McIlroy : Spieth

Tigerline_Golf_Live_atIst nach Tigers Abgang nun die McIlroy- oder die Spieth-Ära angebrochen? Weder, noch! Es wird die Ära eines Superduells der neuen Golfzeit.

Vor knapp einem Jahr hat Rory McIlroy die Nummer 1-Position der Weltrangliste besetzt und seitdem nicht mehr abgegeben. Die Bedrohung für den Nordiren schien seitdem mehr durch Selbstfaller zu bestehen: Turbulenzen im Liebesleben, Zoff mit dem Management und andere Dinge beschäftigten ihn mehr als die Konkurrenten. Jordan Spieth schien als Einziger das Potential zu haben, McIlroy herauszufordern, aber der Texaner blieb auf zweite und dritte Plätze abonniert und wurde beim Ryder Cup am Finaltag von Graeme McDowell ordentlich entzaubert.

Doch dann kam das Masters 2015 und Augusta National machte aus einem texanischen Milchbubi einen Major-Champion. Aus lauter Ehrfurcht patzte Dustin Johnson am Schlussloch der US Open und gab den Weg frei für Jordans Majortitel Nummer 2 – und plötzlich ist sogar der historische Grand Slam möglich: alle vier Majors im selben Jahr zu gewinnen, was nicht einmal einem Jack Nicklaus oder Tiger Woods jemals vergönnt war.

Das Duell McIlroy gegen Jordan Spieth um die Vorherrschaft im nächsten Golfjahrzehnt hat begonnen – freuen wir uns darauf. Europa gegen Amerika, Bad Boy gegen Musterschüler, Genialität gegen Präzision, Gefühlsausbruch gegen Selbstdisziplin, Spontanität gegen Vorbereitung und vieles mehr.

Die Tiger-Ära lebte auch von Herausforderer Phil Mickelson, bis dieses Duell klar entschieden war. Als sogar Wall Street-Broker Woche für Woche gefahrlos auf Tigers Siege tippten und Kohle machten, wurde das Ganze langsam fad. Was wären Jack Nicklaus-Triumphe ohne die Herausforderer Tom Watson oder Gary Player gewesen? Eine Golfära wird nicht nur geprägt vom glorreichen Champion, sondern gleich wichtig von den „Best of the Rest“, auch wenn diese am Ende die undankbare Rolle übernehmen.

Was McIlroy gebraucht hatte, war das Auftauchen eines echten Herausforderers, der das schlampige Genie wieder bis in die Zehenspitzen motiviert, vom Fussballplatz auf die Range bringt und zu Höchstleistungen antreibt. Rory wirkte in den letzen Monaten fast gelangweilt, lust- und orientierungslos. Jordan Spieth weist ihm jetzt den Weg. Dass McIlroy nach dem Selbstfaller am Fussballplatz nicht einmal den Claret Jug verteidigen kann und damit dem Texaner den 3. Titel am Weg zum Grand Slam am Silbertablett serviert, wird den Nordiren zusätzlich anstacheln.

Das Duell Rory gegen Jordan wird uns aber nicht nur 2015 begeistern, sondern hoffentlich über lange, lange Jahre hinweg, inklusive Ryder Cups, Majors und Jagd nach Rekorden. Erstmals ist das Duell um den Golfthron auch eines Europa gegen USA, was kann es besseres geben?

Die Nielsen Ratings in Amerika geben darauf bereits einen Vorgeschmack: die Entscheidung von Chambers Bay um den US Open-Titel wollten 11,2 Millionen Amerikaner im Fernsehen verfolgen – das sind um 40% mehr als im Jahr davor. Und das ohne einen Tiger Woods. Jordan Spieth und Ricky Fowler und die neue Powergeneration, das ist bei den US-Golffans längst das große Thema. Und das epische Duell Jordan gegen Rory wird diesseits und jenseits des Atlantiks für einen neuen Golfboom sorgen – weil es ein Duell der Gegensätze ist. Das polarisiert und elektrisiert die Fans bis in die Fingerspitzen.

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