Bernd Wiesberger

In neuen Sphären

BMW PGA CHAMPIONSHIP – FINAL: Bernd Wiesberger hat zwar zwischenzeitlich am Finaltag im Wentworth GC etwas härter zu kämpfen als an den Tagen zuvor, bringt am Ende jedoch eine 72 (Par) zum Recording, was für die Ryder Cup Qualifikation schlussendlich reicht. Damit wird der Südburgenländer in zwei Wochen in Whistling Straits als erster Österreicher überhaupt das europäische Team beim Kontinentalvergleich mit den USA verstärken und rotweißrot als 13. Land in Europa seinen Beitrag leisten dürfen.

Matthias Schwab packt am Sonntag mit einer 67 (-5) noch seine beste Runde der Woche aus und verabschiedet sich in Richtung PGA Tour mit einem sehenswerten 12. Platz.

Es ist vollbracht! Was viele vor einem Monat noch als utopisch bezeichneten ist am 12. September 2021 tatsächlich Realität, denn Bernd Wiesberger qualifiziert sich als erster Österreicher überhaupt für den Ryder Cup, womit er auch sozusagen auf den letzten Drücker eines seiner größten Saisonziele noch erreicht. „Ich glaube, ich muss es nicht erwähnen, dass es für mich ein lebenslanges Ziel war Teil von Europas Ryder Cup-Team zu werden und ich bin sehr stolz darauf, genau das erreicht zu haben,“ macht Wiesberger klar, wieviel ihm der Erfolg bedeutet.

Was in den letzten drei Wochen der Qualifikation vor allem ins Auge sprang ist eine neue Körpersprache und Mentalität, denn von kleinen Rückschlägen ließ er sich nie aus dem Konzept bringen und betonte auch in Interviews immer wieder vor allem die positiven Aspekte und wie sehr er sein Spiel derzeit genießt.

Dieser „neue“ Bernd wirkt auch mental deutlich weiter und mit wirklich teils absolutem Weltklassespiel von Tee bis Grün rutscht der Oberwarter nicht nur so eben noch ins Team, sondern erspielt sich seinen Platz in Padraig Harringtons Abordnung absolut zurecht. Zwar profitiert er am Ende auch von wenigen Punkten der Konkurrenz – Matthew Fitzpatrick (ENG) etwa stößt ihm die Türe mit einem Schneemann auf der 17 richtig weit auf und auch Shane Lowry (IRL) lässt aus – Bernd zeigt am Finaltag aber nur bedingt Nerven, lässt sich auch von frühen Schwierigkeiten nicht aus der Ruhe bringen und durschreitet die offene Türe schließlich souverän mit einer 72 (Par) und Platz 20.

Birdiestart an der 1

Gleich der Start passt am Sonntag absolut perfekt, denn nach drei Bogeys von Donnerstag bis Samstag nimmt er diesmal nach starkem Putt sogar das anfängliche Birdie mit. Erstmals biegt ein Abschlag dann auf der 3 zu weit nach links ab, was Bernd in Folge nur einen besseren Querpass zurück aufs Fairway ermöglicht. Nach starkem Wedge und noch besserem Putt kratzt er aber noch das Par. Die traumwandlerische Sicherheit der ersten Tage ist jedoch etwas dahin, denn auch auf der 4, dem einzigen Par 5 der ersten Neun, hat er im langen Spiel einige Schwierigkeiten, bringt zwar den Ball schließlich aus dem Grünbunker gut zur Fahne, kann den Parputt aus einem guten halben Meter aber nicht versenken und rutscht so wieder auf Even Par zurück.

Auch danach läuft es gänzlich konträr zu den ersten Tagen, denn auf der 7 tritt er sich recht kurz danach gleich den nächsten Fehler ein, was gleich doppelt bitter für den Oberwarter ins Gewicht fällt, da Matthew Fitzpatrick mittlerweile mit seinem bereits fünften Birdie des Tages klar an Bernd vorbeigezogen ist. Vergeblich läuft er auf den nächsten Bahnen dem scoretechnischen Ausgleich hinterher, profitiert aber von schweren Problemen von Fitzpatrick auf der 17, denn der Engländer marschiert nur mit einem Schneemann auf sein 72. Loch und ebnet so für Bernd vorerst wieder den Weg in Richtung Ryder Cup.

Sicher ohne zu glänzen

Ohne Probleme kann er nach starkem Abschlag am Par 5 der 12 das Grün attackieren und gleicht mit sicherem Zweiputt sein Score wieder aus, womit er nach derzeitigem Stand der Dinge auch wieder souverän im europäischen Ryder Cup Team wäre. Das Erfolgserlebnis schärft auch sichtlich wieder das Spiel des 35-jährigen, denn auch auf der 13 stopft er den fälligen Birdieputt und dreht damit auch sein Tagesscore wieder in den roten Bereich.

Ausgerechnet auf den letzten beiden abschließenden Par 5 Löchern droht er es aber noch einmal spannend zu machen, nachdem er einen Wadenbeißer auf der 17 aus einem Meter nicht im Loch unterbringt und so auch das Minus als Vorzeichen wieder aus der Hand geben muss. Auf der 18 wählt er die konservative Strategie, nimmt so am Ende aber ein sicheres Par mit und hat mit der 72 (Par) und als 20. schließlich die erstmalige Ryder Cup Qualifikation sicher in der Tasche.

„Ich habe heute nie nachgelassen und musste vor jedem Schlag tiefe Atemzüge holen. So ist es halt, wenn man für das Ryder Cup Team spielen möchte,“ schildet Bernd wie hart er sich am Finaltag durchkämpfen musste.

Am Ende wirkt die Qualifikation zwar durchaus souverän, dass er jedoch auch von einer schwächelnden Konkurrenz profitierte, soll nicht unerwähnt bleiben, denn ohne den Schneemann von Fitzpatrick, wäre es wohl deutlich enger geworden. Auch Shane Lowry  bleibt am Finaltag einiges schuldig und kann Bernd zu keiner Zeit wirklich gefährden. So kommt es dass ein 2. Platz in der Schweiz, ein 46. in Italien und ein 20. in Wentworth reichen um Österreich als 13. europäische Nation auf die Ryder Cup Landkarte zu bringen, da keiner der 14 Konkurrenten um den letzten verbleibenden Platz im Qualifikationsfinish nennenswert punkten konnte.

„Der heutige Tag war sicherlich nicht leicht und das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend, aber es hat für die Qualifikation gereicht und das ist der wesentliche Punkt. Die letzten drei Wochen haben einiges an Substanz gekostet und ich werde mich in den nächsten Tagen mit den logistischen Vorbereitungen für den Ryder Cup beschäftigen,“ meint er am Weg zum Flughafen vor dem Heimflug. „Direkt nach der Runde gab es ein Meeting mit dem Captain und den Vice-Captains und jetzt liegt der Fokus erst auf der Regeneration von den anstrengenden Wochen. Ich bin froh, dass die Qualifikationsphase nun beendet ist und muss diesen Erfolg erst realisieren.“

Starke Woche

Im Windschatten von Bernd Wiesberger spielt mit Matthias Schwab auch der zweite heimische Professional beim Rolex Series Event in Surrey groß auf. Nach drei 69er (-3) Runden liegt der 26-jährige vor der Finalrunde nur knapp hinter den Top 10 und hätte mit einer richtig starken Finalrunde wohl ebenfalls noch alle Möglichkeiten. Nachdem es sich die Annäherung auf der schwierigen 1 jedoch knapp hinter dem Grün bequem macht und der Chip danach zu viel Fahrt aufnimmt, muss er gleich auf der Anfangsbahn jedoch ein Bogey einstecken.

Die Probleme reißen in der frühen Phase auch danach nicht ab, denn mit dem nächsten Schlagverlust am darauffolgenden Par 3, verliert er nicht nur nach zwei gespielten Bahnen die Top 10 bereits aus den Augen, sondern büßt auch etliche Ränge ein. Bereits auf der diffizilen 3 kann er jedoch den ersten Birdiekonter setzen und da er im Anschluss auch vom einzigen Par 5 der Frontnine das Birdie entführt, steht sein Score in Windeseile wieder bei Level Par.

Voll im Rollen

So richtig auf den Geschmack gekommen stopft der Rohrmooser auf der 6 gleich den nächsten Putt zum roten Eintrag und taucht mit Birdie Nummer 3 erstmals am Sonntag auch in den Minusbereich ab. Auch danach gibt er dem Putter keine Zeit abzukühlen und nimmt auf der 8 gleich das nächste Erfolgserlebnis mit, womit er endgültig voll an den Top 10 dran ist. Die bereits vierte Turnierwoche am Stück merkt man dem jungen Steirer auch weiterhin nicht an, denn mit der 12 weiß er auch das nächste Par 5 der Runde gewinnbringend zu nützen und bringt sich so sogar in den erweiterten Kreis der Titelanwärter.

Richtig „on fire“ geht sich nach starkem Abschlag auch am Par 3 der 14 ein Birdie aus, was ihn weiterhin vorne dranbleiben lässt. Ganz souverän spult der PGA Tour Rookie die verbleibenden Bahnen ab und garniert den starken Finaltag mit einem abschließenden Birdie am Par 5 der 18. Mit der 67 (-5) packt Matthias Schwab noch die klar beste Runde seiner Turnierwoche aus, schiebt sich damit als 12. noch an die Top 10 heran und verabschiedet sich so sehr positiv in die wohlverdiente kurze Turnierpause. In der Woche nach dem Ryder Cup wird der Schladming-Pro dann zum ersten Mal in dieser Saison auf der PGA Tour abschlagen und um FedEx-Cup Punkte kämpfen.

„Das Ergebnis in diesem Top-Turnier ist für mich okay, Verbesserungspotenzial ist aber noch da. Ich freue mich, dass ich vor einigen Ryder Cup Spielern platziert bin, das zeigt mir, dass ich am richtigen Weg bin. Heute mit Tommy Fleetwood zu spielen war richtig geil. Wir hatten viele Fans beim Flight, was sehr motivierend war. Ich freue mich jetzt schon ganz besonders auf mein nächstes Turnier, denn es wird das erste in den USA auf der PGA Tour sein“, so Matthias Schwab nach dem 8 Millionen Event.

Billy Horschel (USA) sichert sich mit einer 65er (-7) Finalrunde und bei gesamt 19 unter Par mit einem Schlag Vorsprung auf Laurie Canter (ENG), Jamie Donaldson (WAL) und Kiradech Aphibarnrat (THA) den Sieg und macht damit eindrucksvoll klar, dass er durchaus eine Bereicherung für das US-amerikanische Ryder Cup Team gewesen wäre.

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