Stumpfe Waffen

US MASTERS – FINAL: Bernd Wiesberger kämpft die gesamte Woche über im Augusta National GC mit ungewöhnlich stumpfen Waffen, was am Ende, bei für ihn eigentlich wie geschaffenen Verhältnissen, nicht mehr als einen enttäuschenden 58. Rang zulässt. Dustin Johnson (USA) packt in dieser Woche eine Machtdemonstration aus und sichert sich unangefochten mit gleich fünf Schlägen Vorsprung das Green Jacket.

Man merkte Bernd Wiesberger in den letzten Wochen durchaus an, dass die Vorfreude aufs Masters – immerhin sein bestes der vier Majorturniere – schon buchstäblich zum Greifen war. So postete der Oberwarter etwa auf Social Media die Einfahrt in die Magnolia Lane und meinte wörtlich dazu „Lovely to be back“. Aufgrund der Corona-Lage in den November verschoben präsentierte sich Augusta dann auch wie erwartet weicher, was gerade Bernd eigentlich perfekt zu Gute kommen würde, profitiert er doch vor allem von seinem Eisenspiel, dass er in dieser Woche perfekt hätte zur Geltung kommen lassen können.

Doch das Turnier entwickelt sich für den siebenfachen European Tour Champion alles andere als erfreulich, auf eine weitere Wortspende auf Facebook warten die Fans die gesamte Woche über vergeblich. Gleich zu Beginn am Donnerstag hat er mit zahlreichen Ungenauigkeiten vom Tee und auch bei den Annäherungen zu kämpfen, nur durch richtig gutes Kurzspiel erarbeitet er sich am Ende noch eine 71 (-1) die immerhin für einen gelungenen Start sorgt. Schon die zweite Runde allerdings hat es dann in sich. Immer wieder streut er richtig wild, die anvisierten Linien finden die Bälle nur selten. Dass es im Schwung nicht wirklich passt ist augenscheinlich und dass dieser Umstand nicht spurlos an Bernd vorübergeht, merkt man auch an der Körpersprache deutlich.

Am Ende reicht die 72 (Par) aber um schlussendlich doch sicher ins Wochenende einzuziehen. Mit dem geschafften Cut und noch „nur“ acht Schlägen Rückstand auf die Spitze scheint durchwegs noch etwas möglich zu sein, doch die Probleme werden am Moving Day noch deutlich sichtbarer. Immer wieder kämpft er mit dem Timing im Schwung, bringt sich so immer wieder in die Bredouille und steht am Ende nur mit der 78 (+6) und seiner zweitschlechtesten Masters Runde der Karriere wieder im Clubhaus. Sogar die rote Laterne muss er sich vor dem Finaltag mit Brandt Snedeker (USA) teilen.

Sofort wieder Troubles

Die finale Umrundung beginnt gleich exakt nach dem gleichen Muster der letzten Tage. Zwar findet der Abschlag sein Ziel, aus guter Lage biegt die Annäherung aber deutlich rechts weg und Bernd startet so gleich mit einem anfänglichen Bogey in den Sonntag. In dieser Tonart geht es auch im Amen Corner sofort weiter. Diesmal bleibt gleich der Abschlag rechts und zwingt den Burgenländer in Folge zur Vorlage. Bogey Nummer 2 ist somit nicht mehr zu verhindern und er hält damit zu dieser Zeit auch alleinig die rote Laterne in Händen.

Die Probleme werden in der frühen Phase der letzten Runden nun schon richtiggehend inflationär, wie ein Wasserball am berühmten Par 3 der 12 zeigt. Mit Bogey-Bogey-Bogey hätten die ersten Löcher kaum schlechter verlaufen können. Endlich geht sich dann auf der 13 das erste Par aus, wenngleich er am Par 5 wohl eigentlich das Birdie anvisiert hätte. Dieses gelingt dann aber eine Bahn später nachdem aus gut drei Metern endlich der erste Putt zum roten Eintrag fällt. Fast sarkastisch ballt er nach dem ersten Erfolgserlebnis an einem bis dato komplett vermurksten Sonntag auch die Faust.

Auf der 15 verpasst er mit einem Dreiputt vom Vorgrün noch das nächste Birdie, holt dieses aber am Par 3 der 16 prompt mit einem gelochten Dreimeterputt nach und hobelt so einen weiteren aufgerissenen Schlag der ersten Löcher wieder weg. Am Par 5 der 2 legt er sich dann mit einem gelungenen Chip die Ausgleichschance auf und verwertet diesmal trocken aus einem Meter, womit er endgültig sein Tagesscore wieder auf den Ausgangspunkt zurückdreht und sich so auch etwas Luft im Hinblick auf den letzten Rang verschafft.

Wieder zurück

Nachdem der Abschlag auf der 4 allerdings im linken Grünbunker verschwindet und er danach aus einem guten Meter das Par nicht mehr kratzen kann, rutscht er prompt wieder in den Plusbereich zurück. Das zarte Pflänzchen, dass nach dem scoretechnischen Ausgleich gerade wieder anfing zu wachsen, vertrocknet so geradewegs auf der Stelle wieder, denn sofort tritt er sich auch auf der 5 ein Bogey ein, was die wackelige Performance richtiggehend unterstreicht. Dass es auch anders geht macht er gleich danach auf der 7 klar, wie ein gelochter Birdieputt von knapp außerhalb des Grüns zeigt.

Der erneute Ausgleich soll sich aber nicht mehr ausgehen, weshalb er sich schlussendlich mit der 73 (+1) und dem 58. Platz anfreunden muss. Damit kann er zwar noch die rote Laterne abwenden, bei einer zum allergrößten Teil richtig verkorksten Woche in Augusta stellt dies aber wohl einen der ganz wenigen positiven Aspekte dar.

Schlechtestes Masters

Bernd stand zwar beim fünften Masters Start auch zum eben so vielten Mal im Wochenende, was eine mehr als nur beachtliche Leistung darstellt. Das Masters 2020 ist aber mit dem 58. Rang das bislang schlechteste seiner Karriere. Vor allem die Probleme im Spiel, die ihn selbst sichtlich einige Male ratlos zurückließen, lassen durchaus etwas Grund zur Sorge entstehen. Nicht nur, dass er bei „seinen“ Verhältnissen in Augusta eine riesige Chance auf richtig fette Weltranglistenpunkte ausgelassen hat, der erspielte Puffer der drei Siege vom Vorjahr schmilzt in der Weltrangliste nun unaufhaltsam dahin.

Desweiteren gehen Bernd auch die Möglichkeiten auf dicke Punkte aus, denn nur noch nächste Woche bei den RSM Classic und im Dezember in Dubai hat er die Gelegenheit ordentlich abzusahnen. Um die Chance in St. Simon Island kommende Woche jedoch wahren zu können, wird er in der kurzen Zeit wohl fast magisches bewirken müssen, denn mit ähnlicher Performance wie beim Masters dürfte wohl am Freitag bereits Endstation sein. Sollte er heuer bei den letzten beiden großen Turnieren nicht mehr groß anschreiben können, drohen auch die Top 50 der Welt bald wieder der Vergangenheit anzugehören.

DJ im Green Jacket

Dustin Johnson macht seiner Weltranglistenposition alle Ehre, denn die Nummer 1 der Welt ist auch in Augusta die Nummer 1 – und das trotz seiner erst kürzlich überstandenen Corona-Infektion nahezu konkurrenzlos. Mit einer 68er (-4) Finalrunde und bei gesamt 20 unter Par stellt der großgewachsene US-Amerikaner sogar einen neuen Masters-Rekord auf und sichert sich unangefochten mit satten fünf Schlägen Vorsprung den Titel und darf sich so von Tiger Woods ins Green Jacket helfen lassen. Nach seinem Sieg bei den US Open 2016 ist der Masters Titel nun sein zweiter Majorerfolg und sein bereits 24. PGA Tour Sieg der Karriere.

Für ein Highlight der anderen Art sorgt am Sonntag Titelverteidiger Tiger Woods (USA). Der Fanliebling wassert auf der 12 – dem berühmten Par 3 über Rae’s Creek – gleich drei Bälle und muss zähneknirschend auf der Scorecard die 10 vermerken. Das Masters verlässt er am Ende mit der 76 (+4) und auf Rang 38. Bernhard Langer stellte am Freitag einen neuen Rekord auf, denn mit 63 Jahren ist er nun der älteste Spieler der je in Augusta cuttete. Dass er nach wie vor extrem fit ist zeigt er am Sonntag eindrucksvoll mit einer 71 (-1), die ihm immerhin bei seinem bereits 37. Masters-Start Platz 29 einbringt.

Leaderboard US Masters

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