Golf in der Literatur: Vom Versager zum Superstar

Der Sport hat längst auch in die Literatur Einzug gehalten. Was für Nichtgolfer auf den ersten Blick als wenig spannend erscheint, erweist sich doch bei genauerer Betrachtung als hochgradig interessant. Die folgenden beiden Autoren haben längst unter Beweis gestellt, dass Golf auch in Unterhaltungsromanen ein interessantes Thema sein kann.

Da wäre zunächst einmal der britische Autor John Niven. Der Schotte arbeitete ursprünglich in der Musikindustrie und wurde dadurch bekannt, dass er als A&R Manager die damals noch völlig unbekannte Band Coldplay ablehnte. Das wären lediglich „Radiohead für Trottel“ stellte der Manager fest und weigerte sich der Band einen Vertrag zu geben. Einige Jahre später verließ er die Industrie und begann zu schreiben. Sein zweites Buch „Kill your friends“ entwickelte sich 2008 zu einem Weltbestseller. Doch anstatt sich weiterhin der Musikszene zu widmen, wechselte der Autor im Nachfolgeroman das Genre. Er setzte dem Golf und seinen Spielern ein literarisches Denkmal. „Coma“ entpuppte sich als völlig überdrehte Satire, die einen liebevollen Blick auf die Welt der Golfer wirft.

John Niven kennt keine literarischen Grenzen

Held der Geschichte ist der Gabelstapler Verkäufer Gary Irvine. Er lebt mit seiner Frau in Schottland. Doch von einer Idylle ist sein Leben weit entfernt. Seine Frau möchte nichts als weg von ihm. Alles, was ihm noch geblieben ist, ist eine Begeisterung für das Golf-Spielen. Doch leider ist Gary bei weitem kein so guter Spieler, wie er sich vielleicht wünschen würde. Ganz im Gegenteil, seine Spielweise ist katastrophal, er trifft kaum einen Ball. Von einer Platzreife, die ein gewisses Maß an Können erfordert, ist er weit entfernt. Trotzdem träumt er davon eines Tages groß aufzutrumpfen.

Kein Wunder also, dass Gary der Prügelknabe im örtlichen Golfklub ist. Doch als ihn eines Tages ein Ball am Kopf trifft, steht sein Leben Kopf. Plötzlich ist sein Leben in Full Swing. Dieser Begriff bezeichnet eine Situation im Golf, bei der alles ideal läuft. Genau das tut es plötzlich für den scheinbar ewigen Versager. Gary spielt plötzlich Golf wie ein Superstar. Während ihn früher seine Kollegen mieden, um nicht von seiner miserablen Spielweise angesteckt zu werden, suchen sie nun seinen Rat und seine Nähe. Doch der Preis für den Erfolg am Golfplatz und in seinem Privatleben ist hoch.

Denn der neue Star stellt schnell fest, dass seine überragenden Fähigkeiten auch unangenehme Nebenwirkungen haben. Gelingt es ihm zunächst noch diese vor der Öffentlichkeit zu verbergen, bringen ihn seine neuen Angewohnheiten bald in größte Schwierigkeiten. Neben all dem Klamauk, den die Ausgangssituation mit sich bringt, überzeugt „Coma“ gleichzeitig auch als kritischer Blick auf eine leistungsorientierte Gesellschaft, die keine Fehler verzeiht.

James Ellroy widmet sich der dunklen Seite

Aus einer ganz anderen Ecke kommt da schon der Thriller-Autor James Ellroy. Die Lebensgeschichte des Amerikaners ist so unglaublich, dass sie nur das Leben selbst geschrieben haben kann. Gebeutelt von Schicksalsschlägen und persönlichen Tragödien, gelangte er schon früh auf die schiefe Bahn. Exzesse, Krankheiten und die Suche nach der Wahrheit prägten eine unglaubliche Biografie. Den Ausweg daraus zeigte ihm ausgerechnet der Golfplatz.

Dort verdiente er sich als Caddy sein erstes Geld, während er in der Nacht an seinen Geschichten feilte. Die Welt der Golfer faszinierte den jungen Autor, der fortan den Spielern und ihre Eigenheiten in seinen Geschichten Raum gab. Zahlreiche Romane widmen sich dem Sport und seiner Faszination. Viele Jahre hindurch kämpfte sich Ellroy von Buch zu Buch und das ohne großen Erfolg. Mit der Aufarbeitung einer berühmten Geschichte aus Hollywood gelangte er erstmals zu Ruhm. „Die Schwarz Dahlie“ machte ihn bekannt, „L. A. Confidential“ wenig später zum Literatur-Star.

Jede Tat hat ihren Preis

Sein lakonischer Schreibstil und seine einzigartige Einbettung der 1940er und 1950er Jahre machen sein Werk einzigartig. Seine Liebe zum Golf schimmert immer wieder durch. Zahlreiche Schauplätze seiner Romane spielen auf Golfplätzen. James Ellroy ist dafür bekannt seine literarische Welt ausschließlich in Grautönen zu schildern. Bei ihm gibt es weder Schwarz noch Weiß. In seiner Welt sind alle Protagonisten auf irgendeine Art und Weise böse und bezahlen dafür ihren Preis.

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Das ist sicherlich seiner Biografie geschuldete, die von Schuld und Sühne geprägt ist. Zahlreiche Verfilmungen haben James Ellroy zu einer Ikone der amerikanischen Kriminalliteratur werden lassen. Golf ist dabei ein immer wiederkehrendes Thema und dient seinen Figuren als Erdung in einer finsteren Welt.

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