Final Meltdown

US MASTERS – FINAL: Bernd Wiesberger findet sich am Finaltag im Augusta National GC nahezu von Beginn an kaum zurecht und marschiert neben wild streuenden Eisen noch dazu mit einem eiskalten Putter über die Grüns, was schließlich in einer tiefschwarzen 78 (+6) gipfelt. Damit rutscht der Burgenländer auch noch vom 10. bis auf den 40. Platz zurück, verpasst damit einen neuen heimischen Major-Rekord deutlich und kann sowohl in Sachen Weltrangliste, als auch in der Ryder Cup Qualifikation und im Non-Member Ranking der PGA Tour nichts mitnehmen.

„Ich verlasse heuer Augusta mehr als nur enttäuscht,“ klingt Wiesberger entsprechend frustriert, „ich habe da draussen mein bestes versucht, konnte es aber nicht so umsetzen wie ich mir das vorgestellt hatte.“

Für Bernd Wiesberger geht es in Augusta durchaus um einiges, weshalb das angepeilte Spitzenresultat – er startet immerhin vom starken 10. Platz auf die letzten 18 Bahnen – enorm weiterhelfen würde, denn erst letzte Woche rutschte er aufgrund der ausbleibenden Topergebnisse aus den Top 50 der Welt. Auch im Non-Member Ranking der PGA Tour könnte er bei gut 100 fehlenden Punkten einen riesigen Schritt in Richtung Special Temporary Membership machen, was ein deklariertes Ziel von ihm ist, wie er im Vorfeld der Saison selbst anmerkte. Was sich an diesem Sonntag allerdings in Augusta abspielt, hätten wohl selbst die wildesten Pessimisten nicht für möglich gehalten, denn Bernd findet nahezu von Beginn an kein Rezept und verhindert nur dank eines kleinen Aufbäumens auf den Par 5 der Backnine seinen bislang höchsten Score im Augusta National GC.

Rasches Birdie zu Beginn

Der Start in die finale Umrundung gelingt dabei noch durchaus plangemäß, wenngleich er auf „Tea Olive“ aus einer richtig starken Annäherung bis auf drei Meter zur Fahne noch kein Kapital schlagen kann. Am Par 5 danach verzieht er zwar den Abschlag deutlich, hat aber Glück, dass der Ball zurück aufs Fairway kickt. Die Annäherung danach sitzt und aus ähnlicher Distanz wie auf der 1 geht sich diesmal das Birdie aus. Erstmals nimmt er sich auf der 3 vom Tee etwas zurück, mit einem richtig starken Eisen passt aber der nächste Approach, diesmal spielt der 14. Schläger im Bag aus abermals drei Metern aber nicht mit.

Erstmals kommt dann am schwierigen Par 3 der 4 Stress auf, nachdem der Teeshot im Bunker hängen bleibt. Der Sandschlag kann sich auf die kurzgesteckte Fahne aber durchaus sehen lassen, allerdings weigert sich der Putter auch aus gut zwei Metern gewinnbringend mitzuarbeiten und hängt Bernd so den scoretechnischen Ausgleich um. Wohl noch mit den Gedanken beim Vortag, als auf der 5 so ziemlich alles schief ging, geht er es diesmal ruhiger an, lässt sich so aber auch noch gut 200 Meter aufs Grün über. Die Annäherung zieht dann sogar etwas zu weit, nach einem perfekten Chip aus schwieriger Lage krallt er sich aus einem guten Meter aber noch das Par.

Scotty Cameron entscheidet sich jedoch sofort wieder von der Finalparty zu verschwinden, denn auf der 6 muss er den Putter aus 16 Metern gleich dreimal ansetzen und rutscht so erstmals in den Plusbereich ab. Die Probleme reißen auch danach nicht ab, nachdem der Drive auf der enorm anspruchsvollen 7 nach rechts zieht. Zwischen den Bäumen ist die Lage zwar gut, er bringt den Ball aber nur im linken Grünbunker unter. Aus drei Metern kriecht dann noch dazu erneut der Parputt links am Loch vorbei. Da auf der 8 die Grünattacke zu weit rechts bleibt und auch der Chip nicht auf den Punkt passt, geht sich am zweiten Par 5 der Frontnine der erhoffte Turnaround in Form eines Birdies nicht aus.

Im Eiltempo zurück

Auf der 9 werden die Probleme auf den Grüns dann mittlerweile zu einem echten Problem am Sonntag, denn die Annäherung macht es sich am oberen Plateau gemütlich und da er den Downhiller etwas zu stark dosiert und auch aus 1,5 Metern den Retourputt nicht locht, hat er prompt den nächsten Fehler auf der Scorecard stehen. Dass an diesem Tag so gar nichts passt manifestiert sich dann eindrucksvoll auf der 10. Bernd nagelt den Drive perfekt aufs Fairway, verzieht die Annäherung aber extrem nach links und kann aus dem Busch den Ball nur rausquetschen. Zu allem Überfluss trifft er auch noch eine Absperrstange für die Patrons und bastelt in Folge auch aus knapp drei Metern noch einen Dreiputt zum Triplebogey zusammen.

In dieser Tonart geht es auch im Amen Corner – der weltberühmte Stretch der Löcher 11 bis 13 – weiter, denn nach verfehltem Grün geht sich auch hier das Up & Down zum Par nicht aus. Nach einem sicheren Par auf der 12, die ihn dennoch dazu veranlasst seinen Ball danach im H2O zu versenken, geht sich dann auf der 13 nach erstmaliger Grünattacke auch das zweite Birdie des Tages aus. Das lässt nach langer Zeit auch wieder Souveränität einkehren, wie ein sicheres Par danach und ein darauffolgendes weiteres Birdie nach gelochtem 2,5 Meter Putt am Par 5 der 15 beweist.

Das „Hoch“ hält jedoch nicht lange an, da er sich schon am Par 3 der 16 vom Vorgrün aus das nächste Bogey eintritt. Auf den verbleibenden beiden Bahnen kann er dann noch Pars notieren, unterschreibt so die 78 (+6) und verhindert so zumindest noch die schlechteste Augusta-Runde – eine 79 (+7) im Jahr 21016 – seiner Karriere. Mehr als ein 40. Platz, der ihm in keinster Weise irgendwie weiterhilft, geht sich so für den Südburgenländer aber nicht aus. „Jetzt ist es Zeit das alles zu reflektieren, den Reset zu machen und neue Pläne zu schmieden,“ gibt er einen Einblick über die nächsten Schritte.

Die gesamte Bandbreite

Wie schon in den letzten Monaten hat Bernd auch weiterhin mit der Konstanz zu kämpfen. Dass sich die intensive Arbeit mit seinem extra in die USA eingeflogenen Schwungcoach durchaus bezahlt machte, zeigte sich vor allem bei den Drives. Zwar bogen einige Abschläge noch unangenehm ab, im Großen und Ganzen agierte er vom Tee jedoch souveräner als in letzter Zeit. Die Eisen hatte er vor allem am Freitag perfekt im Griff, wo er mit einer 66 (-6) nicht nur seine bislang beste Masters-Performance auspackte, sondern darüber hinaus auch bis ins absolute Spitzenfeld nach vorne preschte.

Nach unnötigen Fehlern zum Auftakt und einer Kampfrunde am Moving Day, was jeweils in der 74 (+2) mündete, hatte er als 10. die Mega-Chance eine neue Benchmark im österreichischen Golf zu setzen und sich auch rasch wieder unter die Elitetruppe der Top 50 der Welt zu spielen. Die total verpatzte Finalperformance zeigte bei Bernd auch sichtlich während der Runde bereits Wirkung, denn nach den vielen Fehlern flogen sowohl Putter als auch Ball und eine versteinerte Miene sprach mehr als tausend Worte. Den wilden Ritt am Sonntag gilt es nun rasch aufzuarbeiten und abzuhaken, denn fürs Selbstvertrauen zuträglich waren die finalen 18 Löcher in Augusta wohl nicht.

Erster japanischer Major-Champion

Drittrunden-Leader Hideki Matsuyama schlüpft nicht nur als erster Japaner in das berühmte Green Jacket, sondern krönt sich überhaupt zum ersten Majorsieger der golfverrückten Nation. 10 Jahre nachdem er in Augusta bereits bester Amateur war, baute er seinen Drittrundenvorsprung zwischenzeitlich auf 6 Schläge aus um es im Finish noch einmal spannend zu machen.

Xander Schauffele machte spät mit vier Birdies mächtig Druck, was beim Japaner Wirkung zeigte. Am Par 5 der 15 schoss er übers Grün ins Wasser und kam dabei mit Bogey noch gut davon. Schauffele selbst wasserte kurz darauf an der 16 und beendete mit dem Triplebogey seine Titelambitionen. Somit konnte sich Matsuyama drei Bogeys im Finish erlauben um am Ende mit der 73 bei 10 unter Par zu triumphieren. Masters-Rookie Will Zalatoris, der auch so eben erst eine Tourkarte erspielte, sichert sich Platz 2, zwei Schläge vor Jordan Spieth und Xander Schauffele.

Leaderboard US Masters

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