Bernd kein Wintertyp

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Anschluss an die Top 50 im World Ranking verloren! Müssen wir uns Sorgen machen? Nicht wirklich, nach Bernd Wiesbergers bestem Golfwinter der Karriere.

Anfang Dezember klopfte Bernd Wiesberger zuletzt bei den Top 50 der Weltranliste an. Über den Winter fiel er vom 53. auf den 66. Rang zurück und ist wieder mehr als „nur einen Sieg“ vom Eliteclub der Golfwelt und damit vom Schlaraffenland der Majors und World Golf Championships entfernt.

Mittlerweile gibts jedoch Jammern auf hohem Niveau unter den Fans, daher höre ich immer öfter: „Woran liegts? Am Putten, an den Nerven, zuviel Druck?“

Ehrlich, ich mache mir zur Zeit keine Sorgen um den Karriereweg des Bernd Wiesberger. Vor allem, nachdem er seinen bislang besten Golfwinter soeben absolviert hat. Zwar waren es „nur“ 10,29 Punkte, die er zwischen Dezember 2013 und Februar 2014 für das World Ranking gesammelt hat. Doch das reicht dank des 9. Platzes von Dubai für eine neue Karrierebestmarke.

Oder anders gesagt: Bernd ist kein Wintertyp, die Jahre davor war er noch schlechter, wie folgende Grafik beweist, die seine Performance im World Ranking nach den vier Jahreszeiten seit 2010 aufschlüsselt.
>> Wiesberger WR-Punkte saisonal großes Bild



Seine beste Zeit ist demnach das Frühjahr, wo es in den letzten beiden Saisonen jeweils knapp 40 Punkte Zuwachs gab (= obere Linie in der Grafik). Im Winter gibt es natürlich weniger und kleinere Turniere, die untere Linie zeigt daher den Punktedurchschnitt pro Turnierstart, die aussagekräftiger ist. Aber auch hier die gleiche Tendenz: der Winter ist eine eiskalte, brotlose Zeit für unsere Nummer 1.

Erklärungen dafür sind gar nicht so schwer zu finden. Auch der stärkste Kraftlackel braucht mal eine Phase zur Regeneration und gegen Jahresende war von Bernd klar zu vernehmen, wie ausgepumpt er mental und körperlich nach einer harten Hauptsaison war. Besser kurzer Winterschlaf als golferisches Burnout!

Jene Europäer, die in den Wintermonaten erfolgreich unterwegs sind, haben entsprechend viel Geld in einen Winterstützpunkt investiert. Zuletzt Lee Westwood, den es nach Florida zum Überwintern zog. Auch Martin Kaymer praktizierte das „Go West“ Richtung Arizona, dort golferisch angekommen ist er aber noch nicht.

Bernds Wintertraining daheim im Burgenland reichte nicht aus um ohne Rostspuren beim Desert Swing aufzuspielen. Es benötigte zwei Missed Cuts in Abu Dhabi und Qatar, ehe das Werkel in Dubai wieder wie geschmiert lief. Wenn Bernd sein persönliches Winterloch überwinden will, wird kein Weg an Florida, Kalifornien oder ähnlichen Winterquartieren vorbeiführen.

Dennoch macht Wiesberger Fortschritte: die vor zwei Jahren noch klar erkennbaren Schwächen im Kurzspiel hat er mittlerweile weitgehend ausgemerzt. Am meisten fehlt noch das schnelle Anpassen an ungewohnte Platzbedingungen, vor allem fürs Putten. So gesehen war es eine gute Idee, den Abstecher nach Puerto Rico auszulassen, da Karibikgolf nicht wirklich in seinem Standardrepertoir zu finden ist.

Seine besten Golfwiesen liegen klar in Europa und Asien, hier feierte Bernd die größten Erfolge. Für einen „World Player“ im Sinne der Top 50 fehlen am Meisten die Ergebnisse auf amerikanischem Boden, wo es aber die fettesten Punkte zu holen gibt. Ein 55. Platz beim Bridgestone Invitational 2012 ist von seinen 5 Abstechern nach Amerika bereits das absolute Highlight.

Was Bernd jetzt am Meisten braucht, ist Turnierpraxis, endlich mehrere Wochen am Stück zu spielen. 8 Turniere in Südafrika wären so eine Gelegenheit gewesen, die er jedoch nicht nützte. In den 9 Wochen nach Dubai teet er nur bei 5 Turnierrunden auf (1x Match Play Championship, 4x Marokko), so kommt man nicht ins Laufen.

Also heißt es weiter Warten, Trainieren und gelegentlich spielen, bis Mitte April. Dann blüht er hoffentlich wieder in Asien und danach in Europa wie gewohnt auf.

von Joachim Widl

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