Bernd Wiesberger

Bernds 3 Meter Putt-Blockade

Analyse: Bernd Wiesberger kehrte solide, aber ohne Topergebnisse auf die DP World Tour zurück. Die Blockade beim Putten aus 1 bis 3 Metern hält ihn bislang vom Siegen ab.

Mit Hochspannung fieberten die Golffans der Rückkehr von Bernd Wiesberger nach zwei Jahren defakto Absenz auf die DP World Tour zurück. Der mittlerweile 38-jährige Burgenländer lieferte beim Desert Swing mit den Plätzen 21, 37 und 16 solide Mittelfeldplatzierungen ab, ohne jedoch jemals in den Titelkampf eingreifen zu können.

Bekannte Stärken, aber auch Schwächen

Von Tee bis Grün präsentierte sich Wiesberger am persischen Golf im alten Glanz – mit über 71% getroffenen Grüns in Regulation ist er auf der DP World Tour einmal mehr unter den 10 Besten zu finden, wie schon in den Jahren vor seinem Abstecher zur LIV-Tour.

Aber auch beim Putten zeigen die Daten auf den ersten Blick wenig Neues. 29,5 Putts pro Runde ist genau der übliche Schnitt, den die Fans leidvoll aus den Vorjahren kennen und der heuer vorerst mal für Position 107 in der Puttstatistik der Tour reicht.

In der Golf-Live Community wurde gleich wieder über die „Puttschwäche“ geätzt, doch stimmt das wirklich? Hat Bernds Putterei doch immerhin zu 8 Titeln auf der DP World Tour, zu einer Ryder Cup-Teilnahme und zu einem Dauer-Abo in den Top 50 der Welt gereicht. Sein ehemaliger Trainer Claude Grenier bescheinigte Bernd zudem, ein sehr guter Putter zu sein. Wie passt das alles zusammen?

Shot-Tracking Daten liefern interessante Details

Die DP World Tour gewährt Medien leider keine Zugang zur Ergebnis-Datenbank um genauere Analysen zu erstellen und veröffentlicht im Vergleich zur PGA Tour nur sehr dürftige Erkenntnisse. So konnte man etwa aus den Total Putts von 29,5 pro Runde alleine nichts herauslesen, da Bernd durch die hohe Anzahl an regulär getroffener Grüns naturgemäß mehr Putts benötigt als Spieler, die öfters scrambeln müssen und über kurze Chips zu leichteren ersten Putts kommen.

Dank der Hilfe von IMG hat die DP World Tour vor einem Jahr endlich technisch aufgerüstet und liefert mit sehr hohem personellen Aufwand – rund 50 Scorern pro Turnier – endlich Shot Tracking Daten, die genauere Datenanalysen zulassen. Da Bernd im Vorjahr jedoch aufgrund der Sperre nicht spielte, gab der heurige Desert Swing erstmals Gelegenheit, sein Spiel datentechnisch in die einzelnen Bestandteile zu zerlegen.

Auffällig: Putt-Schwäche nur zwischen 3 und 1 Meter

Die Shot-Tracking Daten stellen Bernd Wiesberger nur in einer einzigen Disziplin ein negatives Zeugnis aus: bei den Putts zwischen 1 und 3 Metern. Vergleichswerte auf der PGA Tour legen die Benchmark, wie ein Tourspieler performen sollte: im Durchschnitt versenken die Spieler Putts innerhalb von 3 Metern mit einer Erfolgsquote von 88% und aus genau 3 Metern immerhin noch zu 40%. Und hier die Daten von Bernd Wiesberger auf den 12 Runden beim Desert Swing aus 1 bis 3 Metern:

Putts 1-3m
PUTTS
HOLED
MISSED
MAKE %
DUBAI R1
8
5
3
62,5
DUBAI R2
3
1
2
33,3
DUBAI R3
8
5
3
62,5
DUBAI R4
4
3
1
75,0
RAK R1
7
4
3
57,1
RAK R2
8
2
6
25,0
RAK R3
10
2
8
20,0
RAK R4
8
6
2
75,0
BAHRAIN R1
8
3
5
37,5
BAHRAIN R2
5
5
0
100,0
BAHRAIN R3
6
3
3
50,0
BAHRAIN R4
12
9
3
75,0

Umgelegt auf eine durchschnittliche Putt-Leistung, hätte Bernd rund 60 Prozent Erfolgsquote benötigt, die er jedoch nur etwa jede zweite Runde erreicht. Dubai war noch halbwegs in Ordnung, dort war jedoch das lange Spiel nach der Winterpause etwas rostig. In Ras Al Khaimah (RAK) und Bahrain zogen die vielen verschobenen Putts aus 1 bis 3 Metern an zwei bis drei Spieltagen Bernd sichtlich den Nerv. Nicht in diese Statistik eingeflossen sind übrigens drei verschobene Putts aus UNTER einem Metern in Runde 2 und 3 bei der Ras Al Khaimah Championship, da diese Aufstellung „Tap Ins“ bewusst nicht beinhalten sollte.

Außerdem fallen „Serien“ in den Daten auf. Ein verschobener kurzer Putt lässt zumeist mehrere weitere in kurzer Zeit folgen. Am meisten Selbstvertrauen auf den Grüns baut Wiesberger an jenen Tagen auf, wo er aus seiner Zitter-Distanz gar nicht putten muss, weil er nah hinschießt oder zu weit weg ist und reihenweise einfachere Lag-Putts aus Zweiputt-Distanzen hat, die er gut im Griff hat. Somit weisen die Daten eher auf eine gewisse Verunsicherung an manchen Tagen hin als auf ein technisches Problem.

Golf-Live wollte natürlich Bernds eigene Sichtweise zu den Shot Tracking-Daten wissen, unsere Anfrage wurde jedoch nicht beantwortet.

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