Mut getankt

MEXICO CHAMPIONSHIP – FINAL: Bernd Wiesberger tankt nach den zähen letzten Turnieren zum Abschluss im Club de Golf Chapultepec mit einer fehlerlosen 66 ordentlich Mut. Zwar ließ er in dieser Woche noch viel Besseres auf den Grüns liegen, konnte sich aber zumindestens wieder auf sein langes Spiel verlassen, was den Negativtrend der letzten Wochen deutlich abbremst.

„Ich bin zufrieden mit dem Abschluss hier in Mexiko City. Mein Spiel war alles andere als solide in letzter Zeit, daher bin ich froh über eine gute Sonntagsrunde,“ spürt man bei Wiesberger die Erleichterung.“

So richtig glücklich kann und wird Bernd Wiesberger mit dem Turnierverlauf in Mexiko City mit Sicherheit in Summe nicht sein. Zu deutlich wurden ihm die Defizite vor allem auf den Grüns aufgezeigt, die klar die Hauptschuld tragen, dass am Ende nicht mehr als ein 30. Rang herausspringen will. Schon an den ersten drei Spieltagen war die Nummer 53 der Welt von Tee bis Grün einer der Allerbesten, erst am Kurzgemähten zerlegte es den vierfachen European Tour Sieger von Donnerstag bis Samstag regelrecht.

Nach unzähligen vergebenen Chancen musste er sich mit Rundenscores von 73 (+2), 71 (Par) und 72 (+1) Schlägen zufrieden geben, was ihn lediglich vom 50. Platz aus in den Finaltag starten lässt. Vor allem das niederschmetternde Ergebnis vom Moving Day – Bernd schob reihenweise fabelhafte Birdiechancen an den Löchern vorbei – wird Österreichs Nummer 1 wohl so schnell wie möglich aus dem Kopf bekommen wollen und schafft dies schließlich auch mit seiner deutlich besten Runde der Woche.

Solide und fehlerfrei

Zwar lässt sich der Start von der 10 weg mit leicht verzogenen Drives noch etwas zäh an, was sich auch in einem verpassten Birdie am Par 5, der 11 niederschlägt. Ein starker Sandsave auf der 14 bringt dann aber die benötigte Sicherheit, was Bernd auch eindrucksvoll am zweiten Par 5 zeigt. Mit einer nahezu perfekten Grünattacke legt er sich sogar die Eaglechance auf. Zwar will der Adler aus gut drei Metern nicht landen, das erste Birdie ist aber perfekt.

Auch danach spielt er meist souverän und kratzt dort wo es nötig ist mit viel Gefühl recht sicher die Pars, was ihn bei -1 auf die Frontnine kommen lässt. Am drivebaren Par 4, der 1 entscheidet er sich wie schon am Samstag für die Attacke und verfehlt das Grün nur um Haaresbreite. Den Chip lässt er danach zwar etwas kurz, stopft aber aus gut vier Metern zum zweiten Birdie, ehe auf den nächsten Löchern teils erneut seine Scrambling-Künste gefragt sind.

Nach bestandenen Prüfungen belohnt er sich am einzigen Par 5 der Frontnine dann mit seinem dritten Birdie. Bernd reitet die riskante Attacke übers Wasser, bringt den Ball am Grün unter und locht aus gut 17 Metern mit sicherem Zweiputt zum roten Eintrag, der auch sein Gesamtergebnis wieder auf Level Par zurechtrückt. Angespornt vom Erfolgserlebnis bringt er kurz vor Ende des Turniers dann auch seinen Putter erstmals richtig zum Glühen, da er am letzten Par 3 aus knapp neun Metern den Ball zum nächsten Birdie ins Loch fallen sieht.

Da er auch am Schlussloch den Putter nicht auskühlen lässt und sogar aus sechs Metern noch einmal locht, unterschreibt Bernd am Sonntag schlussendlich mit der 66 (-5), dem gleichen Sonntags-Score wie Champion Phil Mickelson, seine klar beste Runde der Woche. Damit schiebt er sich noch um 20 Plätze bis auf Rang 30 nach vor.

Vor allem nach den vielen vergebenen Möglichkeiten der ersten Tage tankt er mit der bogeyfreien Performance – die erste bei einem WGC oder Major seit den HSBC Champions im Jahr 2015 – sicherlich etwas Mut. Mit dem 30. Platz toppt er auch das letztjährige Resultat, als er von Mexiko City am Ende mit Rang 45 wieder abreiste. „Jetzt geht’s für ein paar Tage nachhause und ans Arbeiten um für die WGC Matchplay in Austin bereit zu sein!“

Negativtrend gestoppt

Zwar konnte Bernd zu keiner Zeit um die Topränge mitfighten, nach den verpatzten letzten Wochen ist das erste WGC des Jahres aber trotz allem durchaus positiv zu werten. Seit seinem Saisondebüt in Abu Dhabi schnitt er bei jedem Turnerstart etwas schlechter ab, was letzte Woche bei den Honda Classic in Florida in einem regelrechten Desaster endete. Am Weg zur 81 am Freitag streute Bernd im langen Spiel in alle Richtungen und zeigte sich danach selbst ratlos.

Diese Probleme konnte er in den wenigen spielfreien Tagen sichtlich gut korrigieren, denn mit vereinzelten Ausnahmen konnte er sich in Mexiko auf seine Hölzer und Eisen im Großen und Ganzen wieder verlassen. Dass Bernd vor allem mit Bermudagrüns des Öfteren schon auf Kriegsfuß stand, ist mittlerweile kein wirkliches Geheimnis mehr. Wenngleich die Puttleistung vor allem an den ersten drei Tagen mehr als nur ausbaufähig war, was zugleich erklärt, warum er in dieser Woche nicht weiter vorne zu finden ist.

Punkte benötigt

Was in dieser Woche aber vor allem schmerzt ist die Tatsache, dass der Burgenländer im Elitefeld wichtige Punkte für die Weltrangliste liegen gelassen hat. Durch die durchwachsenen Ergebnisse rutschte er bereits auf Rang 53 der Weltrangliste ab und benötigt dringend Zählbares. Nur Patton Kizzire kann Bernd in dieser Woche überholen und auf Rang 54 verdrängen. Die Lücke zur magischen Marke der Top 50 bleibt aber mit 0,02 Punkten noch sehr gering.

Derzeit hat das Abrutschen noch keine direkten Auswirkungen, da Bernd Wiesberger sowohl fürs WGC-Dell Match Play in Austin als auch fürs US Masters bereits qualifiziert ist. Das Players im Mai in Ponte Vedra Beach könnte aber das erste Mega-Event sein, bei dem er heuer zusehen muss. Das starke lange Spiel ist aber mit Sicherheit etwas, was Bernd selbst sehr optimistisch in die Zukunft blicken lässt, da seine größte Stärke langsam aber sicher wieder zu stechen beginnt.

Mickelson zaubert wie in besten Tagen

Mit einer beeindruckenden Demonstration im Kurzspiel übertüncht Phil Mickelson so manche Schwäche bei den langen Schlägen und lässt am Weg zur finalen 66 nur zwei Bogeys zu. Damit erreicht der 47-jährige ein Playoff mit Überflieger Justin Thomas bei 16 unter Par. Gleich am 1. Extraloch reicht dann Mickelson ein Par, nachdem sein junger Herausforderer den Up & Down aus dem Rough nicht hinbekommt.

Lefty, der vor einigen Wochen noch aus den Top 50 der Welt hinauszufliegen drohte, beendet eine fünfjährige, sieglose Durststrecke und kürt sich zum ältesten World Golf Champion: „Ich kann das gar nicht in Worte fassen, was es für mich bedeutet, zurückzukommen, auf dem höchsten Level mitzukämpfen aber nicht mehr gewonnen zu haben. Mein 43. Titel ist daher jetzt ein ganz besonderer.“

>> Leaderboard Mexico Championship

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