Tiger-Rummel nervt

Tigerline_Golf_Live_at

Tigers Umfeld und die US-Medien wollen der Welt weißmachen, dass die Ära Woods unverändert weitergehen … könnte, würde, sollte. Dabei leben Fans und ihre jungen Idole längst in einer neuen Wirklichkeit.

Das Schauspiel der letzten Monate um den prominentesten Golfrücken der Welt war an Heuchelei kaum zu überbieten. Aus Rücksicht auf millionenschwere Werbeverträge und Einschaltquoten bei Golfchannel und Co. lief seit Juni ein Comeback ab, das gar keines war. Das hat sich auch Tiger nicht verdient, dessen Denkmal Steinchen für Steinchen demoliert wird.

Wer die gesicherten Facts über Tigers abgearbeiteten Golfkörper mit Rückenspezialisten und Golftrainern diskutiert, kommt unweigerlich zum Schluss, dass es in Zukunft keine reguläre Saison mit entsprechend intensivem Trainung, mit 15 bis 20 Turnierstarts und zumindest 4, 5 Siegen an Ausbeute geben wird um die Uhren im World Ranking zurückzudrehen.

Dennoch musste Tiger viel zu früh beim National sein Comeback geben – weil seine eigene Foundation dieses Turnier veranstaltet und ein neuer Sponsor mit dem bezeichnenden Namen „MusclePharm“ präsentiert werden wollte. Bei der Open Championship quälte sich der Medienstar vier Tage lang zu einem 69. Platz, wobei er an Tag 3 sogar die letzte Tee-Time an der 10 bekam, damit die US-Fans keinen seiner 73 Golfschläge zu bester TV-Zeit im Amerika versäumen.

Dem PR-bemühten @tigertracker geht auf Twitter langsam der Schmäh aus. Vom „besten Job der Welt“ zwitschert er schon lange nicht mehr und muss spöttische Tweets der „Tiger-Haters“ so gut es geht verbal parieren.

Der Gipfel der Tiger-Nerverei wurde beim PGA Championship erreicht: Mit „Because I can“ zündete Tiger eine weitere Nebelgranate im Pressezelt, wobei spätestens am 2. Tag nach 2 Löchern klar war, „No, he can’t“!

Anstatt den packenden Birdiewettlauf an der Spitze von Roars, Lefty und Rickie ausgiebig zu würdigen, wird die TV-schauende Golfwelt zu anderen Bildern verdonnert: Tiger marschiert vom Grün zum nächsten Tee (humpelt er oder nicht?), flüstert mit Joe LaCava (was haben die zu besprechen?), CloseUp auf seine versteinerte Miene (hat er Schmerzen oder nicht?), 10 Wiederholungen samt Analyse jedes weggehookten Drives…

Endlich verkündet Nick Faldo nach stundenlangem Grübeln: „Man kann wohl sicher sagen, dass die Zeit der Tiger-Dominanz von früher vorbei ist. Jetzt ist er nur noch ein Spieler wie viele andere, die ein Turnier gewinnen können.“ Danke Nick!

Wieder einmal dürfte das Business über den Sport gesiegt haben: 30 Millionen Dollar-schwere Sponsorverträge von Tiger galt es zu erfüllen – wobei Woods 2014 nur in der Lage ist, die geschäftliche, aber nicht die sportliche Seite zu bedienen.

Die Karawane ist jedoch längst weitergezogen: nachdem der Golfchannel noch im Frühjahr nach Tigers Verletzung über 30% Minus bei Einschaltquoten jammerte, zeichnen die Nielsen-Zahlen nach dem Finaltag der PGA Championship ein ganz anderes Bild: über 6 Millionen US-Haushalte verfolgten wie Phil und Rickie den Schlussflight mit Rory und Bernd jagten. Das sind um 30% mehr Zuseher als im Vorjahr, als Tiger am Sonntag noch im Bild war! Die besten Einschaltquoten also seit 5 Jahren, auch schon am tigerlosen Samstag.

von Joachim Widl

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