European Tour arg gebeutelt

European Tour-Boss Pelley zeichnet gegenüber seinen Spielern ein düsteres Bild über die Zukunft der Tour nach Covid-19 – die bis in den September verschoben sein könnte.

Anders als auf der PGA Tour, wo es teils so wirkt als könne man es gar nicht erwarten endlich wieder wettkampfmäßig Golf zu spielen, steht die European Tour sichtbar auf der Bremse. Warum das so ist, lässt ein dem britischen Telegraph zugespieltes internes Memo erahnen, worin alle Alarmglocken im Hinblick einer Fortsetzung der höchsten europäischen Spielklasse schrillen.

Laut einem exklusiven Bericht von James Corrigan im The Telegraph hat European Tour CEO Keith Pelley in einem internen Memo an die Tourmitglieder darauf hingewiesen, dass sich für die Tour bei einer Wiederaufnahme zahlreiche Änderungen ergeben könnten. Die wichtigsten und einschneidensten Aspekte dabei: drastisch reduziertes Preisgeld, eine verkleinerte und vereinfachte Turnierinfrastruktur und ein verkürzter Zeitplan, der, laut Pelley, „auch mehrere Turniere in ein und der selben Woche umfassen könnte“.

Wörtlich meint Pelley im Memo: „Unsere Tour hat in den letzten Jahren im Bezug auf Preisgelder, Möglichkeiten und Gesamtstandard eine bedeutende Wachstumsphase erlebt. Die Auswirkungen des Coronavirus haben diese rasante Dynamik jedoch gestoppt und es wird in der Tat erforderlich sein, dass wir viele Elemente neu bewerten. Sie sollten somit darauf vorbereitet sein, dass der Zeitplan und die Infrastruktur von Turnieren bei einer Wiederaufnahme radikal anders aussehen könnte, als Sie es bisher gewohnt sind.“

„Viele Dinge an die man sich bereits gewöhnt hat, wie etwa die erstklassigen Lounges der Spieler oder auch die kostenlosen Autoservices werden höchstwahrscheinlich ein deutlich anderes Erscheinungsbild annehmen, sofern sie überhaupt vorhanden sein werden. Auch die Preisgelder werden höchstwahrscheinlich anders aussehen. Die Realität ist, dass die Pandemie einen tiefgreifenden finanziellen Einfluss auf die Tour, sowie auf viele unserer Partner haben wird und zwar sowohl im Sponsoring als auch im TV-Sendebereich.“

Der Golf Channel hat nach diesem internen Memo versucht ein offizielles Statement der European Tour zu bekommen, allerdings verweigerte die Tour hierzu jeglichen Kommentar. Sowohl Keith Pelley als auch weitere wichtige Mitglieder der European Tour haben bereits Gehaltskürzungen vorgenommen. Darüber hinaus wurden etliche Mitarbeiter im Hauptquartier beurlaubt. Insgesamt wurden aufgrund von Covid-19 bereits 14 Events abgesagt oder zumindest verschoben. Diese Zahl wird aller Voraussicht nach wohl sogar noch weiter steigen.

Ein genaues Datum wann die Tour wieder – in welcher Form auch immer – Fahrt aufnehmen soll nennt Pelley in dem Memo nicht, spricht aber von einem hypothetischen Start in der ersten Septemberwoche, was wohl richtiggehend niederschmetternd sowohl für die zahlreichen Fans als auch für die Spieler selbst ist.

Um die verlorene Zeit auf der European Tour irgendwie auszugleichen, sucht die Tour nach innovativen Möglichkeiten um den Mitgliedern ausreichende Spielmöglichkeiten zu bieten. Laut Pelley prüft man derzeit drei Varianten: entweder mehrere Turniere am selben Ort, zwei Turniere in der selben Woche bzw. drei Turniere in zwei Wochen oder auch drei oder vier Turniere hintereinander in Großbritannien mit einer 14-tägigen Quarantänezeit davor. Diese wäre notwendig, damit sich aus dem Ausland angereiste Spieler zuvor selbst isolieren könnten, sollte dies die gesundheitliche Anforderung sein.

Alles in allem zeichnet sich von der European Tour allerdings bei einer genaueren Betrachtung der Dinge kein sehr zuversichtliches Bild, denn das Memo, das eigentlich nie für die Öffentlichkeit bestimmt war, zeigt, wie gebeutelt die Tour wirklich dasteht. Abspringende und selbst ins Trudeln geratene Sponsoren, ausbleibende TV-Gelder und wegfallende Locations treffen die European Tour mit voller Wucht. Wirkte es anfänglich noch so, als wäre der Coronavirus womöglich sogar die Chance sich endgültig neben der PGA Tour als zweite richtig starke Marke etablieren zu können, sind nun alle Szenarien offen – vom Gesundschrumpfen über den Merger mit der US Tour bis hin zum totalen Kollaps.

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