Kategorie: Tigerline

Bernds Mid-LIV-Crisis

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Wenn die Ü35-Golfpros in die sportlichen Krisenjahre kommen, saniert LIV-Golf wenigstens ihre Bankkonten auf das Großzügigste.

Knapp zwei Dutzend namhafte Golf Pros rebellieren gegen ihre Heimat-Tours, die sie groß und zu Millionären gemacht haben. Mit dem Wechsel zur Saudiarabischen LIV-Golfliga riskieren sie ihre sportliche Karriere und den Ausschluss aus dem etablierten Profisport. Bernd Wiesberger hat sich ebenfalls in die Nesseln gesetzt und begründet dies mit „einer ganz neuen Erfahrung“, die der Premieren-Event am 9. Juni in England bieten soll.

Das einzig Neue daran: 25 Millionen Dollar Preisgeld und hohe Antrittsprämien – dazu  einen Kanonenstart samt Teamwertung, und das war es schon mit den neuen Erfahrungen. Seine noch etwas prominenteren Kollegen Lee Westwood und Dustin Johnson, die deutlich mehr Startgeld abcashen (bis zu kolportieren 135 Mio. Dollar für DJ), geben dagegen ehrlich zu, dass sie bei diesen Summen einfach nicht Nein sagen konnten, obwohl das sportliche Format komplett für die Fische ist: ein Turnier mit 54 Löchern, ohne Cut für ein Minifeld von 48 Spielern! So wenig Arbeit verlangen sonst nur Senior-Tours den müden Knochen ihrer Stars ab.

Alles im Leben hat seinen Preis

Warum pfeift ein bislang untadeliger Sportsmann wie Bernd Wiesberger auf seine letzte Qualifikationschance für eine US Open, auf wichtige Weltranglistenpunkte beim Memorial, ignoriert den Absturz im World Ranking – da LIV zu keinem Tour-Ranking und auch nicht zur Weltrangliste zählt? Wieso riskiert er den Ausschluss aus der DP World Tour, dem Ryder Cup, vielleicht auch den Majors? Also all das, was ihm bislang als höchstes Gut galt?

Wer immer bislang zu LIV wechselte, wie Mickelson, DJ oder Westwood, verlor prompt seine wichtigsten Sponsorpartner, da LIV nicht nur von den Tours sondern auch von den wichtigsten TV-Networks boykottiert wird? Dazu der „Shitstorm“ auf Social Media, der Kritik am unmoralischen Sportswashing der Saudis! Sind die Saudi-Millionen all das wirklich wert?

Zücken wir kurz den Rechenstift um diese Fragen zu beantworten. Was haben DJ, Westwood oder Wiesberger in ihren besten Jahren verdient und wie viel Preisgeld wanderte heuer auf ihr Konto? (Zahlen in US Dollar)

SPIELER
Gutes Jahr
2022
Einbusse
Bernd
Wiesberger
4,100.000
400.000
90,24%
Lee
Westwood
3,400.000
450.000
86,76%
Dustin
Johnson
9,400.000
1,680.000
82,13%
Graeme
McDowell
2,600.000
530.000
79,62%
Sergio
Garcia
3,650.000
980.000
73,15%

 

Die sportliche Mid-Life-Crisis der Genannten führte zu finanziellen Einbussen im heurigen Jahr von 70 bis 90 % bisher, auch beim Österreicher durch ausbleibende Erfolge. „Ohne Geld ka Musi“ sollte doch im Umkehrschluss heißen „Ohne Musi ka Geld“ oder? Die in die Jahre gekommenen Sportstars sehen das anders, sie wollen Geld auch ohne Leistung, da die Musi mittlerweile von Justin Thomas, Scottie Scheffler oder Jon Rahm einfach besser gespielt wird.

Das Leben in Saus und Braus hat aber seinen Preis. Der Pros liebstes Spielzeug sind die Privat Jets, daran lässt sich das am besten festmachen. Tiger Woods und Phil Mickelson haben mit ihren Gulfstreams um 50 Millionen Dollar die Latte gelegt, da konnte ein Sergio Garcia mit seiner Hawker 400, die nur 20 Mille kostete, nicht mithalten. Seine „Zitrone“ lieferte unter Kollegen einfach keinen „Wow-Effekt“. Also kaufte auch er eine Gulfstream V um 40 Millionen, obwohl er mit dem Verdienst in den letzten Jahren eher zur billigeren Netjet-Liga zählen würde. Rund 50 Top-Pros wie DeChambeau oder Koepka leasen um den läppischen Betrag zwischen 1 und 2 Millionen jährlich ihren Privatjet samt Crew und allen Kosten, den sie allerdings mit einigen Kollegen im Time-Share teilen müssen. Nicht ganz so cool.

Bernd Wiesberger hatte selbst diese Schallmauer in den Jet-Set noch nicht knacken können. Ab und zu als Passagier mitfliegen ja, sein eigen nennen nein. Mit LIV könnte aber auch der Österreicher in den Jet-Set aufsteigen oder was immer sein teurer Spass ist. Fällt langsam der Groschen?

Für mich, der BW seit vielen Jahren „beschreibt“, ist das eine komplett neue Facette. Ich habe ihn bislang als tadellosen Sportsmann erlebt, der immer die sportliche Karriere in den Mittelpunkt stellte und die wohlverdienten Annehmlichkeiten des Erfolgs nie sichtbar werden ließ. Über Geld spricht man nicht und spielte vor LIV nie eine Rolle. Als etwa in der Krone nach einem Turniersieg die Karikatur mit Bernd als Dagobert Duck im Geldspeicher auftauchte, war die Entrüstung groß. So ist Bernd nicht, da waren sich alle Golfjournalisten einig.

Das komplette Charakterbild gerät nun ins Wanken, wenn sportlich formulierte Ziele plötzlich sehr hohl klingen und Statements über Turnierzusagen absolut unglaubwürdig werden.

Bernd kommt in die Jahre…

Dustin Johnson (37), Kevin Na (38), Graeme McDowell (42), Sergio Garcia (42), Lee Westwood (49) und Bernd Wiesberger (36), alle namhaften LIV-Rebels zählen zur Ü35-Generation, mit nachlassendem Erfolg. Eine US-Studie analysierte passend dazu aus den Daten der letzten 40 Jahren, wann Golfkarrieren altersbedingt einen Knick bekommen. Bis zum 36. Lebensalter blieben bei Topspielern die Ergebnisse über die Jahre ziemlich konstant, erst danach sind Erfolge deutlich seltener, wenn überhaupt noch vorhanden.

Das hat nicht nur physische Gründe, sondern vor allem auch, weil die Ü35-Spieler  meist mehr Zeit für Familie haben möchten, zeitintensiven Hobbies frönen, den Luxus nach den vielen Jahren der Entbehrungen genießen möchten, sich einfach nicht mehr wie seit frühester Jugend schinden wollen. Verständlich, wir alle sind Menschen und keine Maschinen.

Während Running Backs in der NFL bereits im Schnitt mit 27, 28 Jahren mit lädierten Knochen unfreiwillig Abschied vom hochbezahlten Sport nehmen und ihr Erspartes bis zum Lebensende reichen muss, genießen Golfer mit ein wenig Glück die Gnade von 50-jährigen Karrieren. Der statistische Schnitt einer NFL-Karriere beträgt dagegen nur 3,3 Jahre! Der akkumulierte Geldhaufen eines Golfpros würde aber locker für mehrere Generationen reichen, wenn auch nicht auf Jet Set-Level.

Vom LIV-Apfel im Golf-Paradies abzubeißen, könnte jedoch toxisch sein. Die Zeichen deuten ziemlich klar in jene Richtung, dass LIV ein kurzes Intermezzo sein könnte. Greg Norman dürfte auch im zweiten Anlauf scheitern, die PGA Tour auszuhebeln. Die LIV-Rebellen hätten dann auf das falsche Pferd gesetzt und wären auf Gnadenakte von PGA und DP World Tour angewiesen. Mit irreparablen Schäden an der Reputation.

Bernd kann es sich finanziell leisten, LIV abzusagen, aber sportlich eigentlich nicht, zuzusagen. Falls das noch eine Rolle in den Überlegungen spielt.

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

„Schämt Euch, Annika, Gary!“

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Golf in den Weltnachrichten: am Tag nach dem von Donald Trump angestachelten Sturm auf das Kapitol, nehmen Annika Sorenstam und Gary Player die „Medal of Shame“ aus seinen Händen entgegen.

24 Stunden ist es her, dass US-Präsident Donald Trump einen gewaltbereiten Mob zum Sturm auf das Kapitol und zum Aufstand aufwiegelt. Eine Mischung aus Duck Dynasty und Resident Evil-Zombies überrennt mit Eisenstangen, Rohrbomben und Social-Media Livestreams bewaffnet die völlig unvorbereiteten Sicherheitskräfte. 5 Tote gehen auf das Konto des Mobs und ihres Anstachlers: „Ich liebe Euch, ihr seid ganz besondere Leute,“ ruft ihnen der abgewählte US-Präsident nach.

Einsam ist es nun im Weissen Haus geworden, nachdem die letzten Getreuen wie Vizepräsident Mike Pence, selbst US-Senatoren wie Lindsay Graham oder Mitch McConnell ihrem „Dear Leader“ den Rücken kehren und Mitarbeiter reihenweise kündigen. Entsprechend leer ist Trumps Terminkalender am Tag danach – mit nur einem offiziellen Termin: den Golf-Legenden Annika Sorenstam und Gary Player soll die „Medal of Freedom“ verliehen werden, was die Schwedin so kommentiert „Ich fühle mich extrem geehrt, ausgewählt worden zu sein, diesen prestigeträchtigen Award zu erhalten.“

Das Problem dabei: In der Ära von Donald Trump werden nur die besonders nützlichen Freunde ausgezeichnet: sind sie Gangster, werden sie begnadigt, alle anderen erhalten eine Ehrenmedaille – nicht ganz so viel wert, aber auch noch schön!

Während praktisch der gesamte mächtige US-Profisport die Black Lives Matter-Bewegung unterstützt, fallen zu viele Golfstars damit auf, ständig auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen. Wenn Jack Nicklaus und Annika Sorenstam aktiv die Wiederwahl eines autoritären Politfossils unterstützen oder Tiger Woods zumindest mit Trump golft und 2019 ebenso eine „Medal of Freedom“ aus seinen Händen annahm, sorgt das für jene Schlagzeilen, die der Golfsport so überhaupt nicht braucht. Die drei größten Golfer aller Zeiten gemeinsam mit einer Legion weiterer Golfstars sind nicht in der Lage den gesellschaftlichen Wandel weg von den „Good old Days“ hin zu heute ziemlich unisono akzeptierten Wertestandards wie Nachhaltigkeit, Klimawandel oder Gerechtigkeit im Justizsystem zu akzeptieren.

Eher Geldgier als Überzeugung mag vielleicht die Hauptrolle spielen. Damit biedern sich die Golfstars sehr nützlich in ihren Geschäftsinteressen der leider auf US Golfplätzen sehr weit verbreiteten Kultur an. Auf Basis der demographischen Daten der rund 25 Millionen Golfer in Amerika lässt sich in etwa abschätzen, dass rund zwei Drittel davon Trump-Supporter sind – oder zumindest bis vor kurzem waren. Golfstars, die sich entsprechend politisch positionieren, sind attraktiver für mächtige Sponsoren und ihre Produkte und kassieren besser ab.

Profigolfer sollen sich natürlich frei politisch positionieren, wie es ihnen beliebt ohne dafür von Fans und Medien kritisiert zu werden. Aufgrund der öffentlichen Exponiertheit fallen jedoch Äußerungen und Handlungen stärker ins Gewicht und Grenzen des guten Geschmacks sowie der gesunden politischen Kultur werden aufmerksamer beobachtet. Was passiert wenn Annika und Gary nicht selbst die rote Linie sehen, bis zu der eine politische Unterstützung akzeptabel ist, ab wann ein Politiker zu „toxic“ wird und sie damit selbst untragbar werden?

Darin liegt die wahre Tragik, wenn Annika Sorenstam und Gary Player ihr eigenes Denkmal und ihre Legende nachhaltig beschädigen. Ein Golfturnier kann man immer wieder aufs Neue gewinnen oder verlieren, den eigenen guten Ruf jedoch nur einmal!

von Joachim Widl

JETZT TEILEN AUF SOCIAL MEDIA:

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

European Tour gefischt

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Golf-Live war monatelang eingebunden in die Geheimgespräche zum sensationellen Tour-Comeback. So gelang Wittmann, Guzy und Al Khaffaf der große Coup.

2018 verabschiedete sich die European Tour mit dem Shotclock Masters aus Österreich und schenkte uns komplett das Preisgeld, weil ein Erstligaevent aus eigener Kraft hierzulande einfach nicht mehr zu stemmen war. Für lange, lange Zeit schien es vorbei zu sein mit Spitzengolf in der Alpenrepublik.

Am 9. Juli 2020 kehrt die European Tour nach viermonatigem Corona-Shutdown nun ausgerechnet in Österreich mit zwei Turnieren zurück – unter weltweitem medialen Trommelwirbel – und bringt erneut das gesamte Preisgeld von 1 Million Euro als Zugabe mit. Ein Superdeal für Golfösterreich – wie war das möglich?

Ich war diesmal nicht am Platz, sondern hinter den Kulissen live dabei, wie der Megacoup gelang. Mit Franz Wittmann, Christian Guzy und dem langjährigen Austrian Open-Promotor Ali Al Khaffaf – sozusagen der „Niederösterreich-Connection“ – die über den NÖGV und auch auf privater Basis seit einer Ewigkeit die Köpfe zusammensteckt. Diese drei sind nach dem Abgang von Straka / Weindorfer Österreichs Powerplayer in Wentworth, wo man hohes Ansehen und auch auch das notwendige Standing bei der European Tour besitzt.

Ali war noch Anfang April mit dem Projekt gescheitert, ein Ersatzturnier in Österreich nach den ersten coronabedingten Absagen der Asienturniere auf die Beine zu stellen. Der Shutdown in Europa zerstörte alle hochfliegenden Träume.

Mit ihrer bekannten Hartnäckigkeit blieb das NÖ-Trio jedoch am Ball, vor allem da der Challenger in Adamstal termintechnisch mit Mitte Juli recht günstig angesiedelt zu sein schien. Bis dahin würde noch viel Wasser die Donau hinunter fließen und den Virus eventuell wieder hinwegschwemmen, so die Hoffnung. Dennoch rissen die Hiobsbotschaften nicht ab. Die unbeschreibliche Dummheit von Boris Johnson, die ihn fast selbst das Leben kostete, verschob den britischen Shutdown nach hinten und verursachte auch bei der britischen PGA / European Tour eine Panikreaktion nach der anderen. Viel zu früh wurde etwa die Open Championship abgesagt. In Folge fiel ein Kegel nach dem anderen am European Tour-Kalender – Dänemark, Spanien, Deutschland, Frankreich, der Kalender der European Tour wurde im Rekordtempo leergefegt.

Nach Ostern rief mich Franz Wittmann an um auch meinen Rat einzuholen: die Tour würde Druck machen und innerhalb von spätestens drei Wochen eine definitive Zu- oder Absage für die Euram Bank Open verlangen. Warum so früh, obwohl noch drei Monate Zeit wären, so meine Frage? Keine Ahnung meinte Franz, aber so wie es zur Zeit aussehe, wäre ein Turnier sowieso unmöglich. Ich riet Franz auf Zeit zu spielen und die Deadline so weit wie möglich hinauszuschieben – eine Absage wäre endgültig, ein Schwebezustand dagegen würde selbst eine Minichance am Leben halten.

Die Coronadisziplin der Österreicher begann dann Wunder zu wirken. Die Alpenrepublik wurde europaweit zum Vorreiter für das Hochfahren einer ganzen Volkswirtschaft: während am 1. Mai bei uns sogar die Golfplätze öffneten, steckte England noch im tiefsten Höllental. Die wenig zimperlichen Amerikaner bastelten derweil bereits am Comeback-Turnier in Texas und setzten die European Tour mächtig unter Druck. Die britischen Medien zerrissen die Tour in der Luft für ihre Perspektivenlosigkeit – erst im September wollte man mit kuriosen Minievents zurückkehren – zum Kopfschütteln vor allem ihrer Mitglieder.

European Tour-Spieler jenseits der Top 100 im Race to Dubai, denen die eigenen hohen Kosten für ihr hochkarätiges Umfeld wie ein Mühlstein um den Hals hingen, begannen mit Existenzängsten die Tour gehörig unter Druck zu setzen. Die Ankündigung einer britischen Turnierserie ab 22. Juli half hier nur bedingt, der Kalender sah noch immer nicht mal wie ein Schweizer Käse aus.

Diese Situation erkannte das NÖ-Trio, und Ali stand zum rechten Zeitpunkt in Wentworth wieder auf der Dacke. Nicht nur wegen dem Challenger in Adamstal, der weiterhin im nützlichen Schwebemodus blieb, sondern auch wegen der alten Idee eines Ersatzturniers in Atzenbrugg. Christian Guzy war weiterhin bereit kurzfristig einzuspringen und das Sportland Niederösterreich sagte ebenfalls spontan seine Unterstützung zu. Dass Outdoor-Events von der österreichischen Regierung mit bis zu 1000 Zuschauern erlaubt wurden, konnten die Engländer kaum glauben. Ali’s Angebot: 1 Million Euro Preisgeld aus Wentworth und Österreich würde ein Turnier liefern.

Was folgte, war ein wochenlanges Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Zum Stolperstein drohten die Quarantänebestimmungen bei der Einreise zu werden, die bereits die Formel 1 in Spielberg fast ausbremste. Eine „Blase“ für den Tourtross, der ähnlich den Fussballern laufend getestet wurde, schien für den Golfsport aus logistischen Gründen undenkbar zu sein.

Anfang Juni drohte daher die endgültige Absage, sowohl eines European Tour-Events in Atzenbrugg als auch des Challengers in Adamstal: maximal 10% Chance, meinte Wittmann. Vergangene Woche bei der Vorstandssitzung des NÖGV stimmten sich Wittmann und Guzy noch einmal ab und schickten Ali mit einem letzen Angebot los: der Trumpf der Österreicher: Öffnung der Grenzen und Kompromissbereitschaft der Regierung. Das klang für die European Tour interessant, damit konnte man ihren Spielern vielleicht bereits vorab weitere Turniere anbieten.

Die Vorentscheidung fiel am 11. Juni nach dem Audi-ProAm in Donnerskirchen, wo sich Wittmann, Guzy, Ali und Niki Wiesberger verabredeten um mit der European Tour eine Telekonferenz abzuhalten. Da wurde Nägel mit Köpfen gemacht: statt 1 Million für Atzenbrugg plus eines Challengers kam die geniale Idee von zwei Double Batch-Events auf, nachdem sich Christian Guzy galant zeigte und dem Splitting auf zwei 500.000 Euro-Turniere zustimmte. Die Tour hatte plötzlich die Option auf zwei Events für ihre Spieler, ein genialer Schachzug in der Not.

Ein letzter Stolperstein drohte darin zu bestehen, dass allen Engländern bei der Rückkehr eine 14-tägige Quarantäne in England blüht – inklusive des Tour-Managements! Bis zum Samstag wollte man das durchdenken, sprang tatsächlich über den eigenen Schatten – und gab am Wochenende grünes Licht.

Für diese Jahrhundertchance im heimischen Golfsport – unter weltweiter Beachtung das Euro-Comeback auf österreichischen Boden mit zwei Turnieren zu feiern (ohne das Preisgeld selbst aufzustellen!) – haben alle Beteiligten große Opfer gebracht. Auch ich als Journalist, der unter dem Siegel der Verschwiegenheit eingebunden war und die Sperrfrist bis Montag 17 Uhr einzuhalten hatte. Sorry Leute für unser langes Schweigen, aber wenigstens wird so publik, wie das doppelte Wunder von Atzenbrugg und Adamstal tatsächlich zustande kam!

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Bernd „Reloaded“

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Wie ist die spektakuläre sportliche Wiedergeburt des Bernd Wiesberger nach Karriereknick und Verletzungspause erklärbar? Da hat jemand die erzwungene Nachdenkpause genutzt.

Verletzungen sind oft eine Zäsur in Sportlerkarrieren, vor allem wenn der Körper zum ersten Mal nicht mehr „liefert“ wie es zuvor komplett selbstverständlich war. Statt von Turnier zu Turnier zu jetten, dazwischen ein wenig Feintuning am Schwung zu betreiben, aber nie wirklich Zeit zum Reflektieren zu finden, ist man zur Untätigkeit gezwungen. Da bleibt viel Zeit zum Nachdenken, vor allem über die unangenehmen Themen wie Rückschläge, Stagnation samt dem nüchternen Ausblick, dass die Zeit gegen jeden Sportler arbeitet und ein erfolgreiches Comeback nicht so selbstverständlich ist. Auf einen Nenner gebracht: die Bereitschaft zu Veränderungen ist plötzlich deutlich größer als zuvor!

Wie es der Zufall so wollte, fiel ein großes Interview mit Bernd Wiesberger genau in die Zeit des Stillstands, ein halbes Jahr vor der Verletzungspause. Unsere Fragen auf vielleicht notwendige Veränderungen tat der damals 32-jährige unwirsch ab. Deutlich spürbar war sein Ärger über unsere Fragen nach der sportlichen Weiterentwicklung und zu neuen Impulsen. Im Frühjahr 2018, nach dem schmerzhaftesten Holz 3 seiner Karriere, bekam Bernd unfreiwillig 6 Monate Zeit zum Reflektieren, die er sichtlich zu seinem Vorteil nutzte.

Dass Bernd bei seinem Comeback neue Impulse setzen wollte, war spätestens angesichts der Präsentation von Jamie Lane als neuem Caddie und Performance-Coach Stuart Morgan klar. Mit dem Eisenspiel war Bernd rasch wieder voll im Saft, beim Putten dauerte es länger. Jamie Lane, der zuvor schon Matt Fitzpatrick zu einem besseren Putter machte, konnte Bernd erst nach über einem halben Jahr der Zusammenarbeit entscheidend weiterhelfen. So lange dauerte es um den Puttschnitt von 32 auf unter 30 Putts zu drücken und endlich wieder in Dänemark in einem Titelkampf mitzumischen.

Bernd präsentierte sich „Reloaded“ in gleich dreifacher Hinsicht, was recht symbolträchtig zum dreifachen Titelgewinn 2019 führte.

1. Bernd hat ein besseres Gefühl und damit mehr Selbstvertrauen auf den Grüns und puttet somit besser.
2. Mit besserer Trainingssteuerung und Turniervorbereitung wachsen die Chancen im Turnier
3. Nach Tiefschlägen während der Runde interveniert Jamie Lane einfühlsam und goldrichtig und bringt Bernd mental wieder in bessere Spiellaune zurück, womit es wieder vorwärts geht. Den eigenen Mentalklempner, den Bernd immer schon abgelehnt hatte, fand er praktischerweise ohne Zusatzkosten im Taschenträger.

Diese drei Erfolgsfaktoren lassen sich auch aus den statistischen Daten der European Tour ablesen. Für einen dreifachen Saisonsieger sind diese Zahlen und besonders die Entwicklung der letzten 5 Jahre überraschend schwach, vor allem vom Tee! Sowohl bei den Fairwaytreffern (56%, Platz 121) als auch bei der Länge (270 Meter, Platz 70) ist Bernd bestenfalls durchschnittlich. In jungen Jahren 2009 bis 2013 war er noch meist 12 bis 15 Meter länger vom Tee als der Tourschnitt und bei den 10 Längsten der Tour, während er heute bei der Drivelänge keinen Vorteil mehr herausholt. Und das obwohl die Genauigkeit vom Tee auf deutlich unter 60% gesunken ist.

Auch über alle Aspekte zusammengefasst, was am Ende der Runde auf der Scorekarte stand, ist Bernd nicht mehr Top 10 der Tour, wie in den Jahren 2013, 2015 und 2016, sondern mit 70,5 Schlägen im guten Mittelfeld auf Position 38 zu finden.

Daher stellt sich die Frage: wie kommen trotz schlechterer Werte dennoch drei Titel und Platz 3 in der Jahreswertung zustande? Ganz einfach: Bernd hat dann voll zugeschlagen, wenn sich die Chance bot! 7 Mal spielte er heuer auf den letzten 9 Löchern eines Turnieres vorne mit – und gewann davon gleich drei Mal. Das beweist herausragende mentale Stärke, dass er eiskalt zuschlug, wenn sich die Chance bot.

Um das näher zu illustrieren, ein kleines Beispiel: Mike Lorenzo-Vera, so wie Bernd 34 Jahre jung und mit knapp 200 European Tour-Starts vergleichbar erfahren, schaffte es 20 Mal in die Top 10 und gewann kein einziges Mal. Bernd durfte sich dagegen bei 26 Top 10’s über 7 volle Erfolge freuen, also jedes vierte Mal zum Sieg marschiert. 2019 alleine betrachtet, hat er sogar fast jedes zweite Mal gewonnen, wenn er im Titelkampf involviert war, eine absolute Winner-Bilanz!

Oder anders gesagt: Bernd „wollte“ im entscheidenden Moment mehr als seine Kontrahenten gewinnen – und das ist nach der Verletzung und den vielen Tiefschlägen mental auch verständlich. Das schlägt sich auch in ersten „großen Titeln“ der Rolex Series nieder, die garantieren, dass er 2020 wieder mit den großen Buben mitspielen darf: bei allen Majors, WGCs und auch einer Handvoll Starts auf der PGA Tour.

Mit dem neuen Karriere-Hoch steigen aber auch automatisch die Ansprüche. Von einem zweifachen Rolex-Champion darf man erwarten, auch bei Majors und in Amerika endlich erste Top 10s zu stemmen und es als Top 25-Spieler der Welt erstmals in eine Ryder Cup-Auswahl zu schaffen. Noch dazu wo Bernd in der Weltrangliste aktuell als achtbester Europäer geführt wird. Konnte Bernd 2019 beim Comeback nur positiv überraschen, so erwarten die Fans 2020 ähnlich gute Ergebnisse bei Ryder Cup-Quali, Olympia, Majors, WGCs und auf der PGA Tour.

Die Konkurrenz im eigenen Lager könnte zusätzlich anstacheln, da die Nummer 1-Position in der Alpenrepublik auch nicht mehr so selbstverständlich ist. Matthias Schwab schnitt 2019 bei 15 Turnieren besser ab als Bernd, der selbst Matthias nur 8 Mal hinter sich ließ! Auch bei den Top 10s stand es 10 zu 7 zugunsten des Schladmingers. Und in Amerika überstrahlte Sepp Straka als erster Österreicher mit US Tourkarte den Burgenländer ebenfalls, vor allem auch bei der US Open, bei der Sepp seinen prominenten Landsmann deutlich in den Schatten stellte. Ryder Cup, Majors, Olympia, das sind die Bühnen wo die Fans in Zukunft hoffen dürfen, dass Bernd Wiesberger seiner Position entsprechend liefern wird.

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Tigerline: European Tor-tour

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Keine Topspieler, wegsterbende Turniere, keine Chance gegen die US Tour. Die European Tour in der Existenzkrise. Hier der Weg zurück von der Tor-tour zur Erfolgstour.

Europas Topspieler kehren der European Tour endgültig den Rücken, wie zuletzt Rory McIlroy, und stürzen ihre Home-Tour in eine existenzielle Krise. 2019, in einem Jahr ohne Ryder Cup, funktioniert selbst die Keule mit den „minimalen Starts“ zur Qualifikation fürs Euro-Team nicht und wird auch 2020 nicht mehr wirken. Denn Rory McIlroy, Jon Rahm oder Justin Rose sitzen am längeren Ast. Ein Ryder Cup-Team ohne sie wäre einfach nicht denkbar.

Die ersten Turniere des neuen Jahres waren bezeichnend: nach dem Abkassieren fetter Startgelder in Abu Dhabi, Saudi Arabien und Dubai verabschiedeten sich Rory & Co. in Richtung Amerika und werden wohl frühestens beim ersten Rolex Series-Event Anfang Juli wieder in ihrer Heimat samt Golfschlägern gesichtet werden. Die Turnierveranstalter in Europa müssen jetzt ausnahmslos mit zweitklassigen Starterfeldern leben, ohne Top 50-Spieler, was zu Desinteresse bei Sponsoren, Fans und TV-Stationen führt. Erste Turniere wie leider auch das Shot Clock Masters sind weggestorben. Weitere werden folgen.

Europas Golf lebt von einer Handvoll Zugpferden, die es mit ihren Leistungen (Majorsiegen) und ihrem Charisma zurecht in den Olymp geschafft haben.

Um sie beim Namen zu nennen:
Rory McIlroy,
Jon Rahm,
Sergio Garcia,
Justin Rose,
Henrik Stenson,
Ian Poulter,
Tommy Fleetwood,
Francesco Molinari,
Paul Casey.

Nur diese Creme de la Creme ist jedes Geld wert, einzig und allein in der Lage gemeinsam mit den Local Heros als Magnet zu wirken. So und nur so erreicht man die kritische Masse für ein erfolgreiches Profiturnier.

Geld ist leider das einzige Argument, das im Profisport zählt. Nur Bares ist Wahres! Schmerzhaft erlebt wird dieses Phänomen aktuell nicht nur im Golf, sondern in allen Weltsportarten, wo es zu ruinösem Wettbewerb in vollkommen kranken finanziellen Größenordnungen kommt.

Aus diesem Grund erfand die European Tour mit ihrem auf Kommerz getrimmten Boss Keith Pelley die Rolex Series: 7 Millionen Dollar-Turniere sollten die gleiche monetäre Zugkraft und vergleichbare Weltranglistenpunkte anbieten wie die wöchentlichen Golfveranstaltungen in Amerika. So konnten sich Rory & Co. auch in Europa ausschließlich auf Topniveau mit 7 bis 10 Millionen Dollar pro Turnier bewegen.

Aber auch diesen Deal torpedierten die Spieler: zur Turkish Airlines Open kamen nur Justin Rose und Tommy Fleetwood, zur Nedbank Challenge reisten wiederum einzig und allein Rory und Sergio an. Soviel zur illustren Rolex Series. Zum letzten Strohhalm sollten halblustige Formate wie das Super 6, das Belgian Knockout oder die Shot Clock werden, die sich aber auch nicht als Quotenbringer entpuppten.

Dabei wäre die Kriegskassa der European Tour aus den Lizenzgebühren für den Ryder Cup prall gefüllt. Turniere, die nicht mehr über Sponsoren zu finanzieren waren, wie die Open de France oder auch im kleineren Rahmen das Shot Clock Masters 2018, konnten so am Leben erhalten werden. Die Tour brachte zwar so einen vollen Kalender zustande, aber wieder nur ohne attraktive Spielerfelder. Auch diese Strategie erwies sich somit als Rohrkrepierer und ist bereits gescheitert.

Startgelder als Weg aus der Krise

Man kann es drehen und wenden wie man will, es bleibt eigentlich nur ein Ausweg aus der Krise: Startgelder für die Topstars, zuletzt vorexerziert im politisch und golferisch alles andere als populären Saudi Arabien, wo um sechsstellige Dollarbeträge pro Kopf und Nase Spieler wie DJ, Koepka, Garcia, Rose, DeChambeau, Poulter, Reed oder Stenson eingekauft wurden. Also geht doch auf der European Tour!

Dieses ausgetestete Erfolgsrezept, eigentlich die einzige funktionierende Überlebensstrategie, fürchtet die European Tour jedoch wie der Teufel das Weihwasser. Die in Wentworth dominierende britische PGA fühlt sich verpflichtet, alle ihre Schäfchen (= Mitglieder) gleich zu behandeln. Jeder Cent sei ausschließlich in Preisgeld zu investieren, das leistungsgerecht verteilt wird, so die absolute Doktrin. Startgelder würden nach dieser Philosophie vom Preisgeld abgezweigt werden und diese reduzieren. Absolut undenkbar und ein Verrat an der Masse der PGA-Mitglieder.

Gleiches denkt man auch auf der US PGA Tour, wo Startgelder für ihre Spieler bei US-Events explizit verboten sind. Doch die Spieler-Manager fanden eine kreative Lösung: Charities! Die älteste davon heißt TGR, die 1996 gegründete Tiger Woods-Foundation. Diese versuchte sich unter anderem als Turnierveranstalter für das AT&T / Quicken Loans National, das Tiger von 2007 bis 2018 veranstaltete, die Hero World Challenge und seit neuestem die Genesis Open. Auch so kann man sich einen Tiger für das Starterfeld sichern, indem man nicht den Spieler direkt sondern seine Charity verpflichtet …

Startgelder bringen die Stars zurück

Statt der Rolex Series müsste die European Tour ihre Ryder Cup-Millionen nur direkt in Startgelder für die 15 bis 20 Europäer aus den Top 50 der Weltrangliste investieren. Für rund 1 Million Zuschuss pro Turnierwoche ließen sich je drei europäische Topspieler von Seiten der European Tour für die Entry List verpflichten. Würden diese Topspieler vertraglich für je 4 Starts in Europa pro Jahr verpflichtet werden, könnten 25 bis 30 European Tour-Events mit Preisgeldern zwischen 1 und 3 Millionen Euro zusätzlich mit je 3 Zugpferden aufgewertet werden. Das Geld dafür wäre in Wentworth vorhanden.

Das Starterfeld für eine Austrian Open neu könnte so seitens der Tour beispielsweise mit Garcia, Cabrera-Bello und Hatton „gepimpt“ werden, die BMW International mit Rose, Pepperell und Stenson oder die Open de Espana mit Rahm, Fitzpatrick und Poulter. Alles sorgsam im Vorfeld für die Saison mit Spielern, Veranstaltern, Managern und der Tour geplant und vertraglich abgesichert. Eine transparente und glasklare finanzielle Lösung, die den Spielern auch zumutbar wäre, weil sie für drei, vier Europa-Termine im Jahr zusätzlich für ihren guten Namen bezahlt werden.

Bei diesem Modell müsste die Tour zwar über ihren eigenen Schatten springen, es wäre jedoch leistbar, es würde wie man am Beispiel des Desert Swing sieht auch funktionieren und es würde Turnierveranstaltern die fehlenden Argumente in Gesprächen mit Sponsoren und TV-Stationen geben um wieder einen attraktiven Kalender für die Fans anzubieten.

von Joachim Widl

 

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Österreichs Abstieg im Golf

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Kein Österreicher bei Majors / WGCs seit dem Masters 2018 und die European Tour aus Atzenbrugg verabschiedet. Wann wird Golfösterreich wieder erstklassig sein?

Bernd Wiesberger hat uns jahrelang verwöhnt mit durchgehenden Majorteilnahmen, Starts bei World Golf Championships und dem fast monatlichem Kräftemessen mit den allerbesten Künstlern des weißen Gummiballs. Seit 2006 durften wir auch einmal im Jahr nach Fontana oder Atzenbrugg pilgern um zwar keinen Rory oder Tiger, aber immerhin einen guten Querschnitt von Europas Golfelite zu bestaunen.

Mit der Krise des Bernd Wiesberger und den leeren Taschen potentieller Golfsponsoren hat sich Golfösterreich aus der ersten Liga sozusagen vorerst abgemeldet. Diese bittere Pille müssen wir alle nach so vielen Jahren selbstverständlichen Mitfieberns bei Großevents erst einmal verdauen.

Der kollektive Golfschmerz wurde ein wenig durch die feinen Leistungen eines Matthias Schwab oder Sepp Straka übertüncht. Da kommt was nach in der sportverrückten Alpenrepublik, aber noch sind die Young Guns nicht im Elitekreis angekommen. Auch Bernd hat weiterhin das Potential in seinen 10 Golffingern um wieder oben anzudocken.

Aber ganz konkret: was muss passieren um Österreich wieder ins Erstligageschäft zu bringen und wie lange wird es dauern? Unsere Hoffnungen ruhen auf der Zukunft, namens Schwab und Straka, und die benötigt vor allem eines – Zeit! Im Alter von 24 bzw. 25 Jahren haben sie ihren Zenit noch nicht erreicht, die Erfolgskurven der letzen zwei Jahre zeigen steil nach oben. Also gilt das gleiche für Sepp und Hias wie auch für uns – Geduld bewahren, ihre größte Zeit wird noch kommen.

Aber auch Bernd Wiesberger sollten die Fans noch lange nicht abschreiben. Selbst wenn das letzte Topergebnis bereits eineinhalb Jahre zurückliegt, so gibt es genug Anzeichen (immer wieder Spitzenwerte von Tee bis Grün) dass er jederzeit für eine positive Überraschung gut ist. Sein Kernproblem ist weniger die Verletzung als vielmehr die Stagnation in seiner Entwicklung insgesamt. Bernd ist offensichtlich nicht bereit oder nicht in der Lage, sich selbst neu zu erfinden, eine Variante 2.0 aufzulegen, die vor allem auf den Grüns mit der Spitze mithalten kann.

Als 261. von 263 Spielern in der Puttstatistik verliert er über zwei Schläge auf den Grüns pro Runde – und zwar auf den Durchschnitt des Feldes!

Neue Impulse, wie ein anderer Caddie, haben bislang nicht den Turnaround gebracht. Die frustrierenden Leistungen auf den Grüns erinnern fatal an die bittere Weisheit: „The lesson is repeated until learned!“ Ob und wann der Groschen fallen wird?

Etwas Pessimistischer ist mein Ausblick bezüglich der Rückkehr Österreichs auf die Bühne der European Tour. Das müssen nicht nur Sponsoren stemmen, sondern vor allem die Fans auch wieder brennend wünschen. Ein Feuer, wie es Fontana 2006 entfachte, mit Weltstars wie Monty, McGinley, und Jimenez, gekrönt durch den Sieg von Markus Brier, das wäre die Grundvoraussetzung. Der Fansupport in Atzenbrugg der letzten Jahre war dagegen erschreckend, was auch Christian Guzy verständlicherweise extrem genervt hatte. Wer kein Fest feiern will, der hat sich auch keines verdient.

Die European Tour ist aber auch in einer erschreckenden Verfassung, die abgesehen von der Open und dem einen oder anderen Rolex Series-Event keine attraktiven Felder mehr zustande bringt. Hier geht es nicht um eine Schuldzuweisung zwischen Spielern und Tour, sondern um eine nüchterne Bestandaufnahme. Wenn Rory & Co. sogar bei 7 Millionen Dollar-Turnieren die Nase rümpfen (obwohl sie gerade das für ein Aufteen in Europa gefordert hatten), dann braucht Golfösterreich nicht einmal darüber nachdenken, die European Tour in die Alpenrepublik zurückzuholen. Umso lächerlicher erweisen sich nachträglich die ÖGV-Träumereien bezüglich des Ryder Cups 2022, wenn nicht einmal das kleinste European Tour-Turnier am Kalender zu stemmen ist.

Es wird früher oder später zu einer Neuordnung der weltweiten Profi-Tours kommen – mit einer Weltliga namens PGA Tour, die nur eine Handvoll Turniere in Europa abhalten wird – und zweiten Ligen in Europa, Asien und Amerika. Diese neue „europäische Mittelklasse an Turnieren“ wäre auch wieder in Österreich machbar – aber das ist eine andere Geschichte! Die wollen wir in der nächsten Tigerline erzählen.

von Joachim Widl

Demnächst in der Tigerline:

 

European Tor-tour

Keine Topspieler, wegsterbende Turniere, keine Chance gegen die US Tour, die European Tour in der Existenzkrise. Der Weg von der Tor-tour zur Erfolgstour.

 

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Wer ist Österreichs Nummer 1?

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Am 2. August 2018 um 10:05 MESZ überholt Matthias Schwab im World Ranking Bernd Wiesberger – sofern sich der Trend bei gewonnenen und verlorenen Positionen unvermindert fortsetzt.

Seit seinen ersten Punkten im World Ranking als Profi (Platz 14 in St. Omer im Juni 2017) hat sich Matthias Schwab von Position 1512 bis auf Rang 362 in der Weltrangliste vorgespielt. In der gleichen Zeit ist ihm Bernd Wiesberger vom 30. bis zum 68. Rang entgegengekommen. Zieht man zwei Linien über die Positionsveränderungen der letzten 47 Wochen, dann treffen sich diese exakt am 2. August 2018 um 10:05 MEZ – was heißen würde, dass Matthias Schwab zu Österreichs neuer Nummer 1 aufsteigen würde!

Diese Rechenspielerei ist sportlich natürlich ein „Vollholler“, zeigt aber die bemerkenswerte Tendenz des steilen Aufstiegs von Matthias Schwab und des etwas flacheren Abstiegs von Österreichs aktueller Nummer 1 im Weltgolf auf. Sollte der Schladminger weiter so zulegen und Bernd durch Verletzung und ausbleibende Topergebnisse weiter schwächeln, könnte tatsächlich gegen Jahresende ein Kampf um die Vormachtstellung im Golfland Österreich entbrennen – viel früher als eigentlich angenommen.

Nummer1_330Vom Preisgeld und den Weltranglistenpunkten sieht die Bilanz der letzten 12 Monate noch klar zugunsten von Wiesberger aus – aber auch nur durch die Teilnahme an allen Majors und WGCs, was für die Zukunft aber noch nicht gesichert ist. Die gewonnenen Punkte seit Schwabs Einstieg ins Profigeschäft sind überraschend nah beieinander: Bernd holte seit St. Omer 2017 mit 27 Punkten nicht einmal doppelt so viel wie Schwab auf der Challenge Tour heraus. 2018 ist der Abstand weiter geschrumpft: 18 Punkte von Bernd gegenüber 10 von Matthias. Die fettesten Punkte des Jahres holte aber schon der junge Herausforderer: 5,94 Punkte für Platz 4 in Indien, während Bernd in Augusta nur 5,3 Punkte für seinen 24. Platz erhielt.

Rein statisch gesehen fehlen Schwab noch satte 86 Weltranglistenpunkte (106 gegenüber 20 Zählern) und das wären in etwa zwei Siege bei mittleren Events auf der European Tour oder ein Dutzend 5. Plätze bei kleinen Turnieren wie Sizilien oder Österreich – also eine Menge Holz! Dynamisch betrachtet sieht es aber auch schon deutlich umkämpfter aus. In einer Differentialrechnung ginge es um die tangentiale Steigerung, also wie sehr Schwabs Karriere weiter Fahrt aufnehmen wird und sich Bernds Krise verschärfen könnte. Die Weltrangliste hat diese Dynamik bewusst eingebaut, indem frische Ergebnisse voll zählen und vergangene Erfolge einer raschen Inflation unterliegen.

Genau so ein Szenario hatten wir schon einmal: im Jahre 2009 dachte niemand im entferntesten daran, dass irgendjemand Österreichs Golfikone Markus Brier in absehbarer Zeit überflügeln könnte. Nach Platz 2 von Bernd beim schwedischen Challenger und seinem Sieg die Woche darauf in Lyon war Wiesberger urplötzlich Mitte 2010 Österreichs Nummer 1, da Maudi zeitgleich in Paris und Loch Lomond einen Cut nach dem anderen verpasste. Wachablöse, Generationenwechsel oder nur Wind of Change? Im Spitzensport geht das oft schneller als gedacht…

von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Bernds Nachdenkpause

T.I.G.E.R.L.I.N.E. – Funktioniert das Erfolgsmodell Bernd Wiesberger nach drei tollen Jahren plötzlich nicht mehr? Wird er die richtigen Schlüsse in der Zwangspause ziehen?

Drei Saisonen durfte Bernd Wiesberger mit den großen Buben spielen und hat sich und den Fans die größten Erfolge in Österreichs Golfgeschichte beschert – Turniersiege in Paris und Shenzhen sowie eine unglaubliche Beständigkeit für einen der begnadetsten Eisenkünstler im Profigeschäft, die ihn ein Jahr lang jeden Cut überstehen ließ.

Mit dem ersten verpassten Cut beim PGA Championship 2017 setzte die Negativspirale ein, aus der sich der 32-jährige bislang nicht befreien konnte und ihm beim Players Championship erstmals die Türe zur großen Bühne vor der Nase zuknallt. Nachdem es nicht einmal mehr auf seinem goldenen Golfboden China klappen wollte, wusste auch Bernd was es geschlagen hat: „Ich muss daheim ein paar Dinge aussortieren,“ bekannte er erstmals offen ein.

Für den aufmerksamen Fan im Fernsehsessel war das schon seit Wochen ersichtlich: beim Masters den Ball nach einem verschobenen kurzen Putt ins Wasser geworfen, in China ein paar Wutausbrüche am Grün; die negative Körpersprache am Golfplatz, die Bernd erfolgreich abgeschüttelt hatte, war zurückgekehrt, wie er selbst in China zugab: „eine furchtbare Woche, die mich auch am Platz sehr frustriert hat, was nie geschehen hätte dürfen.“

Oft sind es Verletzungspausen, die Sportler den Reset-Knopf finden lassen, das bleibt auch Bernd neben einer schnellen Genesung zu wünschen. Dass ihm Medien oder Fans „gute Tipps“ geben, mag er ungefähr so gerne wie einen Shank, aber ich tue es trotzdem.

Bernd, Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. In unserem großen Weihnachtsinterview wurde die Frage nach „Bernd 3.0“ und den notwendigen neuen Impulsen noch abgeschmettert: „Ich bin überzeugt, dass in Bernd 2.0 noch viel drinnen steckt.“ Die zurückgekehrte Misere auf den Grüns machte Bernd 2.0 jedoch ziemlich ratlos: „Extrem viele gute Putts gemacht (ton of great putts)“, so seine Selbsteinschätzung nach dem Masters-Finaltag, wo er von 11 Putts aus zwei bis vier Metern nur drei Stück lochen konnte. Frühere Trainer wie Claude Grenier stellen Bernd ein gutes Zeugnis im Umgang mit dem 14. Schläger aus. Damian Taylor hat seinen Putt-Stroke flüssiger gemacht und auch der Takeaway bei den Putts ist nun fast immer auf Linie. So gesehen hat Bernd recht, er puttet besser als früher.

Bernds Verzweiflung auf den Grüns ist darin begründet, dass er die meisten Putts technisch korrekt ausführt, aber der Erfolg ausbleibt. Da es soviel Pech nicht gibt, bleibt als einzige Erklärung: Bernd VERLIEST sich zu oft. Ein Ernie Els hat in seiner Verzweiflung einen eigenen „Eye-Coach“ angestellt, nutzt aber nichts, wenn man den Yips-Teufel in den Fingern hat. In Bernds Fall wäre ein Caddie, der zumindest „beratend“ beim Lesen der Putt-Linie agieren darf (und diese auch besser sieht als Bernd), schon ein großer Fortschritt. Bernds bisheriger Ansatz, dass er näher zu den Fahnen schießen muss, ist nicht nachvollziehbar, wenn er bereits zuletzt beim Masters oder in China reihenweise aus drei, vier Metern den Putter zücken durfte. Die Annäherungen spielen andere Topspieler auch nicht besser, lochen aber mehr.

Tigerline_FacebookZweites Problemfeld: die negative Energie am Golfplatz ist zurück, kein Wunder bei den vielen Frusterlebnissen der letzten Monate, was sich vor allem durch seine eigenen Facebook-Kommentare durchzieht. Und das wirkt ansteckend auf den einen oder anderen Troll – siehe Beispiel, das übrigens im Golf-Live Talk als beleidigend gelöscht werden würde. Als Sportler sollte man die Souveränität besitzen und sich nicht zum billigen Gegenbiss hinreißen lassen, weil es nur weiteres BAD JUJU ins eigene System schaufelt.

Wenn der Sonnenschein am Golfplatz einmal verblasst ist, wie verschwinden die Wolken? Erfolg macht glücklich – und happy Golfer sind erfolgreicher, was in der Phase vor und nach Shenzhen deutlich auf Bernd Gesicht abzulesen war. Bei Bernds Abneigung gegenüber Mental-Klempnern wird er sich die eigene Birne wohl selbst von all dem negativen Gedanken-Müll freischaufeln müssen.

Frische Impulse, die den Erfolg zurückbringen, warten haufenweise hinter jeder Ecke – wenn man bereit ist, diese auch anzunehmen und nicht zu stolz dafür ist. Der Weg zurück in die Weltelite wird beinhart, was auch ein Martin Kaymer, Adam Scott oder Lee Westwood zur Zeit erleben, von Tiger gar nicht zu sprechen. Nachdem Bernd aller Voraussicht nach die meisten hoch dotierten Saisonhighlights wie US Open, The Open und zumindest drei Rolex Series-Events verpassen wird, muss er nachher rasch wieder voll voll im Saft stehen um nicht sogar aus den Top 100 der Welt zu fallen. Außerdem wird er danach einige 1 Millionen Euro Mini-Event mitnehmen müssen, wo eigentlich nur die Top 3 nennenswerte Punkte sammeln und die Konkurrenz kaum schwächer ist.

Wer langfristig erfolgreich bleiben will, muss sich ständig neu erfinden. Nur ein Bernd 3.0 wird zu all dem in der Lage sein und bald wieder dort aufteen, wo seine eigentliche Bühne ist.

Von Joachim Widl

(Diese Tigerline wurde nach der neuesten Verletzungsprognose textlich angepasst).

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Rettung für Challenger?

Altpräsident Wittmann möchte die Challenge Tour zurückholen. Höchste Zeit wirds: Spieler drohten dem ÖGV bereits mit Streik bei dessen Turnieren.

Ort und Zeitpunkt hätten nicht pikanter gewählt werden können. Franz Wittmann, der aus seinem Frust über die ständigen Kürzungen im ÖGV-Sportbudget und das gefühlte Desinteresse seiner Nachfolger am Spitzensport kein Hehl macht, hatte eingeladen. Zum Pro-Am in seinen GC Adamstal beim Gastspiel der Pro Golf Tour. So einen schönen Event lassen sich Präsident Enzinger und Generalsekretär Fiegl nicht entgehen und genossen sichtlich den Golftag in der Ramsau.

Zuerst gewann Franz Wittmann noch schnell das eigene Pro Am um sich aber den Schlag des Tages für die Siegerehrung aufzuheben: „Ich möchte 2018 die Challenge Tour nach Österreich zurückholen und habe für das Turnier bereits überwiegend die notwendigen finanziellen Zusagen beisammen,“ mussten sich Enzinger und Fiegl vom Vorgänger vor versammelter Prominenz, Medien und Golfpros das neue Turnier auftischen lassen, an dessen Rettung sie im Vorjahr noch kläglich gescheitert waren.

Adamstal_ProAM_730

Dass der ÖGV wie zuletzt in Kärnten kolportierte 80.000 Euro zu den notwendigen 300.000 Gesamtbudget für ein Turnier der Challenge Tour zuzahlen wird, davon geht Wittmann aus. Kann er das? In besten Zeiten hatte der ÖGV diesen Betrag tatsächlich zum Turnierbudget beigesteuert. Seitdem schwimmt der Verband jedoch auf der Kürzungswelle, was schon die Gösser Open beim 25 Jahr-Jubiläum schmerzlich erfahren musste.

Österreichs Playing Pros sind mittlerweile so sauer auf den ÖGV, dass sie unlängst sogar mit Streik drohten. Nach der ersatzlosen Einsparung von Forsbrand / Jendelid als Coaches – was dem ÖGV jährlich einen sechsstelligen Eurobetrag erspart – dem Streichen der 30.000 Euro für Challenge Tour-Wildcards – samt Stehzeit für Nemecz, Wiegele und Co – drohte jetzt sogar den Nationalen Offenen Meisterschaften der finanzielle Kahlschlag.

Wir reden hier vom Turnierjuwel des ÖGV, dem Flaggschiff-Event, das seit 1978 durchgehend als wichtigstes Turnier des ÖGV organisiert wird und in besten Zeiten 30.000 Preisgeld für Österreichs Playing Pros bereitstellte. Schrittweise wurde bereits in den letzten Jahren der Pott auf 20.000 Euro zusammengestrichen. Als jetzt den Spielern nur noch 15.000 Euro zur Verfügung gestellt werden sollte, platzte denen endgültig der Kragen: „Wir haben Niki Zitny geschlossen mit Streik gedroht. Wenn wir das akzeptiert hätten, sind es nächstes Jahr 10.000 Euro und bald darauf müssen wir gratis kommen,“ so einer der heimischen Nachwuchs-Pros stellvertretend für seine Kollegen.

Die Blamage einer Nationalen Offenen ohne Pros konnte der ÖGV am Ende nicht riskieren und sagte wenigstens wieder 20.000 Euro aus dem Sportbudget zu. Aber auch auf >> Facebook beginnt sich Widerstand von Playing Pros oder Mid Amateuren (Lukas Hufnagl alias Lufan Gahlkus) zu regen mit sehr, sehr unbequemen Fragen, was erstaunlichen Mut beweist angesichts der Dünnhäutigkeit einiger ÖGV-Verantwortlicher.

Der Imageschaden aus dem 2016 abgesoffenen Challenger ist jedoch bereits gewaltig und nachhaltig. In Gesprächen mit Verantwortlichen der Tour ist der Ärger über den ÖGV deutlich zu spüren, vor allem das komplette Abtauchen nach der Ryder Cup-Bewerbung, sozusagen von 100 auf 0 in einem Jahr. Was man in Wentworth dabei besonders emotional hervorhebt: während die Tour seinerzeit Himmel und Hölle in Bewegung setzte, sogar Sponsoren in Österreich kontaktierte um das Kärnten-Turnier zu retten, war in der Wiener Marxergasse wenig Wille, Bewegung und Engagement zu spüren, eine winzig kleine Finanzlücke zu schließen.

Also ist Payback-Time angesagt! Heute lässt die Challenge Tour den Österreichern ihr Missfallen einmal ordentlich spüren. Bis zu 5 Startplätze vergibt Challenge Tour-Boss Alain de Soultrait pro Turnier persönlich und direkt. Der als besonderer Österreichfreund bekannte Belgier, der sein Wohlwollen durch besonderes Entgegenkommen in allen Belangen Jahr für Jahr bewies, überging Österreichs Pros bei ihren Ansuchen um Einladungen in den 6 bisherigen Turnieren des Jahres. Zum Handkuss kommt so ein Lukas Nemecz, der in der Form seines Lebens spielt, aber mangels Einladungen in der dritten Liga herumtingeln muss. Auf einen späteren Zeitpunkt in der Saison werden Österreichs Spieler vertröstet, wenn die Chancen auf das Erspielen einer Kategorie bereits bei Null angelangt sind. So knallhart sind die Konsequenzen.

Es wird einer nationalen Kraftanstrengung bedürfen um Österreich wieder als Standort für European-, Challenge-, Alps- und Pro Golf Tour durchgehend zu etablieren. Franz Wittmann hat seinen Nachfolgern im ÖGV in einem sehr geschickten Schachzug die Show gestohlen – man könnte auch sagen, sie so richtig vorgeführt! Schaut her, was ich privat aufstelle, was ihr mit euren Millionen nicht könnt oder vielleicht gar nicht wollt. Golf-Live.at ist seit den ersten Überlegungen im Winter eingebunden in die Planungen von Franz Wittmanns neuestem Turnier-Baby, das entweder in Adamstal oder in seinem neuen Club Dachstein-Tauern das Licht der Welt erblicken soll. Wir werden medial kräftig antauchen.

Und nicht zuletzt: auch der ÖGV wird dann Farbe bekennen müssen, ob ein glaubwürdiges Bekenntnis zum professionellen Golfsport zurückkehrt. Sonst werden sich heimische Spieler überlegen in Zukunft für Länder wie Ägypten oder Kenia zu starten um Turniergolf spielen zu können.

Von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

ÖGV over-challenged

Tigerline_Golf_Live_at

Erneute Versuche des Ryder Cup-Bewerbers Österreich einen Challenger zu organisieren sind gescheitert – der ÖGV over-challenged?

Wir holen den Ryder Cup nach Österreich, so seinerzeit die vollmundige Ansage aus dem ÖGV, die im März 2017 noch immer nicht ganz aufgegeben wurde. Wie Generalsekretär Robert Fiegl gegenüber der Süddeutschen Zeitung zugab, existiert sowohl noch die 2015 gegründete Ryder Cup Austria GmbH als auch der Funken Hoffnung, dass sich die Italiener an ihren Finanzzusagen verschlucken und uns das irgendwie nützen könnte.

Glamouröse Auftritte wie bei Olympia oder beim US Masters sind sehr beliebt bei ÖGV-Präsident Enzinger und Generalsekretär Fiegl, dafür ist immer genug Geld vorhanden. Wie auch für teure Jux-Events am Wiener Rathausplatz mit der golfenden Bussi-Bussi-Gesellschaft. Aber hinter die schillernde Fassade blickt man besser nicht zu genau.

Im millionenschweren Budget des ÖGV ließen sich zwar Unsummen unterbuttern für eine Ryder Cup-Bewerbung, aber für die so bitter fehlenden Profiturniere gibt es kein ernsthaftes Engagement. Dabei zeigt der Schweizer Verband wie es geht: dort übernahm man die finanzielle Verantwortung für das vor dem Absaufen stehende Turnier am Sempachersee. In Österreich sprang der ÖGV dagegen nicht ein, als ausgerechnet während Olympia daheim die Kärnten Golf Open verstarb.

Wie Spieler berichten, ist Sportdirektor Niki Zitny der Einzige im ÖGV, der sich für ein verstärktes Engagement zugunsten der Challenge Tour stark machte. In diesen Situationen kehrt der ÖGV elegant das Argument hervor, man sei halt „nur“ ein Amateurverband – als ob der Ryder Cup damit etwas am Hut hätte! Ähnlich scheiterte schon zuvor Chrissies Papa Markus Wolf mit einem LET-Event oder die Föhrenwalder mit der European Senior Tour, weil niemand im ÖGV den mit viel Schweiß aufgelegten Tap-In lochen wollte.

Letztes aktuelles Beispiel: Niki Wiesberger und die Golf Open Event GmbH mühten sich vergeblich ab einen neuen Challenger anzuschieben: „Wir waren schon mal sehr weit, aber dann kam doch eine Absage,“ muss Ali Al Khaffaf eingestehen. Auch Alps Tour-Direktorin Waltraud Neuwirth hat es längst aufgegeben, den ÖGV einzuspannen bei der Suche nach einem zweiten Turnierstandort im Alps Tour-Gründerland Österreich.

Vorbei sind leider die Zeiten starker ÖGV-Präsidenten vom Schlage eines Johannes Goess-Saurau oder Franz Wittmann, deren lauter Ruf im Golflande Österreichs noch etwas zählte, denen der Profigolfsport ein Herzensanliegen war und die sich notfalls auch persönlich exponierten und voll ins Zeug warfen. Der ÖGV heute ist dominiert von Vorständen, die den Golfsport nur aus der Brille ihres Clubs sehen, wo das von Generalsekretär Robert Fiegl stramm geführte Bürokratiesekretariat nur macht, was ihm Spass macht und der Präsident weit weg in seiner Mittersiller Zahnarztpraxis residiert. Auf der Strecke bleiben dann so unwichtige Dinge wie der Profisport.

Spieler wie Martin Wiegele oder Lukas Nemecz, die zugegeben aus eigenem Verschulden gute Kategorien auf der European- oder Challenge Tour vergaben, kommen somit kaum zu Turnierstarts. Ohne eigenem Challenger fehlen die ca. 25 Tauschkarten um mehr oder weniger kostenfrei bei ausländischen Zweitliga-Events aufzuteen. Auch die berühmten ägyptischen Einladungen um einen dreistelligen Eurobetrag gibt es mangels eines Turniers am Nil nicht mehr. Was bliebe, sind Angebote von 3.000 Euro aufwärts für Startplätze, die man sich als Spieler dreimal überlegt.

Was dem ÖGV heuer zum 25-jährigen Jubiläum der Gösser Open als Geschenk einfiel, ist die Kürzung der Förderung um 10%. Auch eine Form um Dankeschön in Richtung von Österreichs traditionsreichstem Golfturnier zu sagen.

Aber was wäre, wenn der Ryder Cup 2022 den Italienern weggenommen wird? „Die Regierung ist die gleiche, unsere Partner sind die gleichen. Wir sind ganz schnell zurück im Spiel,“ so Robert Fiegl gegenüber der SZ. Kommt immer drauf an, welches „Spiel“ halt. Um Golf kanns da nicht gehen, denn das wäre ja – „Sport„.

Von Joachim Widl

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail