Deutschland gegen Österreich: welche Nation zockt mehr?

Der ewige, weitgehend freundliche Konkurrenzkampf der beiden Nachbarstaaten zeigt sich vor allem im sportlichen Bereich: Deutschland hat im Fußball die Nase weit vorn, Österreich dominiert hingegen den Wintersport. Derzeit tut sich jedoch eine weitere beliebte „Sportart“ hervor, in der die beiden Nationen Kopf-an-Kopf liegen: Gaming ist in Deutschland wie auch Österreich eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, und gilt, schon aufgrund des Aufkommens von eSport, oftmals schon als sportliche Disziplin.

Gaming umfasst dabei viele Bereiche – das Spielen auf der Konsole, am PC, auf Handhelds, per VR-Headset, wie insbesondere auch auf dem Smartphone, der mittlerweile beliebtesten Plattform. Gezockt wird online, in Multiplayer Games, lokal in Singleplayer Games, in den großen Battle-Royale Spielen, in kleinere Indie-Games wie auch in Online-Casinos. Die Industrie begegnet jedoch nicht nur dem Unterhaltungsbedürfnis der deutschen wie auch der österreichischen Bevölkerung, sondern schwappt auch in weitere wirtschaftliche Bereiche über, wie in die Architektur, Filmindustrie oder Stadtplanung, weshalb das Programmieren von Games und Entwickeln neuer Technologie immer stärker staatlich gefördert wird.

Welches Land hat nun in Sachen Zocken die Nase vorn? Prozentuell am Bevölkerungsanteil gemessen, mag die Antwort überraschen: in Deutschland verbringen 54 Prozent der Menschen regelmäßig Zeit mit elektronischen Spielen, wobei sich die Demografik in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat: fast die Hälft der Spieler sind weiblich, zudem steigt auch das Durchschnittsalter konstant an, derzeit liegt es laut Erhebung von Game.de, dem Verband der deutschen Games-Branche, bei 37,9 Jahren. Blickt man im Vergleich dazu nach Österreich, zeigt sich, dass man hier in Sachen Gaming-Begeisterung dem Nachbarn keinesfalls nachsteht: 5,8 Millionen Menschen zockten hier 2023 regelmäßig, umgerechnet 69 Prozent der Bevölkerung und ein neuer Rekordwert. Auch hier spielen Männer und Frauen zu etwa gleichem Anteil und das Durchschnittsalter liegt mit 38,1 Jahren sogar etwas höher als in Deutschland, Tendenz steigend, denn vor zwei Jahren lag es noch bei 36,4 Jahren.

Hinsichtlich des Umsatzvolumens aus der Gaming-Industrie hat Deutschland schon aufgrund der Bevölkerungszahl die Nase vorn, dominiert allerdings in ganz Europa, wo das Land mit einem Umsatz von 9,8 Milliarden Euro im Jahr auf Platz eins liegt. Auch weltweit steht Deutschland hier mit an der Spitze, und liegt nach den USA, Japan, China und Südkorea auf dem fünften Platz. In Österreich liegt der Umsatz noch in Millionenhöhe und soll laut Prognosen bis 2026 auf 87.06 Millionen Euro ansteigen.

Doch wie sieht es mit den Einnahmen durch im Land produzierte Spiele aus? Hier herrscht in Deutschland noch einiger Aufholungsbedarf: Deutsche Produktionen haben bisher lediglich einen Anteil von vier Prozent am Gesamtmarkt, wobei immerhin die  Zahl der Unternehmen in diesem Sektor die vergangenen Jahre über deutlich angestiegen ist: die Zahl der Beschäftigten stieg laut Deutschland.de und den Aussagen des Vorsitzenden von Game.de um 12 Prozent während der vergangenen zwei Jahre an, die Zahl der registrierten Unternehmen sogar um 26 Prozent.  Eine österreichische Studie im Jahr 2022 ermittelte 90 heimische Entwicklerstudios, die insgesamt 24,1 Millionen Euro Umsatz generierten – was zeigt, dass die Beliebtheit von im Land produzierten Spielen in Österreich anteilsmäßig weitaus größer ist als in Deutschland. Innerhalb der vergangenen drei Jahre wurden in Österreich 197 Spiele entwickelt. Insgesamt verzeichnete man hier 958 Arbeitsplätze in Entwicklerstudios, im gleichen Jahr waren es in Deutschland 11.242 Beschäftigte im Kernmarkt von Entwicklern und Publishern.

Ein spannender und stark vom Wandel betroffener Bereich der Gaming-Industrie sind Online-Casinos und der Glückspielmarkt im Allgemeinen. Während der stationäre Markt in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) in den kommenden Jahren weiter abnehmen wird, wird dem Online Casino Markt starker Zuwachs prognostiziert, wobei unter den drei Ländern vor allem Deutschland führend sein wird, und das nicht zuletzt aufgrund der dortigen Veränderungen der Gesetzeslage: Der neue Glückspielstaatsvertrag 2021 legalisierte das Glückspiel im Internet und per mobile App weitgehend, womit nun stetig neue Anbieter auf den Markt strömen und hier eine deutsche Lizenz erwerben. In Österreich wird Online-Glückspiel nach wie vor von der Casino Austria AG gesteuert, die das Monopol auf den Glückspielmarkt besitzt. Ausgenommen sind hierbei jedoch Sportwetten, die als Geschicklichkeitsspiel gelten.

In Österreich wird dem Online-Casino Markt 2024 ein Umsatz von 298,20 Millionen Euro prognostiziert, und ein Anstieg von 7,4 Prozent. Die Penetrationsrate soll bei rund 5,6 Prozent liegen, was beweist, dass Glückspiel per Computer oder Smartphone weiterhin nicht allzu verbreitet sein wird. Im gleichen Jahr soll Deutschland in diesem Markt einen Umsatz von 1,82 Milliarden Euro generieren, mit einem Anstieg von 10,5 Prozent. Die Penetrationsrate soll bei 6,8 Prozent liegen, was das Gewinnspiel im Netz hier zwar etwas populärer macht, es jedoch ebenfalls noch nicht zum Spiel der gesellschaftlichen Mitte macht.

Während ein direkter Vergleich der beiden Länder aufgrund der Unterschiede in Größe, Bevölkerungszahl und auch im Hinblick auf die Gesetzeslage bei Glückspiel schwer ist, lässt sich doch feststellen, dass sich die Games-Branche in beiden Nationen großer Beliebtheit erfreut und auch in wirtschaftlicher Hinsicht immer bedeutsamer wird.

 

 

FOLLOW US... twitterrssyoutubetwitterrssyoutube
SHARE... FacebooktwitterredditpinterestlinkedinmailFacebooktwitterredditpinterestlinkedinmail