Blasses Saisonfinale

WORLD TOUR CHAMPIONSHIP – FINAL: Bernd Wiesberger kommt die gesamte Turnierwoche über am Earth Course nicht wirklich ins Rollen und legt mit einer 70er Schlussrunde ein durchwegs blasses Saisonfinale hin. Als 40. der Weltrangliste hat er zwar vorerst alle großen Events nach wie vor abgesichert, kommende Saison wird jedoch wohl deutlich erfolgreicher verlaufen müssen um auf längere Sicht gesehen im Konzert der Großen weiterhin mitspielen zu dürfen.

Dreht man das Rad der Zeit um ein Jahr zurück, so sieht man Österreichs Golfcommunity wohl geballt vor den TV-Schirmen und Leaderboards sitzen, die Daumen dabei fest gedrückt. Der Grund ist klar: Bernd Wiesberger hatte als erster Österreicher überhaupt die Chance das Race to Dubai zu gewinnen. Zwar schnappte ihm Jon Rahm (ESP) sowohl den Dubai Titel als auch die Jahreswertung noch weg – der Spanier sitzt heuer lieber im gemachten Nest in Arizona bei schwangerer Freundin als in Dubai beim 8 Millionen Event die Titelverteidung zu bestreiten – Rang 3 prolongierte am Saisonende 2019 aber ein fantastisches Jahr des Burgenländers.

Ein Jahr später stellt sich die Sachlage gänzlich anders dar, denn in Coronazeiten läuft nichts wirklich wie geplant. Bernd nimmt zwar als 54. der Jahreswertung auch heuer beim Saisonfinale teil, die Chance auf den großen Wurf ist aber von vornherein nicht gegeben und nach einem mehr als nur zähen Auftakt in Form von 76 (+4) Schlägen nimmt er sich gleich selbst am Donnerstag die Luft aus dem Turnier. Zwar steigert er sich in Folge zur 71 (-1) und danach zur 69 (-3), mehr als ein Platz im Mittelfeld ist damit nach drei Runden aber nicht drin.

Somit geht es am Finaltag eigentlich nur noch darum sich positiv von der Saison zu verabschieden und mit einer starken Schlussrunde sich noch das Weihnachtsgeld etwas aufzufetten. Der Start gelingt auch mit anfänglichen Pars fehlerlos, zum bereits vierten Mal verpasst er jedoch am Par 5 der 2 das erhoffte Birdie und da sich dann am ersten Par 3 sogar nur das Bogey ausgeht, beginnt der Finaltag für den 35-jährigen alles andere als erhofft. Die zweite kurze Bahn der Frontnine hält dann aber auch das erste Birdie für ihn bereit, womit er sein Score recht rasch wieder auf Anfang zurückdrehen kann.

Lange Zeit reiht er in Folge Pars aneinander und kommt so am Leaderboard nicht vom Fleck. Erst das Par 5 der 14, das er erstmals in dieser Woche zu einem Birdie überreden kann, beschert ihm dann den Sprung in die roten Zahlen. Zum Abschluss des Turniers und der Saison geht sich dann auch am Par 5 der 18 noch ein Birdie aus, womit er schließlich die finale 70 (-2) zu Papier bringt. Bei weiterhin durchwegs guten Scores kann er damit aber als 36. gerade mal in etwa seine Platzierung halten.

„Es war schön ein Bogey-Jahr mit einem Birdie am Schlussloch zu beenden. Vielen Dank auf diesem Weg an alle Verantwortlichen der European Tour, dass sie uns in so einem Jahr das Golfspielen ermöglicht haben. Vielen Dank auch an alle meine Gans, die uns gefolgt sind, während wir die kleine weiße Kugel durch die Gegend gejagt haben. Ich hoffe, dass wir bald alle wieder Fans auch auf dem Platz begrüßen dürfen. Ich kann 2021 eigentlich kaum mehr erwarten. Bleibt alle gesund“, richtet Bernd nach dem Turnier eine Botschaft ganz besonders an seine Fans.

Nie ins Rollen gekommen

Die gesamte Saison über kam Bernd 2020 nicht wirklich ins Laufen, mit Sicherheit auch, weil die Corona-Zwangspause just in den zeitlichen Bereich fiel in dem der siebenfache European Tour Champion normalerweise so richtig ins Rollen kommt. Nach langer Stehzeit ohne Rhythmus musste er bei der Fortsetzung der Tour sich erst wieder das nötige Gefühl erarbeiten, hatte sichtlich aber über längere Zeit mit Schwierigkeiten und Ungenauigkeiten zu kämpfen, die starke Platzierungen und somit wichtige Punkte im Race to Dubai und der Weltrangliste verhinderten.

Erst im Spätherbst schien Bernd wieder zu alter Stärke aufzulaufen, was immerhin den US-Fluch der ausbleibenden Top 10 Ergebnisse in Georgia durchbrach. Beim nächsten Turnierstart ging sich dann auch am Fire Course in den Jumeirah Golf Estates ein 8. Platz aus. Dass ihm der Earth Course jedoch einfach nicht liegt, machte sich beim Saisonfinale dann vor allem am ersten Tag schmerzlich bemerkbar, denn nach der 76 (+4) war eigentlich fast schon nach nur 18 Löchern klar, dass es zum Saisonfinale kein weiteres Spitzenresultat mehr geben wird.

2021 neu durchstarten

Mit lediglich vier Top 10 Resultaten auf allen Touren, wobei Rang 4 in Georgia bei den RSM Classic aller Ehren wert war, ein 5. Platz bei den UK Championship als bestes European Tour Resultat hingegen nicht seinen eigenen Ansprüchen genügen kann, nimmt die Saison 2020 sicherlich bei Bernd selbst keinen wirklich geschichtsträchtigen Platz ein. Über die Weihnachtszeit heißt es nun neben Regeneration auch den Fokus neu zu schärfen, denn nach der Saison 2020 ist vor der Saison 2021.

Aller Voraussicht nach wird Corona in den Turnierkalendern keine allzu große Bedeutung mehr einnehmen, wenngleich abzuwarten bleibt wie die European Tour Saison tatsächlich aussehen wird. Mit noch laufender Ryder Cup Qualifikation würden sich Spitzenresultate in einem weiteren Punkt aber erfreulich zu Buche schlagen und auch um weiterhin bei allen Top-Events an den Start gehen zu können wird der Burgenländer liefern müssen, denn nach dem eher schaumgebremsten Jahr rutschte er bereits bis auf Rang 40 in der Weltrangliste ab. Langsam aber sicher fällt auch die Super-Saison 2019 der Abwertung zum Opfer, weshalb es mit ausbleibenden Resultaten sehr rasch, sehr weit zurückgehen könnte.

Der 3. Streich

In einer unglaublich spannenden Titelentscheidung haben bis zum Schlussloch mit Lee Westwood, Matthew Fitzpatrick (beide ENG) und Patrick Reed (USA) gleich drei Spieler die Chance auf den Gesamtsieg. Bis zur 16 sieht alles danach aus, als könne sich Matt Fitzpatrick beide Trophäen daheim auf den Kamin stellen, doch Laurie Canter (ENG) schmeißt am Par 3 der 17 die Nerven weg und verabschiedet sich mit einem Doppelbogey noch vom geteilten 2. Rang, was Lee Westwood somit nach der 68 (-4) als alleinigen 2. die nötigen Punkte für den Gesamtsieg einbringen würde.

Patrick Reed agiert den gesamten Tag über etwas zu fehleranfällig und wird mit einer 70 (-2) nur 3., womit er am Ende um den Tick zu wenige Punkte hamstert um dem routinierten Engländer noch gefährlich werden zu können. Fitzpatrick feiert schließlich zwar mit einer 68 (-4) den Sieg am Earth Course, muss durch Canters Faux-pas auf der 17 aber Westwood zum Sieg der Jahreswertung gratulieren. Für den mittlerweile bereits 47-jährigen ist es somit der schon dritte Gesamtsieg seiner so schillernden Karriere.

Leaderboard World Tour Championship

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