ein Ergebnis in den Top 10 möglich gewesen wäre. Leider kamen aber auch etwas zu viele Bogeys vor.“

Schauffele holt Olympia-Gold

Der 27-jährige Kalifornier Xander Schauffele krönt sich als Nachfolger von Justin Rose als Golf-Olympiasieger. Nach klarer Dominanz an den letzten drei Spieltagen macht es der Mann aus San Diego nach dem Bogey am letzten Par 5 noch einmal spannend. Der für die Slowakei startende ehemalige Südafrikaner Rory Sabbatini legte in der Zwischenzeit mit fantastischem Olympiarekord von 61 Schlägen die Bestmarke auf 17 unter Par im Clubhaus. Schauffele locht jedoch nervenstark den entscheidenden Birdieputt an der 17 und bastelt noch über Wedge und Putt einen kritischen Up & Down zum Par zusammen um sich bei 18 unter Par die Goldmedaille zu sichern.

Hinter dem Silbermedaillengewinner Sabbatini dürfen nicht weniger als 7 Spieler in ein Monsterstechen um die Bronzemedaille, was Sepp Straka um einen einzigen Schlag verwehrt blieb. Dort geht gleich am ersten Extraloch die olympische Golfflamme der Heimnation und für Hideki Matsuyama mit dem Bogey aus, genauso wie für den Engländer Paul Casey. Am dritten Extraloch verabschieden sich Rory McIlroy, Sebastian Munoz sowie Mito Pereira, deren Pars gegen den Birdies von C.T. Pan und Collin Morikawa zu wenig sind.

Die letzte Medaillen-Entscheidung fällt erst am 4. Extraloch, als sich Morikawa eine unmögliche Spiegelei-lage im Grünbunker brät und mit dem Bogey C.T. Pan, dem Mann aus Taipeh den Vortritt lassen muss.

Endergebnis Olympia Tokio – Herren

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