Golf-Blog MADEIRA

Unsere Reiseempfehlung für den Golfwinter: Golfen auf Madeira, bei 20 Grad und wenig Betrieb auf den exklusiven Fairways – wir berichten live von der Luxusinsel im Atlantik.

Auf der Suche nach der perfekten Golfdestination für den Winter befragte die Redaktion Freunde und Bekannte nach ihren wichtigsten Wünschen: warmes Wetter, maximal 4 Flugstunden entfernt – und am allerwichtigsten: nur ja keine überfüllten Golfplätze mit Viererflights im Abstand von 5 Minuten!

Ja, dafür gibt es ein Reiseziel, weit draussen im Atlantik und genauso weit vom golferischen Mainstream entfernt – die Blumeninsel Madeira. Ganzjährig mildes Klima, drei Championship-Golfplätze, zwei davon bereits Austragungsort für die European Tour. Dazu eine perfekte touristische Infrastruktur mit allem, was das Golferherz und der Magen begehrt.

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14 Tage live aus Madeira

Soweit die Theorie. Wird Madeira den hohen Erwartungen als exklusive Golfinsel auch gerecht – und bleibt im Vergleich etwa zu Dubai auch leistbar?

Um all das vor Ort zu überprüfen machte sich die Redaktion auf nach Madeira zum Golfen, Testen und Arbeiten. Gemeinsam mit den Kollegen in Österreich berichten wir von der Tourschool und dem World Cup und nutzen die freie Zeit zum Golfen auf den drei Plätzen Palheiro, Santo da Serra und Porto Santo Golfe.

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Keine Billigflüge

Einmal wöchentlich fliegen Air Berlin und AUA nach Funchal, allerdings nicht gerade zum Spartarif. Entsprechend früh gebucht ist noch der Flug mit Air Berlin von München oder Nürnberg mit ca. 300 Euro für Hin- und Rückflug der Günstigste.

Mit Verbindungsflug oder Bahnticket, vielleicht noch einer Übernachtung am Flughafen ist man aber rasch bei den 450 Euro, die auch der AUA-Flug direkt von Wien kostet. Golftaschen transportieren beide Airlines kostenlos. Mit Hotel und Greenfees wird man also kaum unter 1.200 Euro wegkommen.

Einen Billigflug gibt es seit kurzem: Easyjet fliegt täglich von Lissabon, London und Bristol nach Madeira und zurück, das Ticket mit einem Gepäckstück plus Golftasche kostet für beide Strecken ca. 110 Euro. Lissabon erreicht man mit Easyjet jedoch nur über Basel, Genf oder Berlin – und das kostet noch einmal 130 Euro, bringt also wenig.

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Das einzige Golfbag im Flieger ist meins

Der Anflug mit enger 180 Grad-Kurve knapp über dem Meeresspiegel auf Funchal-Airport ist schon ein Erlebnis. Seit die Landebahn mit Betonpfeilern künstlich verlängert wurde, schaffen es auch durchschnittlich talentierte Piloten im ersten Versuch. 20 Minuten nach der Landung ist auch das Gepäck da: nur ein einziges Golfbag kam mit dem Flieger – und das ist meines. Der Gedanke „dann bin ich vielleicht der einzige am Golfplatz“ sollte trügerisch sein …

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Autofahren für Fortgeschrittene

Erster grosser Fehler: Mietauto in der Dämmerung übernehmen, das sollte man auf Madeira nicht tun. Zwar gibt es seit einigen Jahren die erste Autobahn, an der Südküste entlang vom Airport nach Funchal hinein, aber Autofahren in der hautengen Stadt ist nur etwas für Unerschrockene. Kleine Gässchen mit 25 Grad Steigung hinauf oder hinab, Busse im einspurigen Gegenverkehr, wenig aussagekräftige Beschilderung, „romantische“ Strassenbeleuchtung. Erst ein netter Taxifahrer weist den richtigen Weg zum Hotel. Tipp: den Shuttle vom Flugplatz zum Hotel nutzen und erst dort das Leihauto übernehmen! „Ihr Auto hat Dellen hier, hier, hier und hier,“ kreuzt der Vermieter gleich 8 Stellen auf der Autoskizze am Vertrag an. „Das haben alle Autos hier, sie werden die Strassen ja gleich sehen…“

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Hoteltipp 1: Quinta Splendida

Man gönnt sich ja sonst nichts, warum nicht eine „Spa Suite“ im Quinta Splendida für ca. 1.000 Euro die Woche: bei zwei Personen also 500 Euro pro Kopf und Nase, dazu Frühstück inklusive und kostenloser Zugang zu einem hochmodernen und hervorragend ausgestatteten Spa-Komplex. Nicht zu vergessen: die Suites haben je 80 Quadratmeter Wohnfläche, dazu grossen LCD-TV mit DVD, einen eigenen Internet-PC und einen Ausblick aufs Meer von der eigenen Terrasse, der unbezahlbar ist.

Das kleine „Dorf“ (Übersetzung für „Quinta“) liegt in einem botanischen Garten, der alleine schon sein Eintrittsgeld wert wäre, mit mehr als 1.000 handverlesenen Pflanzenarten. Nebenbei wird hier das Gemüse für die Hotelküche gezüchtet. Die noble 4 Stern-Anlage, die mit den Spa-Suites jedoch locker 6 Sterne erreichen würde, liegt in Canico, nur 10 Minuten vom Flughafen entfernt am Weg nach Funchal. Damit ist man exakt zwischen den Golfanlagen von Palheiro und Santo da Serra günstigst platziert, Santo da Serra holt die Golfer kostenlos ab, mit Palheiro hofft man bald auf eine ähnliche Lösung.
>> Quinta Splendida

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Im 1. Gang nach Palheiro

20 Minuten dauert die Fahrt von Funchal-Zentrum nach Palheiro-Golf. Exit 13 auf der Autobahn ist der Richtige. Tempo 100 ist erlaubt, viele Madeirenser können hier zum ersten Mal bei ihren Autos bis in den 5. Gang hochschalten und tun dies auch mit Begeisterung.

Die Serpentinenstrasse hoch nach Palheiro-Golf packt mein Peugeot 205 Stationwagon nur im 1. Gang. Kein Problem, beim ersten Gegenverkehr ist man froh nur zu zuckeln und nach 5 Minuten ist das exklusive Palheiro-Estate, eine altehrwürdige Parklandschaft im Privatbesitz der Familie Blandy erreicht. Der Golfplatz Palheiro ist nur ein kleiner Teil, weit grösser der Botanische Garten, der werktags zu besichtigen ist, nur am Wochenende für den Weinbaron samt Familie reserviert.

Der Par 72-Championship-Kurs von Palheiro, hoch über Funchal gelegen und mit herrlichem Panoramablick, ist erreicht. Der Parkplatz vor dem Clubhaus ist sogar bretteleben, es sollte das letzte ebene Fleckchen Madeira für die nächste Zeit sein …

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Palheiro gegolft

Der Blick das steile 1. Fairway hinauf erleichtert die Entscheidung ein E-Cart zu nehmen – das rettet auch meinen älteren deutschen Flightpartner, der sonst nie und nimmer über die Back 9 gekommen wäre.

Palheiro Golf ist „Adamstal in Madeira“: steile Anstiege, spektakuläre Schüsse bergab, extreme Schräglagen – und damit auch Kopfgolf: Course Management ist gefragt und Zielgolf. Den Driver zückt man selbst von den weissen Abschlägen (5.860 Meter / Par 72) nur ein paar Mal.

Insgesamt mehr als gelungen das Design von Cabell Robinson, der aus dem extremen Gelände mit seinem uralten Baumbestand das Optimum herausholte. Wenn man die richtigen Stellen auf den Fairways trifft, bekommt man eine lösbare Aufgabe für den Grünschuss, halbwegs eben stehend. Dazu gibt es von jedem Tee eine sichere Seite für Fehlschläge, wobei die Slicer insgesamt bevorzugt werden. Traumhaft weich wie ein Teppich die Bermuda-Fairways, die Grüns sind alle mit Bent-Gras besät, also deutlich weniger strichig.

Die Puttoberflächen sind eher auf der weichen Seite angesiedelt, nicht allzu schnell, aber hervorragend spurtreu. Aber auch hier gilt: falsche Stelle getroffen, fast unvermeidlich mit Dreiputt bestraft.

Die ersten Löcher von Palheiro sind nicht die Besten am Platz, interessant noch das steil bergab führende 3. Loch, wo Wind und Höhenunterschied die Schlägerwahl auf diesem Par 3 besonders spannend macht. Der erste von vielen blinden Schlägen ins Grün wartet auf Loch 4, wobei man die Palheiro-Tugend „besser zu kurz als zu lang“ vorexerziert bekommt.

Ab Loch 6, dem ersten Par 5, steht eine offene Strecke an, dafür ist die „Bunkerdichte“ auf diesen Löchern besonders hoch. Grün 8 und 9 sind typisch für Golf generell auf Madeira: ein terassenförmig angelegtes Grün mit steiler Geländestufe unterhalb und oberhalb. Zu kurze Schläge rollen den gesamten Hang hinunter, wenn ein Bunker den Ball fängt, darf man froh sein.

Die Back 9 belohnen mit einem spektakulären Golfloch nach dem anderen, wobei noch vier Par 5 warten, die allesamt taktisch zu spielen sind. Drei davon, die 10, 15 und 18 führen scorefreundlich steil bergab.
Die 13 ist das „Augusta-Loch“, ein kurzes Par 3 das an die gleiche Nummer in Augusta-National erinnert. Das zugebunkerte Grün ist tatsächlich ähnlich, nur lauert statt einem Bachlauf ein üppiger Dschungel, der jeden zu kurz geratenen Ball gnadenlos frisst.

Noch spektakulärer Loch 14, das Signature Hole von Palheiro. Ein langes Dogleg Par 4, furchteinflössend vom Tee mit Pot-Bunkern in der Böschung rechts und dichtem Wald links – ein echtes „Risk-Reward-Loch“.

Hauteng und entsprechend knifflig die Bahnen 16 und 17: die 16 zwar kurz, aber mit einem schwindelerregenden Anstieg zum Grün und danach ein elendslanges Loch 17 mit extrem seitlich hängendem Fairway – das Grün sieht man überhaupt erst bei der 100 Meter-Marke. Spektakulär das abschließende Par 5 mit blindem zweiten Schlag. Böse Überraschung beim Anspielen des letzten Grüns, ein Baumriese 60 Meter vor dem Grün, Mitte Bahn stehend, verstellt den Weg.

Palheiro muss man somit mehr als einmal spielen um die richtigen Landezonen auszuknobeln. Das Sloperating von 130 von weiss verrät: das eigene Handicap spielt man selbst auf dem eher kurzen Platz nicht zu leicht.

Der komplette Golfreise-Blog MADEIRA:

>> Teil 2: MADEIRA
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