Schwab im Schnee-Interview

Nüchtern und 100% „Down to earth“, wie es seine Art ist, schnürt Matthias Schwab ein Mascherl über sein Golfjahr 2019, das nicht nur sein bislang bestes der jungen Profikarriere war, sondern ihn mit über 1,640.000 Euro Preisgeld auch erstmals zum Golfmillionär machte. 10 Top 10’s auf der European Tour 2019 ist absolute Spitze, dicht gefolgt von Rory McIlroy mit 9 Topergebnissen, dazu war Matthias Nummer 2 beim Scrambling rund ums Grün und auch beim Par 5-Scoring unter den Jahresbesten.

Im Interview anlässlich eines TV-Termins auf den Schladminger Skipisten kommentiert Schwab den Jahresrückblick von Golf-Live.at auf seine ganz persönliche Art: kurz, prägnant und unaufgeregt. Wie würde er selbst in einem Wort sein Sensationsjahr 2019 zusammenfassen?

Schwab: „GUT“.

Das klingt aber gar nicht euphorisch?

Schwab: „Nein, es war ein guter Schritt in die richtige Richtung und es hat eigentlich soweit ganz gut gepasst und darauf kann man aufbauen.“

Schon nach seinem erfolgreichen Einstiegsjahr in den Profizirkus war der Schladminger extrem bescheiden in seinen Wortspenden und hatte durchaus kritisch angemerkt, er müsse praktisch in allen spielerischen Belangen besser werden, vor allem beim Putten, das er 2018 noch als „grottenschlecht“ brandmarkte. Gesagt, getan, die Übung ist 2019 gelungen?

Schwab: Wenn man die Statistiken letztes und dieses Jahr vergleicht, das habe ich mir gestern gerade angeschaut, ist eigentlich fast durch die Bank alles ein bisserl besser geworden. Es ist sicher noch viel Spielraum nach oben in der Driving Accuracy, das ist ein großes Ziel für das nächste Jahr. Auch beim Putten ist sicher ein Schritt nach vorne gegangen, vor allem in der zweiten Hälfte des Jahres. Die Eisen- oder Approach-Statistiken waren alle einen Ticken besser als letztes Jahr, da bin ich immer relativ weit vorne bei den Greens in Regulation.

Das Par 5-Scoring heuer war sicher ein ausschlaggebender Punkt, das war gut, da hatte ich mir ein Ziel gesetzt, das ich eigentlich recht gut erreicht habe. Das war wichtig, weil das die besten Scoring-Löcher sind. Anzahl der Bogeys pro Runde ist immer ein statistischer Wert wo ich recht gut bin, das war heuer auch wieder so, hat also gut gepasst. Short Game war ich erstaunlich weit vorne, Scrambling war ich Zweiter, das war auch gut. Aber ist eigentlich überall noch etwas „Room for Improvement“, eigentlich in jeder Area.“

Herausstechend bei den statistischen Daten: Verbesserung beim Scoring Average von 70,6 (2018) auf 70,0 pro Runde, das sind Lichtjahre im Profisport! Dazu passend die Steigerung beim Putten von 30,24 auf 29,68 Putts pro Runde. Ist also alles auf das bessere Putten zurückzuführen?

Schwab: „Nein, das kann man so einfach nicht sagen, weil ich heuer ein bisserl weniger Grüns getroffen habe und im Umkehrschluss hat man dann ein bisserl weniger Putts, wenn man halt einen Chip auf geschenkt hinhaut. Scoring Average mit 70,0 war richtig ok, vor allem wo ein, zwei wirklich schlechte Ausreißer nach unten dabei waren, wie die 82 die ich einmal da unten gespielt habe in Oman oder eine 78 in Frankreich, die für den Stroke Average nicht gut waren. „

Die Stärken und Schwächen ehrlich anhand der vorhandenen Datenflut zu analysieren, ist somit das tägliche Brot eines erfolgreichen Golfers. Worauf legt Matthias persönlich den Fokus?

Schwab: „Die Strokes Gained-Werte sind sicher sehr ausschlaggebend und sagen viel aus, wie vom Tee, Tee bis Green, Approach und auch Putting. Diese Strokes Gained-Daten sind mit am wichtigsten. Auch die normalen Fairway- und Green-Hits schaue ich mir oft an, die sagen auch schon viel aus.“

Wahrscheinlich hätte sich Matthias selbst ein „Sehr gut“ statt eines „gut“ gegeben, wenn es auch schon für den Premierensieg gereicht hätte, wo er vor allem in München und Antalya haarscharf dran war. Hat das eigentlich geschmerzt, mehrmals so knapp vorbeigeschrammt zu sein?

Schwab: „Nein, ich habe diese Situationen relativ gut verdaut. Türkei war eine extrem coole Woche. Hamburg war ich zu weit weg nach zwei Runden, aber in München da lag ich lange weit vorne, das stimmt. Aber bis jetzt habe ich es halt nicht zu Ende gebracht. Ich mache das alles Schritt für Schritt und bin deshalb nicht wirklich in Panik.“

Kein Österreicher-Sieg vor Turnier Nummer 71 …

Das absolut kurioseste Zahlenspiel, das Golf-Live auftreiben konnte, passt zum Thema: die mysteriöse Österreicher-Barriere, die es weder Wiesberger noch Brier oder Wiegele erlaubten, früh in der Karriere Siege auf der European Tour zu feiern. Kurios, dass sowohl Bernd wie auch Martin beim exakt 71. Turnier auf der European Tour zuschlugen und erstmals gewannen. Auch Brier reihte sich brav in dieser Größenordnung ein, als er in Fontana bei seinem 75. Turnierstart zum ersten Titel marschierte. So gesehen ist Schwab mit seinen bislang 60 Turniereinsätzen auch noch nicht „dran“?

Schwab: „Ok, passt (lacht)! Ich weiß nicht, welches Turnier das im Sommer dann sein könnte, ich würde aber jedes nehmen.“

Jack Nicklaus berühmter Sager, „Golf ist zu 80% mental, zu 10 % Fähigkeit und 10% Glück“ daher auf Matthias Schwab umgelegt: was geht im Kopf vor, wenn man erstmals da oben am Leaderboard um einen Sieg anklopft?

Schwab: „Ich sehe das mehr als Schritt für Schritt nach oben. Im ersten Jahr war ich eigentlich nie vorne dabei. Heuer hat es erst in Dänemark angefangen, wo ich anfangs vorne war und daraus etwas gelernt habe. In München war ich dann länger vorne und habe daraus meine Lehren gezogen. Und dann in der Türkei war ich wirklich lange vorne dabei und versuche einfach aus dem meine Lehren zu ziehen und dann noch einmal, wann immer das ist, noch kaltschnäuziger zu sein und das durchzuziehen. So würde ich das in meinem Fall sehen. Es gibt andere, die sind das ganze Jahr nie vorne dabei und gewinnen, bei denen ist es halt ein bisserl anders.“

Ein Tiger Woods „programmierte“ sich seit Kindheitstagen mental auf Sieg, arbeitete etwa mit positiven Affirmationen um das Unterbewußtsein anzusprechen. Wäre das ein Weg für Schwab oder ein eigener Mentaltrainer um so zum Siegspieler zu mutieren?

Schwab: „Eigentlich nicht. Ich versuche einfach aus den Erfahrungen zu lernen, viel mit meinem Caddie und meinem Umfeld zu reden, aber ich arbeite mit keinem Mentaltrainer.“

Am Weg nach Amerika?

Dem Motto von Europas Golfstars „nichts wie weg von der European Tour und auf nach Amerika“, mit dem zuletzt auch Bernd Wiesberger immer mehr liebäugelte, kann auch Schwab etwas abgewinnen. Also die PGA Tour das große Ziel, noch dazu wo er dank des 4. Platzes beim HSBC Champions sogar das „Non Member Ranking“ der PGA Tour anführt?

Schwab: „Ein Ziel ist es schon. Ich würde sehr gerne in Amerika auf der PGA Tour spielen. Aber es ist schwer zu planen. Wie es sich ergibt, es kann schnell gehen oder auch nicht. Zur Zeit wäre es sicher am einfachsten über das Non Member-Ranking reinzukommen. Aber davor wäre es einmal wichtig, in die Top 50 der Welt zu kommen um bei Majors und WGCs dabei zu sein. Daher muss ich das Schritt für Schritt nehmen und nicht drei Schritte voraus sein.“

Also was sind dann die nächsten Schritte in der „Step-by-Step-Logik“ des 25-jährigen Steirers?

Schwab: „Mein Hauptaugenmerk bleibt die European Tour und hoffentlich die ersten Majors. British Open ist ja schon fix und bei den anderen muss man noch schauen, wie sich das ausgeht. Aber ehrlich gesagt, über ein Jahresziel 2020 habe ich mir nach der Turnierpause und dann der Grippe noch keine Gedanken gemacht.“

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