Major Putt-Desaster

US OPEN 2020 – FINAL: Winged Foot wirft Bernd Wiesberger am Weekend mit 33 und 37 Putts komplett ab und lässt erneut kein Topergebnis bei einem Major zu.

Wenn Tiger Woods in Erinnerungen kramt und von Winged Foot als dem schwersten Major-Test sprach, dann wird das Bernd Wiesberger nach seinem Abenteuer 2020 bei der US Open sofort unterschreiben. Die schwindelerregenden Berg- und Talfahrten auf den Grüns meisterte der 34-jährige Burgenländer nur am Freitag mit Bravour, als er Drittbester des Feldes beim Putten war. Mit härteren und noch schnelleren Grüns am Weekend war Bernd dann mit seinem Latein am Ende: 33 Putts am Samstag und gleich 5 Dreiputts auf den ersten 11 Löchern am Finaltag, am Ende 37 Schläge mit dem 14. Schläger im Bag.

So sollte sich für Bernd Wiesberger zwar am Ende nach der 74 (+4) bei 15 über Par mit Platz 43 sein zweitbestes US Open-Ergebnis beim 6. Start ausgehen, jubeln wird er darüber aber keinesfalls. Der 32. der Weltrangliste wartet nach 23 Majorstarts weiterhin auf ein Top 10-Ergebnis beim Kräftemessen im versammelten Kreis der Weltelite.

„Der ÖGV hat mich gerade angerufen um mir den Amateurstatus zurückzugeben. Nach den letzten Ergebnissen in Valderrama und Winged Foot spiele ich mit Hcp 5,“ hat Wiesberger den Humor nicht verloren und auch die Lacher auf seiner Seite.

Wilder Ritt auf den 18 Grüns

Der Zug zu den Topergebnissen war für Bernd Wiesberger nach den Bogeyserien vom Samstag zwar schon abgefahren, dennoch konnte er mit einem starken Finaltag noch wertvolle Weltranglistenpunkte und vielleicht sogar ein Top 25-Ergebnis einfahren. Die Bedingungen zeigten sich jedoch am megaschweren Kurs von Winged Foot mit Sonntags-Fahnen und erneut viel Wind alles andere als einfach.

Ein sicherer erster Drive und ein ebenso kontrolliertes Eisen ins Grün ließen hoffen, dass das lange Spiel funktionieren würde. Der erste Putt aus 10 Metern rollt Bernd jedoch knapp drei Meter vom Loch davon, das Dreiputt-Bogey ist die Folge.

Stress auch am 2. Loch, als der Drive im Dogleg auf der falschen Seite landet und ihm keinen Winkel ins Grün lässt. Statt des Fades wird die Annährung zum Draw und auch im Kurzspiel kann er sich nicht mehr retten und das bittere Bogey ist gebacken. Ein erstes solides Par am überlangen Par 3 der 3 sollte das Nervenkostüm doch beruhigen.

Die Probleme wollen aber nicht enden: der Drive vom 5. Tee in den Bunker lässt erneut den Bogeyalarm schrillen. Aus dem Sand ist das Grün unerreichbar und aus 50 Metern will dann die Chip-Putt-Übung nicht gelingen, was den nächsten Schlag kostet.

Endlich ein Erfolgserlebnis am drivebaren 6. Loch: aus 270 Metern parkt Wiesberger seinen Ball am Grünrand ein und puttet aus 10 Metern spektakulär zum Eagle ein! Vor den nicht vorhandenen Zuschauermassen reißt er jubelnd die Arme in die Höhe…

Mit dem Greenspeed hat der 34-jährige Oberwarter jedoch weiter seine liebe Not, kann am 8. Grün seinen Ball aus 18 Metern nicht näher als auf vier Meter zum Loch bringen und kassiert das nächste Dreiputt-Bogey. Die perfekte Vorarbeit im langen Spiel kann der einzige Österreicher im Finale an der 9 auch nicht nützen, nachdem er aus über 20 Metern den bereits dritten Driller produziert, diesmal jedoch zum Par, was auch nicht mehr Spaß macht. Auf den ersten 9 Löchern genehmigte er sich damit satte 20 Putts!

Bald reichen die Finger einer Hand nicht mehr um die Dreiputts zu zählen: am 10. Grün der nächste Driller, nachdem der Par-Putt aus einem Meter nicht rein will. Nächstes Grün und wieder Stress für den Putter um aus zwei Meter zum Par zu lochen: erneut schiebt er den Ball vorbei – Bogey!

Die verrückte Putt-Runde findet auch am Par 5 der 12 seine Fortsetzung, diesmal schlägt das Pendel nach der anderen Seite aus: gelungener Birdie-Putt aus 8 Metern. Das nächste Bogey ist jedoch nicht weit: nach verzogener Annäherung ins 14. Grün lässt Wiesberger seinen ersten Chip auf die kurze Fahne im Rough verhungern und gibt so den nächsten Schlag ab. Das Bogey an der überlangen 17 hat Bernd bereits nach dem Drive in den Grünbunker picken, von wo es nur vorlegen und Chip-Zweiputt als Lösung gibt.

Sein insgesamt 8. und zugleich letztes Birdie der gesamten US Open hebt sich Wiesberger für das Schlussloch auf, nachdem er aus 5 Metern genau zielt und seinen 37. Putt des Sonntags zur 74 (+4) versenkt. Mit einem Endergebnis von 16 über Par geht sich nur Platz 43 aus, dennoch sein zweitbestes US Open-Resultat der Karriere. „Winged Foot war toll, denke ich. Nur die Kombination aus starken Grüns und zu ondulierten Grüns machten die Angelegenheit etwas verrückt,“ resümmiert Wiesberger auf Twitter.

Bryson DeChambeau kalkuliert richtig

Professor Bryson DeChambeau, der beim Golf alles bis ins kleinste Detail kalkuliert und nichts dem Zufall überlässt, wird bei der US Open für seinen eigenen Weg belohnt. Im Duell mit einem weiteren US-Aufsteiger, Matthew Wolff, erweist sich DeChambeau als der Reifere. Nachdem beide das Par 5 der 9 mit Eagle spielen, setzen sie sich vom Rest des Feldes ab und eröffnen für die letzten 9 eine Match Play-Situation.

Wolff will sein Glück jedoch erzwingen und fasst einen unmöglichen Stand im Bunker an der 10 aus, was ihn das Bogey kostet. DeChambeau nutzt dagegen eiskalt seine Chancen wie an der 11 zum Birdie und zieht Schlag um Schlag davon. Mit der 67 (-3) bleibt der Kalifornier als einziger am Sonntag unter Par und erreicht bei 6 unter Par auch als einziger ein Endergebnis in den roten Zahlen. Mit Respektsabstand von 6 Schlägen erreicht Wolff Platz 2, vor dem Südafrikaner Louis Oosthuizen.

Endergebnis US OPEN

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