Matthias Schwab im Interview

18 Stunden alt ist seine European Tourkarte – Matthias Schwab im großen Interview, über seine ersten 5 Profi-Monate, seine weiteren Pläne und Ziele.

Von Kategorie 0 zur vollen European Tourkarte in weniger als einem halben Jahr! So schnell wie noch kein Österreicher vor ihm hinterlässt Matthias Schwab seinen Fußabdruck im internationalen Profi-Golfgeschäft. Und wie es seine erfrischende und natürliche Art ist, plaudert er auch gegenüber den heimischen Golfmedien frei von der Leber weg über die nächsten Schritte.

Frage: Wie hast Du Deine ersten 5 Monate als Profigolfer erlebt?

„Der Umstieg ins Profilager war echt cool daheim in Atzenbrugg. Der Rummel war ein bisserl ungewohnt, danach auf der Challenge Tour wars wieder ruhiger. Von dort weg wars ein Sprung ins kalte Wasser.“

Wie bist Du das Abenteuer Challenge Tour angegangen?

„ Die Challenge Tour Halbsaison ist ganz ok verlaufen. Ich habe 7 Einladungen erhalten, daher war das Ziel Punkte zu sammeln, was ein bisserl ein Druck war. Ich wusste, 7 Chancen habe ich. Der 7. Platz in Italien war super. Die Saison war am Ende mit 17 Turnieren doch ziemlich lang. Noch dazu, da ich jeden Cut geschafft habe, wurde es von der Turnierplanung sehr eng. Das bedeutet auch viel reisen, was ungewohnt für mich war: da habe ich gelernt, es ist nicht ideal 4, 5 Wochen hintereinander zu spielen.“

Wie hast Du Deine 1. Final Stage der Tourschool, die von den Spielern allgemein gefürchtet wird, empfunden?

„Die Final Stage hätte ich lieber ausgelassen, aber es war ein Happy Ending. Hat alles gut zusammengepasst. Im Endeffekt war es ein super erstes Jahr.“

Was waren die aufreibendsten Momente an den 6 Tagen Tourschool?

„Eindeutig am Schlusstag. Da lag ich 2 unter nach 5. Dann Drive ins Wasser an der 6. Ich musste erstmals in meiner Karriere den Schuh ausziehen und mit einem Fuß ins Wasser steigen. Von dort rausgehackt, dann aufs Grün und 10m-Putt zum Par gelocht. Das waren die Dinge, die gut gelaufen sind für mich.

Ich habe meinen Spielplan nie geändert, bin jeden Tag gleich angegangen, Versucht solide zu spielen und Fehler zu vermeiden. Ich habe gewusst am 6. Tag im Finish, ein, zwei Birdies würden helfen. An der 13 fiel dann ein 7 Meter-Putt zum Birdie. Das kann man nicht erzwingen, muss einfach passieren. Somit waren auch danach die eineinhalb Stunden Warten im Clubhaus viel entspannter.“

Die letzten 36 Löcher hast Du als Einziger bogeyfrei gespielt, wie ist Dir das gelungen?

„ Am 5. Tag war ich nie in Bogeygefahr. Solide gespielt, war richtig langweilig. Gestern war das zeitweise nicht ideal, weil ich die Bälle nicht gut getroffen habe. Nach dem Wasserball musste ich richtig kämpfen, einige wirklich gute Up & Downs gemacht. Was mir geholfen hat: ich habe die Final Stage als Draufgabe gesehen. Weil die CT Karte hatte ich, das war das Ziel. Wenn es gut läuft, dann geht halt noch mehr, habe ich gedacht.“

Wie geht es jetzt weiter, wie sieht Dein Plan für die nächste Zeit aus?

„Morgen noch daheim Skifahren, am Sonntag geht’s in USA. Zuerst nach Orlando, werde auch ein bisserl in Nashville sein. Weil es dort einfach gut zu trainieren ist. Ich werde mich in den USA auf die nächste Saison vorbereiten. Zuerst fitnessmäßig, dann auf den Golfplatz schmeißen.

Mit Jahreswechsel geht’s dann zum Bundesheer, Grundausbildung in Salzburg, dann in Rif, worauf ich mich sehr freue. Auf diesem Weg hoffe ich gewisse Freistellungen zu bekommen. Zum Beispiel im Jänner für Abu Dhabi und Dubai, die Planung läuft. Über meine Agentur und die guten Kontakte von Chubby Chandler hoffe ich auf 7, 8 Einladungen vielleicht. Ich werde nicht überall reinkommen, aber besser als nichts ist es.

Wieso European Tour und nicht US PGA Tour?

„Wenn ich in Amerika hätte spielen wollen, hätte ich den Wohnsitz nach Amerika verlegen müssen. Ich wollte die European Tour sicher nicht vermeiden. Mein Ziel war vorerst die European Tour. Wenn ich jetzt die Wahl hätte zwischen beiden Tours, dann nimm ich jetzt lieber die ET-Tourkarte und bleibe in Europa für ein Jahr oder zwei.“

Was machst Du als Pro besser als als Amateur?

„Ich habe es schon geschafft als Pro, einen besseren Score zu spielen. Aus normalen Runden eine gute Runde unter Par zu spielen. Einen Caddie mitzuhaben und Schläge zu diskutieren, das hilft. Insgesamt bin ich ein bisserl reifer geworden, hab gelernt dass jeder Schlag mehr zählt.“

Schwab_17PK1_330In welchen Bereichen kannst Du Dich noch steigern?

„Ich finde, dass ich keine extreme Schwäche oder Stärke habe. Mit ziemlicher Sicherheit kann ich mich in jedem Bereich verbessern.“

Was hältst Du von dem neuen Format der Austrian Open als Shot Clock Masters?

„Das finde ich sehr gut. Langsames Spiel ist eines der schlimmsten Sachen, bin generell ein schneller Spieler. Sogar ein bisserl oder sehr ungeduldig, daher bin ich absolut dafür.“

Die 5 Monate als Pro mit den vielen Reisen: Welche Länder haben Dir am besten gefallen?

„Die Frage ist eher, welche Hotels mir besser gefallen haben als welche Länder, weil man ja sonst wenig anderes sieht. Norwegen war ein super Hotel. China war interessant, weil ganz was anderes von der Kultur, Essen und Klima. Dafür waren die Hotels dort nicht so schön. Toll ist die Vielfalt, die man als Golfprofi sieht. Das Reisen ist anstrengend, aber ich will auch das Positive sehen. 12, 13 Länder in 5 Monaten sehen, wer kann das schon.

Wer sind Deine dicksten Freunde auf der Tour und vor allem – wie ist Dein Spitzname unter den Spielern?

„Der Martin Wiegele kümmert sich sehr um mich, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Auf der Tour bín ich meist mit ein paar Deutschen unterwegs. Da habe ich ein paar Freunde, wie auch Meronk aus Polen, ein paar Franzosen auch. Mein Caddie Simon und einige Freunde sagen Hias zu mir, die anderen Matthias oder Schwabi, Matt sagt eigentlich niemand.“

Wie sieht es mit Deinem Fitness-Programm aus, vor allem in Hinblick auf die Rückenprobleme die Du ja hattest.

„ Zuerst will ich ein bis zwei Wochen wenig machen. Mein Fitnessprogramm ist ein Mix aus allem. Bisserl Kraft, Ganzkörpertraining. Ich will sicher nichts aufpacken, aber ein bisserl stärker werden. Kondi, Ausdauer, Stretchen, Radlfahren, Mobilisieren, all das ist mir wichtig, um trotz Krafttraining beweglich zu bleiben. Die Off Season ist nicht sehr lange.

Zum Thema Rückenverletzung: ich spür es hin und wieder, auch zuletzt wegen enger Turnierplanung. Da hatte ich ein bisserl Schiss, dass es nicht wieder anfangt. Dagegen habe ich ein Stretching Programm, womit ich alles gut im Griff habe. Letzte Woche habe ich es wieder ein bisserl gespürt, aber mit dem guten Programm war es wieder weg. So ist es kein Problem.“

Was denkst Du, wenn Du siehst dass sich immer mehr Longhitter auf der Tour durchsetzen?

„Die Frage ist gerechtfertigt. In der Weltrangliste vorne sind relativ viele Longhitter. Längenmäßig habe ich auf kürzeren Plätzen wie auf der Challenge Tour keine Probleme. Man muss aber sehr aufpassen, wenn man das steigern will. Wenn ich stärker draufhaue, würde ich auch den Ball weiter schlagen. Ich könnte so 10 bis 15 Meter länger sein. Aber es gibt genug Beispiele, dass das danebengeht, mit Verletzungen oder dass der Ball aus der Richtung geht. Im Moment habe ich keinen Grund panisch zu werden. Ich versuche mit dem zu arbeiten was ich habe und glaube damit die nächsten Jahre zu bestehen.“

Wie sehen Deine sportlichen Ziele aus?

„Alles hat sich ein bisserl verschoben nach dem gestrigem Tag. Bis jetzt hatte ich nur mit der CT geplant. Ich habe noch wenig Zeit gehabt zu überlegen. Es wird schon gute Ziele geben, werde mir Gedanken machen. Aber mit der European Tour ist das eine ganz andere Situation als noch vor ein, zwei Tagen.“

Arbeitest Du mit einem Mentaltrainer und wie verarbeitest Du Rückschläge am Platz?

„ Aktuell habe ich keinen Mentalbetreuer, seit mehreren Jahre keinen mehr. Was ich mir gedacht habe nach der Bogeyserie am 4. Tag der Touschool: „Bogey 10 habe ich mir gedacht, das kann passieren, 11 bisserl bitterer, dann ist noch eines gekommen. Jetzt kanns richtig bitter werden, wenn es so weitergeht, war mein Gedanke. Jetzt negative Gedanken ausschalten und voll neu konzentrieren. Mein Caddie war da eine sehr große Hilfe. Simon redet mir gut zu wie einem kleinen Kind. So in etwa – jetzt tu wieder was Gscheites, streng dich an.“

Wie ist Dein Verhältnis zu Bernd Wiesberger?

„Er hat sich gemeldet nach der Tourschool, wir haben ein gutes Verhältnis. Bernd ist schon jahrelang Top 50, das ist nicht so ohne, das zu halten. Der weiß schon ganz genau was er tut, Dazu 4 Turniersiege. Es ist extrem zach überhaupt zu gewinnen, er hats mehrmals geschafft. Er ist total angesehen, einer der Topspieler Europas. Dass er mein Vorbild ist, kann ich nicht sagen, aber wegweisend.

Top 50 ist die magische Grenze im OWGR, die alle Türen öffnet. Es ist für mich auch kein Ziel ihn zu schlagen. Er hat seine Karriere, ich meine. Wenn Bernd die Nummer 1 der Welt ist, bin ich gerne hinter ihm die Nummer 2. Es ist perfekt für mich als jungen Spieler, dass ich zu so einem Superspieler aufschauen kann. Aber es bricht sicher kein Kampf um die Nummer 1 in Österreich aus. Wir werden sehen, wie viele Turniere wir gemeinsam spielen können. Ich kann mir das nicht aussuchen, werde oft kleinere Turniere spielen müssen. Aber natürlich würde schon gerne mit ihm ein Team auf der Tour bilden.“

 

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