Neues Kapitel

SCOTTISH OPEN – FINAL: Bernd Wiesberger ringt nach einem an Spannung kaum zu überbietenden Finaltag Benjamin Hebert (FRA) erst am dritten Extraloch im Stechen nieder und schlägt mit dem Sieg beim Rolex Series Event ein neues Karriere Kapitel auf.

Bernd Wiesberger ist in dieser Saison das perfekte Beispiel, wie schnell es im Golf wirklich gehen kann. Mitte Mai machten sich die österreichischen Fans bereits leise Gedanken, ob und wie der Burgenländer denn nach ausbleibenden Ergebnissen die Tourkarte wird halten können. Dann folgte der erste Paukenschlag, denn mit dem Sieg in Dänemark war nicht nur das Spielrecht kein Thema mehr, auch die Top 100 der Welt rückten langsam wieder in seinen Fokus.

Nach geschaffter US Open Quali dann das nächste große Fragezeichen heuer. Wie wird es der Oberwarter anlegen um auch bei den Open in Royal Portrush mit von der Partie sein zu können? Und auch hier folgte die perfekte Antwort, denn ein starker 2. Platz letzte Woche in Irland stellte nicht nur eine vorläufig neue persönliche Rolex Series Bestmarke dar, auch der Startplatz fürs letzte Major war damit in trockenen Tüchern.

Das nächste große Ziel des 33-jährigen sind somit die Rückkehr in die Top 50 der Welt, und auch dies erledigt Bernd in Windeseile und noch dazu mit einem Paukenschlag, der im österreichischen Golf in komplett neue Sphären vordringt. Der Oberwarter sichert sich kurzerhand im Stechen den Titel bei den Scottish Open und fährt damit beim 7 Millionen Dollar Rolex Series Event mit über einer Million Dollar Preisgeld seinen eindeutig bislang größten Siegerscheck der Karriere ein. „Ich habe es immer genossen in Schottland Linksgolf zu spielen und hatte hier auch schon meine Erfolg,“ erklärt er seine Affinität, „daher ist es besonders nett hier am Ende des Tages mit der Trophy zu stehen. Es war ein langer Tag, aber irgendwie habe ich es geschafft.“

Spannend gemacht

Dabei gestaltet sich der Finaltag durchaus noch spannend, denn Bernd findet mit links verzogenem Drive auf der 1 nicht gerade souverän in die Runde. Am Grün lässt er sich dann noch dazu einen recht unangenehmen Tester zum Par übrig, besteht diesen aber ohne Probleme. Die Probleme reißen auch auf der 2 nicht ab. Zwar passt diesmal der Drive, dafür aber zieht die Annäherung nach links und verschwindet im ganz dicken Zeug. Zumindestens bringt Bernd den Ball im Gegensatz zu Flighpartner Van Rooyen (RSA) raus, das Bogey lässt sich aber nicht verhindern.

Anders als an den Vortagen wollen die Eisen nicht mehr so zwingend zu den Fahnen und auch mit dem Greenspeed hat der Oberwarter so seine kleinen Probleme, denn auf der 4 lässt er den Birdieputt auf Linie zu kurz. Auf der 7 klappt es dann aber mit dem ersten Birdie. Die Grünattacke bleibt zwar etwas links, ein gefühlvoller Chip lässt ihm aber nur noch ein Tap-in zum ersten Erfolgserlebnis über.

Das erste Birdie heizt auch sichtlich den Putter an, denn kurz vor dem Turn fällt auf der 9 auch aus größerer Distanz der Ball und Bernd kann so auch seine Spitzenposition im Turnier behaupten. Benjamin Hebert marschiert bei gesamt 22 unter Par zurück ins Clubhaus, hat die Spitzenposition vorerst aber nur ein paar wenige Minuten für sich allein, denn nach einem starken Wedge schließt Bernd am Par 5 der 12 sofort wieder zum Franzosen auf.

Auf der 16 macht er es dann richtig spannend, denn nach knapp verfehltem Grün gelingt der Chip nicht nach Maß, aus gut fünfeinhalb Metern spielt dafür aber der Putter mit, beschert Bernd das vierte Birdie des Tages und lässt ihn bei gesamt 23 unter Par wieder die alleinige Spitze erklimmen. Lange kann er dort aber nicht verweilen, denn nur eine Bahn später erweist sich der zwei Meter Tester zum Par als zu unangenehm.

Am dritten Extraloch

Auf der 18 biegt dann einmal mehr ein Drive links ab, Bernd erreicht aus der Pampa aber das Grün, schiebt den ersten Putt dann aber deutlich übers Loch. Nervenstark locht er jedoch den Retourputt und muss damit gegen Benjamin Hebert nach der 69 (-2) und bei einem Gesamtscore von 22 unter Par ins Stechen um den Sieg. Am ersten Extraloch zündet der Franzose dann ein starkes Eisen, kann die Chance aber nicht in Zählbares ummünzen, was beide erneut zum 18. Abschlag zurückfahren lässt.

Die beiden wollen sich auch danach sichtlich nicht auf einen Sieger einigen, denn nach einem fett getroffenen Eisen und einem darauffolgenden Dreiputt vom Vorgrün macht Bernd dem Franzosen die Tür zum Sieg sperangelweit auf, doch Hebert schlägt sie seinerseits mit einem Dreiputt schwungvoll wieder zu. Zum dritten Mal heißt es somit zurück zum 18. Abschlag und diesmal macht Hebert die Türe mit weiterem  Dreiputt weit auf und Bernd lässt sich diese Chance nicht entgehen und schreitet souverän durch: „Ich habe mich einfach durchgekämpft. Natürlich hätte ich lieber den Sack mit ein paar Pars zugemacht, aber manchmal wirst Du halt getestet,“ gibt er zu sich selbst das Siegen unnötig schwer gemacht zu haben.

Mit dem Sieg am dritten Extraloch feiert Bernd Wiesberger nicht nur seien bereits sechsten European Tour Sieg der Karriere, sondern feiert auch den ersten Sieg bei einem der ganz großen Turniere. Er bessert damit auch seine Bilanz bei Playoff Entscheidung auf, denn nach seinem Sieg gegen Tommy Fleetwood (ENG) in Shenzhen und jetzt gegen Benjamin Hebert steht es im Verhältnis Sieg zu Niederlage nur noch 2 : 3.

Neue Nummer 1 im Race to Dubai

Nach seiner Verletzung setzt Bernd nun auch den nächsten Meilenstein seiner bereits beeindruckenden Karriere, denn mit dem Sieg beim Rolex Series Event gelingt ihm der erste Sieg bei einem echten Kracher-Event. Nur Majors und WGC-Turniere kann man wohl noch höher einreihen als das Event in Schottland, wenngleich von den Top 10 der Welt nur zwei Spieler am Start standen.

Die positiven Nebenaspekte sind klarerweise ebenfalls zahlreich, denn nach Titel Nummer 6 leuchtet ab sofort der Name Bernd Wiesberger am 1. Platz im Race to Dubai auf. Mit der Verbesserung in der Weltrangliste hat er nun außerdem auch wieder alle Starts bei Majors und WGC-Events vorläufig sicher. Bereits nach Portrush kommende Woche steht in Tennessee im TPC Southwind das WGC Invitational auf dem Programm, wo Bernd nun zeigen will, dass Topergebnisse auch auf US-Boden machbar sind.

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