Golfblog Madeira – Teil 2

Hoteltipp 2: Pestana Grand

Am ruhigeren Ende von Funchal, dem „Lido“ und damit ebenfalls direkt am Meer gelegen, ist das Pestana-Grand Ocean Resort Hotel eine hervorragende 5 Stern-Adresse. Moderne und geräumige Zimmer, kostenloses WiFi-Internet in der besonders gemütlichen Lobby und die grössten beheizten Outdoor-Pools der gesamten Insel laden ein.

Auch das Pestana-Grand überzeugt mit modernen Spa-Angeboten und mehreren Themen-Restaurants. Wer ein Auto mietet, für den werden die kostenlosen Parkplätze besonders willkommen sein.
>> Pestana Grand, über heimische Reiseveranstalter ab ca. 450 Euro pro Woche zu buchen.

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Österreich gestern und heute präsent

Den Unterschied zwischen Austria und Australia braucht man keinem Madeirenser erklären. Österreichs letzter Kaiser, Karl Habsburg verbrachte sein Exil auf Madeira, ehe er 1922 an einer Grippe verstarb und am Hausberg „Monte“ begraben wurde.

Österreich stellt somit auch die wichtigste Touristenattraktion der Insel. Symbolisch dafür, dass ein Vorarlberger Doppelmayr-Lift vom Hafen auf den Monte führt (25 Euro Hin- und Rückfahrt).

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Schlittenfahrt ganzjährig

Gleich neben der berühmten Kirche am Monte mit dem Habsburger-Grab starten die Toboggen-Fahrten. Sieht abenteuerlich aus der geflochtene Schlitten, der jeweils von zwei schicken Gondolieres mit weissen Madeira-Strohhüten gelenkt wird. Zwei Kilometer lang geht es steil bergab führende Gassen talwärts, der PKW-Gegenverkehr gibt dem Spektakel erst die richtige Würze. Taxis bringen die Gäste wieder nach oben, mit der Seilbahn gehts zurück zum Hafen. Unbedingt eine Jacke mitnehmen, hoch oben am Berg in 800 Metern Seehöhe kann es empfindlich abkühlen.

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Vom Schiff ans 1. Tee

Innerhalb weniger Tage legten mit der MSC Fantasia, Queen Victoria, MS Island Cruise und der Aidaluna vier der prominentesten Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Madeira an.

Auf 65 Aida-Passagiere wartete bereits der Shuttlebus nach Palheiro Golf. Zeitökonomisch wurde ein Turnier mit Kanonenstart gespielt um das Abendessen an Bord nicht zu versäumen. Golferisch vielleicht nicht ideal nach der tagelangen Schaukelei am Wasser, aber dafür kann an Bord niemand weglaufen, wenn die Heldentaten vom Golfplatz ausführlich geschildert werden.

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2150 Kilometer seitliches Wasser

Was wäre Madeira ohne seine Levadas: Wasserkanäle, die sich über stattliche 2.150 Kilometer durch eine Insel mit der doppelten Grösse Wiens schlängeln. Auch für Golfer sind die zwei- bis vierstündigen Spaziergänge als Ausgleich sehr zu empfehlen.

Unwillkürlich kommt bei der Wanderung der Gedanke auf: wenn ich hier ins Wasser schiesse – wo soll ich droppen? Sogar durch 400 Meter lange Tunnels führen manche Levadas. Mit Taschenlampe bewaffnet sind die oft nur zwei Meter hohen und breiten Tunnels zu durchqueren. Jedes Hotel bietet geführte Levada-Wanderungen für wenig Geld an. Gute Trekkingschuhe und Regengewand für alle Fälle sind sehr zu empfehlen – das Ganze funktioniert übrigens hervorragend mit Golfschuhen, auch wenn das einige verwunderte Blicke auf sich zieht.

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Nicht immer staufreies golfen

Deutsche und Engländer stellen die meisten Madeira-Besucher, somit ist man garantiert nie alleine am Golfplatz. Startzeiten bekommt man in Palheiro problemlos, mit ein wenig Glück gehts staufrei und angenehm über 18 Löcher.

Trotz E-Cart kann eine Runde aber auch über 5 Stunden dauern, wenn man wie in unserem Fall ein betagtes deutsches Seniorendoppel vor sich hat, das ein bisserl stur und sehr langsam ist. Das Golfpublikum in Madeira stellen überwiegend freundliche Senioren, am Wochenende spielen die Madeirenser gerne ihre eigenen Turniere.

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Ganzjährig angenehme Temperaturen

Obwohl weit südlicher als Spanien oder Portugal gelegen, macht Golfen in Madeira auch im Sommer Spaß. 28 Grad ist so ziemlich das Maximum, das im Juli und August erreicht wird. Im Herbst und Winter verderben manchmal tiefhängende Wolken so manchen Golftag. Bei Null Sicht geht auch Null Golf. Das gilt besonders für das exponierter gelegene Santo da Serra. Stürme sind weit seltener als etwa auf den Kanaren, somit ist insgesamt betrachtet kaum eine Golfgegend wettersicherer als Madeira.

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Santo da Serra gegolft


1937 eröffnet, ist Santo da Serra der älteste Golfclub Madeiras. Direkt vor der Landebahn des Flughafens führt eine steile Strasse hinauf zum Golfplatz, bis auf ein Hochplateau in 700 Metern Seehöhe. Am höchsten Punkt thront majestätisch das Clubhaus, gleich dahinter drei Mal das Tee 1, für die 9 Loch-Kurse Machico, Desertas und Serras.

Seit 1993 gastierte die European Tour jährlich hier zur Madeira Island Open, ehe für die Jahre 2008 bis 2010 der neue Platz auf der vorgelagerten Insel von Porto Santo vorübergehend zum Schauplatz wird. 2011 soll die Tour wieder nach Santo da Serra zurückkehren.

Wir testeten exakt jene Lochreihenfolge, die auch die European Tour spielt – zuerst den Machico-Kurs, dann die Desertas. Das Strickmuster des von Robert Trend Jones jnr. überarbeiteten Layouts ist auf beiden Teilen das gleiche: zuerst einige offene Löcher steil bergab, dann drei, vier hautenge aber halbwegs ebene Bahnen durch Waldschneisen, bevor es steil bergauf zurück zum Clubhaus geht.

Die Bahnen 2 bis 4 am Machico-Kurs sind ein unvergessliches Erlebnis, nicht nur golferisch sondern auch dank des fantastischen Panoramablicks auf die Ostspitze der Insel. Besonders anspruchsvoll ist das Par 5 der 3 mit dem Canyon auf der linken und Wald auf der rechten Seite, hier haben auch schon Markus Brier und Martin Wiegele Bälle verschossen.

Das Signature Hole ist jedoch Loch 4, ein 150 Meter langes Par 3. Bei dem Schuss bergab muss man das Grün treffen oder zumindest einen der Bunker, sonst ist der Ball weg. Auf dem besonders windexponierten Abschlag eine echte Schlägerlotterie.

Bermudagras auf den Fairways, Bent auf den Grüns, Santo da Serra wurde gleich „begrünt“ wie Palheiro. Auf beiden Plätzen der typische rote, lehmige Untergrund. Dass man die Bälle besser vor jedem Abschlag putzt ist nicht so schlimm, aber öfters kleben Schmutzklumpen nach dem Drive am Ball, das ist weniger lustig. Auch das Bunkerspiel wird dadurch erschwert.

Santo da Serra wirkt insgesamt ein wenig scorefreundlicher als Palheiro, weil offener. Die Grüns auch weniger onduliert und hervorragend zu putten. „Heute ist ein echter Wintertag,“ meint Manager Ricardo Abreu angesichts der leichten Regenschauer und windiger 15 Grad, die nach langer Hose und Pullover verlangen. Für wettererprobte Alpenländer ist auch das ein angenehmer Golftag.

November bis März ist die golferische Hauptsaison, obwohl auch dann der edle Golfplatz mit seinen 27 Löchern nie überlaufen ist. Wir treffen in Santo da Serra Duarte Freitas, der Teaching-Pro spricht übrigens hervorragend Deutsch, dank eines österreichischen Caddies aus seiner Zeit als Playing Pro. Bei der Madeira Island Open greift der 33-jährige Portugiese selbst noch zu Hölzern und Eisen: „Ich freue mich wenn die European Tour auf meinen Platz in Santo da Serra zurückkehrt, hoffentlich werde ich dann Martin Wiegele hier wiedersehen,“ hofft er auf möglichst viele Gäste aus Österreich.

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Hoteltipp 3: Pestana Carlton

Das 5-Sterne-Hotel Pestana-Carlton mit Blick auf den Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen können wir wärmstens empfehlen. Grosse, luxuriös ausgestattene Zimmer, zwei grosse Freiluft-Schwimmbecken und ein Hallenbad mit umfassendem Venus-Spa-Programm.

Jedes Zimmer ist zugleich Aussichtsplattform: kein Wunder bei 17 Stockwerken, wobei die unteren 6 für Lobby, Restaurants, Spa-Bereich und Shops genutzt sind. Der Poolbereich ist grosszügig angelegt, bevor es noch einmal eine Stufe von 30 Metern hinab zum zweiten Pool und den Atlantik geht. Madeira hat keine Sandstrände, was man im November nicht besonders vermisst. Frühstück und Abendessen im Freien im kurzärmligen Outfit bei 20 Grad ist auch nicht schlecht.
>> Pestana Carlton, über heimische Reiseveranstalter ab ca. 450 Euro pro Woche zu buchen.

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Kas-ino

Das Casino von Funchal ist nur 400 Meter vom Pestana-Carlton entfernt. Wobei die Atmosphäre im Spielertempel mehr an Little-Las-Vegas erinnert als an Baden oder Velden. Eine Horde von Slot-Machines, die von Touristen in Jeans und T-Shirts fleissig gefüttert werden. Allgegenwärtig im Casino und den Hotels der Grossbildschirm mit dem „Quick-Hit-Jackpot“: in 3 Tagen ist dieser von 14.100 auf 15.400 Euro angewachsen; ich beginne in Madeira-Dimensionen zu denken.

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Hemdsärmlig

Nachtrag zum Pestana-Carlton, der Dresscode im O-Ton: „Boxer-Shorts, Badeanzug und Pyjama sind bei Frühstück und Dinner nicht erlaubt, Schuhe sind verpflichtend.“ Erstaunlich hemdsärmlig für ein 5 Stern-Haus geht es in der Lobby zu, kein Wunder bei mehr als der Hälfte britischer Gäste.

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Der alltägliche Park-Nepp

Oja, Raumnot macht den Finanzminister auch in Madeira erfinderisch: fast in der gesamten Stadt „blaue Parkzonen“, die Automaten nehmen 60 Cent pro Stunde, die Hotels verrechnen ca. 80 Cent. Klingt wenig, aber wenn man das auf eine Woche hochrechnet??? Dazu der Kleingeldärger, weil die Automaten nicht wechseln. In Funchal braucht man dazu gar kein Auto, das Busnetz ist dicht, die stinkenden alten Volvos verkehren im Minutentakt. Und auf den Hausberg „Monte“ führt sowieso eine Seilbahn. Der Dieselpreis entspricht österreichischem Niveau, Benzin ist um 5 bis 8 Cent teurer.

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Zu schön um nur zu golfen …

… ist Madeira allemal. Eine empfehlenswerte Tagestour mit dem Auto führt an der Südküste entlang Richtung Westen bis nach Porto Moniz. Bis kurz nach Calheta führt die Autobahn bzw. gute Strassen. Zu sehen gibts auf dieser Strecke nichts, die durch einen Tunnel nach dem anderen führt.

So richtig ländlich wirds erst nach Calheta. Das Kurvengeschlängel wird extrem, jeder Kilometer Luftlinie bedeutet zumindest vier Kilometer Strasse. Spätestens in Ponta do Pago, am westlichsten Punkt der Insel mit seinem Leuchtturm („Farol“) wird man für die automobile Tortur mit schroffem Steilküstenblick belohnt.

20 Minuten später ist die nordwestliche Hafenstadt Porto Moniz erreicht: dicke Reisebusse und Souvenirstände beweisen, dass es hier was zu sehen gibt – die berühmten Rock-Pools, natürlich entstandendene Meerwasser-Schwimmbecken. Die Madeirenser haben mit ein wenig Beton nachgeholfen und Wege samt Stiegen integriert, und fertig ist das billigste Freibad-Konzept, das von den Inselbewohnern im Sommer kräftig genutzt wird. Kleine Erinnerung: Madeira hat keine Sandstrände…

Um ins zentrale Hochland zu gelangen – wieder eine komplett andere Welt – muss man die Abzweigung nach „Paul da Serra“ nehmen. Und keine 20 Minuten später ist man wie in den schottischen Highlands angekommen, samt Kühen und Schafen, die munter auf der Durchzugsstrasse friedlich dahinflanieren.

Bis zu 1800 Meter schrauben sich die Bergmassive in die Höhe und machen die Madeirenser erfinderisch. Rund um den Bica da Cana, einen der höheren Gipfelgesellen, wurde ein Windpark mit Dutzenden Windmühlen angelegt – nicht gerade schön, aber die Natur spielt mit und taucht die moderne Technik unter eine Nebelhaube.

Kompakt und im Kleinformat, so muss alles auf Madeira sein. Und um wieder hinab zu gelangen, entweder an die Nordküste bei Sao Vicente oder an die Südküste bei Ribeira Brava, müssen enge, gewundene Bergstrassen mit 20 bis 30 % Gefälle gemeistert werden. „Ich weiss, die Leute halten uns verrückt, wenn sie unsere Strassen sehen,“ lacht eine junge Einheimische, „aber denk mal dran wie es für mich war, hier die Fahrschule zu machen.“

Die Golfplätze Madeiras:

>> Palheiro Golf

>> Santo da Serra

>> Porto Santo Golfe

Der komplette Golfreise-Blog MADEIRA:

>> Teil 1: MADEIRA
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